Einsame Lichtkegel bewegten sich im Dunkeln auf Tante Nellies Pousada in der Serra do Cipó zu. Nach und nach ließen sich einzelne Schemen ausmachen, welche sich schließlich als sechs Personen mit Strinlampen entpuppten. Die meisten Personen hatten einen feuchten Hosenboden und bis zur Brust hin nasse T-Shirts. Die Hosenbeine und Schuhe hingegen waren trocken. So manchem interessierten Beobachter mag sich nun vielleicht die Frage stellen, wie es dazu gekommen war.
Die Lösung des Rätsels verbirgt sich auf dem Grund des hiesigen Flusses bei den schwach elektrischen Fischen. Wir hatten uns am späten Nachmittag zu sechst, noch mit trockenen T-Shirts, auf die Suche nach ebendiesen gemacht. Als wir bei Dämmerung ausgestattet mit zwei Netzen an der Messstelle ankamen, schlugen sich unsere Guides Lucas und Frederico direkt in das Dickicht aus Wurzeln und verschiedensten Wasserpflanzen. Auch wir zogen unsere Hosen und Schuhe aus und begaben uns in den Schlamm. Mit Elektroden, Verstärkern und Aufnahmegeräten ausgestattet, wateten wir im etwa knietiefen Wasser am Uferrand entlang.
Dabei gelang es uns die Signale mehrerer elektrischer Fische zu registrieren und aufzunehmen. Hierbei handelte es sich zunächst um Signale von sogenannten „Summern“. Zu diesen zählt auch die Art Eigenmania virescens, welche wir bereits am Rio Cristalino identifizieren konnten. Unter dem Begriff „Summer“ werden schwach elektrische Fische zusammengefasst, welche ein kontinuierliches elektrisches Signal abgeben. Bei Umwandlung in ein akustisches Signal ertönt dieses, dem Namen entsprechend, dann als durchgehendes Summen. Darüber hinaus spürten wir in dem Gewässer auch sogenannte „Knatterer“ auf. Im Gegensatz zu den Summern geben diese mehrere kurze aufeinanderfolgende elektrische Impulse ab. Das akustische Signal erinnerte uns dabei an das Brummen eines Motorbootes.
Trotz der Dunkelheit, wegen welcher wir mittlerweile mit Stirnlampen arbeiten mussten, bekam unser Guide Frederico Moreira Bélizario tatsächlich einen „Knatterer“ ins Netz. Dieser gehörte höchstwahrscheinlich der Gattung Gymnotus an. Detailliertere Angaben werden nach genauerer Analyse folgen.
Dass das Wasser doch nicht überall Knietief, sondern partiell eher hüfthoch war, bemerkten wir leider erst als wir bis zur Brust samt T-Shirt eingesunken waren. Soviel also zu den nassen T-Shirts.
Angestachelt von der nächtlichen Aktion überraschte uns Frederico dann am nächsten Nachmittag mit zwei weiteren Exemplaren der Gattung Gymnotus, welche er von einem befreundeten Nachbarn fangen ließ. Diese wurden uns bei unserer Rückkehr von der nächsten Tagestour in einem Eimer überreicht. Da wir nun die Fische zum ersten Mal isoliert hatten, gelangen uns sehr gute und deutliche Aufnahmen. (MP)
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