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Archive for April 2013

Im Newsletter der Uni Tübingen aktuell Nr. 1/2013: Studium und Lehre erschien ein Bericht über die diesjährigen Lehrveranstaltungen in Brasilien.

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Newsletter-Uni-aktuell, für die ausführliche Version bitte hier klicken

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Saurier in Candelária, RS

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Prof. João Pedro Schmidt, Pró-Reitor de Planejamento e Desenvolvimento Institucional;
Dr. Martin Ebner, Universität Tübingen;
Cristiana Mueller, Coordenadora da Assessoria para Assuntos Internacionais e Interinstitucionais (Auslandsamt)
und Dr. Rainer Radtke, Universität Tübingen.

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Am 15.4.2013 wäre Irmela von Hoyningen-Huene 100 Jahre alt geworden. Kurz nach ihrem 99. Geburtstag war sie 2012 sanft entschlafen. Am Montag, dem 8.4., fanden sich die TeilnehmerInnen des 11. Geoökologischen Gelände-Praktikums in São Pedro do Sul im paläontologischen Museum Walter Ilha ein. Die Stadt hatte eine Gedenkfeier für „Dona Irmela“ vorbereitet.

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Das historische Museum Fernando Ferrari und das paläontologische Museum Walter Ilha befinden sich in São Pedro do Sul unter einem Dach.

Die Museumsdirektorin wurde von der Kulturreferentin der Stadt begleitet, diese wiederum vom Lokalradio Rádio Municipal São Pedrense. In einem Live-Interview äußerte sich Dr. Rainer Radtke zu den Hintergründen der Feierlichkeit.

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São Pedro do Sul, eine Stadt mitten im Herzen von Rio Grande do Sul, blickt auf eine lange Verbindung mit Tübingen zurück. 1928 kam Friedrich Freiherr von Hoyningen-Huene, Professor für Paläontologie der Universität Tübingen, mit seinem Assistenten Rudolf Stahlecker hierher in die sprichwörtliche Pampa Südbrasiliens, unweit der Grenzen nach Argentinien und Uruguay. Ergebnis ihrer neunmonatigen Grabungen waren zwei Saurier: Chiniquodon theotonicus, ein räuberisch lebender dicynodonter Saurier und Stahleckeria potens, ein grasfressender Dicynodont. Beide Tiere sind seit den 1930er Jahren im Therapsidensaal des Paläontologischen Instituts zu sehen.

Radtke und sein Kollege Ebner hatten für die anwesende Taisnara Fragoso eine Überraschung dabei. Taisnaras Urgroßvater Theutonico hatte von Huene tatkräftig unterstützt, so dass von Huene den einen Fund nach ihm benannte. Die Urenkelin erhielt ein Foto des Chiniquodon theotonicus aus Tübingen fürs Familienarchiv. In einem Dokumentarfilm über von Huene aus dem Jahr 2012 war sie eine der Hauptakteurinnen.

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Die Urenkelin von „seu Theutonico“ mit dem Foto des nach ihrem Urgroßvater benannten Sauriers.

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Chiniquodon theotonicus (mit Dank an Philipe Havlik)

2011 war Claudio Einloft erstmals nach Tübingen gekommen, um die Stahleckeria zu sehen. Kurz nach der Ausgrabung der Saurier durch von Huene hatte Einlofts Großvater die Ländereien erworben, die bis heute in seinem Besitz sind. In Tübingen kam es zur Begegnung mit der damals 98-jährigen Irmela, der letzten lebenden Tochter des Freiherrn. Trotz ihres hohen Alters waren ihr die Erzählungen ihres Großvaters über Brasilien im Detail präsent. Sie, die mit rund 70 Jahren eine künstlerische Richtung einschlug, fertigte im Anschluss an das deutsch-brasilianische Zusammentreffen zwei Zeichnungen an mit dem Titel: „In Erinnerung an die Ausgrabungen meines Vaters in Brasilien 1928/29“.

Presse: 1,   2

Beide Zeichnungen konnte Radtke im Januar 2012 dem Museum übergeben. Nun, am 21.4.2013, erscheinen sie ebenso im Werksverzeichnis der Künstlerin.

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Claudio Einloft mit der früheren Museumsdirektorin Tiana Cabral. Im Hintergrund ein Poster mit der „Tübinger“ Stahleckeria potens.

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Im Anschluss wurde Irmela von Hoyningen-Huenes gedacht.

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Wertschätzung der künstlerischen Werke von Irmela von Hoyningen-Huene durch die Gemeinde São Pedro do Sul. (Entwurf: Janete Dalla Costa, Direktorin des Museums)

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Der Bürgermeister der Stadt bedankt sich bei Radtke, dass er die Stadt erneut aufsucht und gedenkt des 100. Geburtstags von Irmela von Hoyningen-Huene.

Am Nachmittag führte Einloft die PraktikumsteilnehmerInnen aus Tübingen nach São Lucas und Chiniquá zu den Originalfundstätten der beiden Saurier.

Fundstelle

Fundstätte

In der „Sanga da árvore“ hatte von Huene die Stahleckeria ausgegraben, wo früher ein Baum (árvore) stand, heute findet man zwei Büsche vor (links im Bild).

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Erläuterungen an diesem wissenschaftshistorisch bedeutenden Ort in Chiniquá.

Wenig weit entfernt liegt in São Lucas der Fundort des Chiniquodon. Von Huene hatte erste Knochen von hier in Tübingen erhalten, was ihn bewog, seine Expedition hierher zu führen.

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Originalfundort von Chiniquodon an der RS 287, die Porto Alegre mit Uruguiana an der Grenze nach Argentinien verbindet.

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Der Tag klang ortstypisch mit einem Churrasco auf Einlofts Anwesen aus (Foto: Einloft mit angemessenem Fleischspieß).

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Das während des Tages Erlebte und Erfahrene wurde beim Churrasco reflektiert.

RR

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Das Jahr Deutschland + Brasilien 2013-2014:  Wo Ideen sich verbinden. Unter diesem Motto steht das Deutschlandjahr in Brasilien, das die deutsch-brasilianischen Beziehungen in allen gesellschaftlichen Bereichen vertiefen und ausweiten will. Zugleich soll das Jahr die Sichtbarkeit der Zusammenarbeit erhöhen und Anstöße für neue Kooperationen geben.

Website auf deutsch,   website em português

Projektträger sind das Auswärtige Amt (AA), der Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI), das Goethe Institut, das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), sowie das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Bereits Ende 2012 wurde das Programm in der Presse vorgestellt:
Der Spiegel, 27.9.2012: Deutschland-Bild in Brasilien
Die Welt, 28.9.2012,   4.10.2012

Nun sind unsere beiden Brasilienaktivitäten, die Zoologische Exkursion und das Geoökologische Gelände-Praktikum in das Programm des Deutschlandjahres aufgenommen worden. Demnächst steht die aktuelle Version unter „Downloads“ im Netz. Wir, die Leiter des dreiwöchigen Praktikums,  Dr. Rainer Radtke und Dr.  Martin Ebner,  sowie die 25 Tübinger und rund 15 brasilianischen PraktikumsteilnehmerInnen,  sind begeistert,  2013 und 2014 dabei sein zu dürfen.

Warum Faszination Araukarienwald? Die aktuellen Fotos dürften für sich sprechen.
RR

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Während die PraktikumsteilnehmerInen sich erholen, war Radtke in Porto Alegre beim Gouverneur von Rio Grande do Sul (RS) im Palácio do Governador. Hier wurde die neue Finanzierungsbasis für die Wissenschaft des Bundeslandes RS bekanntgegeben.

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Links aussen sitzend: Jorge Guimarães, CAPES-Präsident, 3. von links:  Secretário Executivo Luiz Antônio Rodrigues Elias, MCTI – Wissenschaftsministerium Brasília, Stellvertreter des Bundeswissenschaftsminister, Tarso Genro, Gouverneur, im grauen Anzug in der Mitte, zweite von rechts die FAPERGS-Präsidentin Nádya Pesce da Silveira.

Nun zu den Studierenden:

Da wir es von der zoologischen Exkursion gewohnt waren, vier Wochen lang immer früh um 05:00 aus den Federn zu kommen, war es für viele jetzt kein Problem, um 6 Uhr morgens aufzustehen, um sich den atemberaubenden Sonnenaufgang auf Pró-Mata anzuschauen. In Decken gemummelt saßen wir zunächst im völlig Dunkeln, bis die Sonne über den Bergen, den beiden Lagunen und dem Atlantik rotglühend aufging. Wenn uns nicht, wie an vielen Morgen eine Wolke einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.
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Einige ließen den Tag sportlicher angehen und joggten zu einem von Araukarien umstandenen See, um im kalten Wasser (für die Jahreszeit zu kühl), einige Bahnen zu ziehen.
In der Mittagspause lasen der eine oder die andere auf der Wiese vor dem Stationshaus biologische Fachbücher oder gar Belletristik, andere wiederum legten sich auf die Lauer, um Kolibris an den Fuchsien zu beobachten.

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Nach dem alltäglichen Wanderprogramm waren die Fitten offenbar noch nicht ausgelastet und spielten an manchem Abend eine Runde Fußball auf dem hügeligen Rasen. Am Freitag, dem vorletzten Praktikumstag, steigt das bereits legendäre Spiel gegen die brasilianischen Studierenden der Partneruniversität UNISC in Santa Cruz do Sul. Manchmal machte eine dichte Nebelfront es unmöglich, den Ball, das Tor oder geschweige denn die eigenen MannschaftskollegInnen zu erkennen.
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Ronja Bauer & Dorothee Lambert

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Da gehen doch am 01. April eine Theologin und ein Theologe zu den Biologen in den brasilianischen Urwald. Das ist kein April-Scherz und auch nicht der Beginn eines Witzes. Außerdem sollten wir richtig stellen, dass die zwei Theologen in Pró-Mata nicht nur Biologen treffen, sondern auch Geologen, Geoökologen und Zoologen. Bei denen wiederum erklärt es sich recht schnell, was die im Araukarienwald wollen. Aber was wollen eigentlich zwei Theologen dort? Sollten die nicht lieber Bücher lesen und, wenn überhaupt, Kirchen besuchen?

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Rahel und Jonathan stellen auf Pró-Mata ihren Auslandsaufenthalt bei einer evangelischen Einrichtung in São Leopoldo vor.

Nun, die beiden Theologen, das sind wir, Rahel und Jonathan. Und in Brasilien verbringen wir (Ex-)Tübinger derzeit ein Auslandsstudienjahr. Bevor wir nach Brasilien aufgebrochen sind, haben wir einiges gehört von der Vielzahl an neuen Kirchen, die in Brasilien an jeder Straßenecke hervorsprießen. Aber ebenso erzählte man uns von der Artenvielfalt und der wunderbaren Natur Brasiliens. In unserem Reiseführer lesen wir vom buntesten Artenreichtum der Pflanzenwelt (mit allein 55 000 Blütenpflanzen) und dass sich auf einem Quadratkilometer Regenwald mehr Pflanzenspezies fänden als in ganz Europa zusammen genommen.
Während unseres bisherigen Brasilienaufenthalts hatten wir davon leider reichlich wenig gesehen. Die Outdoor-Kultur, die wir aus Deutschland gewohnt sind, scheint in Brasilien nicht wirklich verbreitet zu sein. Statt in der Natur, spazierten wir mit unseren Gastgebern von der  Escola Superior de Teologia (EST) 1. , 2. aus São Leopoldo eher durch Städte und Straßen als durch Flora und Fauna.

Die optimale Gelegenheit, in die Natur zu kommen, erreichte uns, als Rainer uns einlud, die Tübinger Studentengruppe auf der Forschungsstation Pró-Mata besuchen zu kommen.
Diese vier Tage vom 01. bis 04. April haben wir in keinster Weise bereut. Wir hatten die Gelegenheit endlich mal eine richtige kräftezehrende Wanderung in den Wald zu unternehmen, schmalblättrige Araukarien zu pflanzen und wunderschöne Landschaft zu erkunden.
Nebenbei war es nicht nur ein Kennenlernausflug, sondern eine durchaus lehrreiche Exkursion, auf der wir gelernt haben, dass auf Rhyolit- und Basaltböden unterschiedliche Pflanzen wachsen; sich Stachellose Bienen mit Duft verständigen, während die europäischen Bienen dafür aufs Tanzen spezialisiert sind; warum Biologen hin und wieder stehen bleiben, um Pflanzen Zahlen oder Buchstaben zuzuordnen und vieles mehr.

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Die Wanderung vom Araukarienplateau startete bei 930 m ü.NN und wir kamen nahezu auf Meereshöhe an.

Vielen herzlichen Dank für alles, was wir in diesen Tagen von euch lernen durften und für viele bereichernde Gespräche. Wir sind große Fans von Rainers Ansatz, Studentengruppen fächerübergreifend aufzumischen. Die Unterhaltungen mit euch waren sehr bereichernd und um es mit den Worten einer Schülerin zu sagen, die in der Zivildienstzeit von Jonathan beim Landesbund für Vogelschutz an einer Waldexkursion teilgenommen hatte: „Vielen Dank für den Wald zeigen!“
Wald und Natur interessiert Theologen ebenso wie Biologen, Geologen und Geoökologen. Wald geht uns alle an. Und ganz gleich ob wir es Biodiversität oder Vielfalt von Gottes Schöpfung nennen, wir sollten uns gemeinsam für den Erhalt der Natur einsetzen.

Amen dazu.

Die zwei Theologen, Rahel und Jonathan

Brasilien Rahel und Jonathan auf Pró-Mata

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Es soll an dieser Stelle ein weiterer Nachtrag eingefügt werden, nicht nur um auf die Schönheit des nächtlichen Sternenhimmels – ohne menschliche Lichtverschmutzung – hinzuweisen, sondern auch um etwas Licht in das Dunkel zu bringen, das während der Exkursion um das vieldiskutierte Kreuz des Südens hing und darum, wie man denn davon ausgehend den geographischen Südpol fände.
Während unseres Aufenthaltes im Pantanal fand man allabendlich eine nicht unbedeutende Zahl Studenten im Gras liegen und hinauf zu den abertausenden Sternen sehen, die den Nachthimmel schmückten. Das war einerseits erholsam nach dem anstrengenden Tag, andererseits lohnenswert, denn der Anblick war tatsächlich grandios und löste zweifelsohne eine gewisse Faszination aus.
Und wie alle so im Gras lagen, kamen Fragen nach dem Ich und dem Sinn des Lebens auf. Man stellte sich die Größe des Weltalls vor, die Weite und die Leere, wie hoch die Chancen wohl stünden, dass die Erde der einzige Leben-beherbergende Planet und der Mensch das einzige Lebewesen mit höherer Intelligenz im Universum sei. Einige wurden etwas wehmütig und erinnerten sich an die ferne Heimat, wo die Geliebten soeben selig schlafen mussten. Neben all der Romantik wurde aber auch die Wissenschaft nicht vergessen und mittels einer astronomischen Sternenkarte der Himmel bestimmt. Das war nicht gerade einfach, denn Sterne stellen für die meisten Biologen eher ungewohnte Bestimmungsobjekte dar. Besonders das Kreuz des Südens warf einige Fragen auf. Zunächst kamen da nämlich mehrere Kreuze in Frage, wobei bei keinem direkt klar war, wie dieses Kreuz denn nun den Süden anzeigen würde. Es wurde hin- und herdiskutiert, der Kompass zu Rate gezogen, die Sternenkarte studiert. Sehr zum Leid derjenigen, die gerne einfach und in Ruhe einen Vorrat Sternschnuppenwünsche erledigt hätten, sich jedoch von dem Taschenlampengefunzel und den im Blickfeld herumstehenden Personen sehr in ihrer Sicht eingeschränkt sahen. Wirklich einig wurden die Diskutierenden sich sowieso nicht und legten das Thema letztlich bei.
Damit nun aber doch alle in den Genuss kommen das Kreuz des Südens auf dem Sternenhimmel unseres Zeltlagers zu sehen, ist es auf dem unteren Bild markiert. Es gehört aber noch ein fünfter Stern dazu, der sich bei aufrechter Position des Kreuzes im rechten, unteren Viertel befindet. Verlängert man die große Achse des Kreuzes um etwa viereinhalb Mal in die Richtung, in die sie länger ist, so findet man den Himmelssüdpol, oder mit anderen Worten, genau den Punkt im Süden, um den sich alle Sterne drehen. Setzt man nun von dort das Lot zum Horizont, so weiß man in welche Richtung der geographische Südpol liegt.
Mittels einer 15-minütigen Langzeitbelichtung sieht man, wie die Sterne über den Himmel wandern, oder wissenschaftlich korrekter formuliert, wie die Erde sich um ihre eigene Achse dreht. Jeder Stern wird dabei aufgrund der Erdbewegung verwischt und als Linie dargestellt. Das Drehungszentrum ist der Himmelssüdpol.

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Im Übrigen befindet sich das Kreuz des Südens auf den Flaggen verschiedener Länder, unter anderem auch auf der brasilianischen. Da allerdings ist es spiegelverkehrt abgebildet, so als befände man sich außerhalb der Himmelskugel und würde durch das Sternzeichen hindurch auf Brasilien schauen.
Quellen: 1,   2

Uwe Zimmermann

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Nach einem tollen Abschluss der zoologischen Exkursion mit leckerem Abendessen im regnerischen Rio de Janeiro trennte sich die über die vier Wochen eingeschworene Gruppe. Diejenigen, die nur an der zoologischen Exkursion teilnahmen, verbrachten noch einen letzten Tag in Rio im botanischen Garten, im historischen Zentrum der Stadt und letztendlich kurz an der Copacabana. Am Abend reisten sie ins verschneite Deutschland ab.

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Links die Königspalmen-Allee, das Wahrzeichen des botanischen Gartens und rechts der gute, alte Breit-Wegerich (Plantago major) im Heilpflanzengarten

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Links der Zuckerhut im Regen, rechts die Selarón-Teppe in Lapa

Ein zweiter Teil der Gruppe begann die zweiwöchige botanische Exkursion von Prof. Hampp und Prof. Grüninger in Porto Alegre.

Der andere größere Teil der Gruppe nahm eine Woche Auszeit auf der Ilha Grande, um dann das dreiwöchige Geoökologie-Praktikum zu beginnen. Auf Wanderwegen durch die Mata Atlântica sahen wir auf der Insel u. a. zwei Kolibriarten, den Schwarzbrust-Mangokolibri (Anthracothorax nigricollis) und den Blauen Gabelschwanzkolibri (Eupetomena macroura) und am Strand die Meeresfauna.

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Nach diesen vielen verschiedenen Eindrücken trafen sich die Teilnehmer des Geoökologischen Gelände-Praktikums mit Dr. Radtke in Porto Alegre und sind von dort mit zwei T2-VW-Bussen Richtung Pró-Mata gefahren. In São Francisco de Paula trafen wir auf die Botanikergruppe und fuhren gemeinsam weiter.

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Auf dem Weg machten wir Halt im Nationalforst „Floresta Nacional de São Francisco de Paula-RS“. 1945 wurde die Forststation „Estação Florestal de Morrinhos“ gegründet und erlangte 1968 den Status eines Nationalforsts. Die Mitarbeiter der Station machen sich zur Aufgabe, die Natur mit den Mitteln der nachhaltigen Nutzung zu erhalten und zu verbinden. Auf unserem Weg durch den Nebelwald, der sich durch viele Epiphyten wie herabhängende Flechten auszeichnet, sahen wir zwei riesige 500-600 Jahre alte, etwa 30 m hohe Araukarien. Diese alten Araukarien sind sehr selten geworden, denn vor den 1980er Jahren wurde ein Großteil des Araukarien-Bestandes, vor allem die Individuen mit einem großen Durchmesser, aufgrund des wertvollen Holzes abgeholzt. Die zwei von uns bewunderten Exemplare hatten Glück, dass ihr Holz morsch ist und sie deshalb von der Axt verschont geblieben waren.

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  • 500 Jahre alte Araukarie
  • Nebelwald mit Flechten und Moos
  • alte Araukarien

Nach einer holprigen zweistündigen Fahrt in den VW-Bussen kamen wir im Dunkeln an der Station Pró-Mata an. Pró-Mata bedeutet „für den Wald“ und ist ein Araukarienwald-Schutzgebiet, der Universität Tübingen und der PUCRS, der katholischen Partneruniversität, in 800 – 1100 m Höhe auf der Serra Geral in der Gemeinde São Francisco de Paula. 1996 wurde mitten im Schutzgebiet die Forschungsstation eingeweiht. Die Idee zu dieser Station entstand Anfang der 90er Jahre durch eine Tübinger Arbeitsgruppe in Porto Alegre. Das Hauptziel der Station ist die naturnahe Wiederbewaldung mit Araukarien.

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In der Jura-Kreide-Zeit (vor 160-180 Mio. Jahren) hatte die Araukarie ihren Höhepunkt und war weltweit verbreitet. Noch heute zeigen versteinerte Araukarien in Europa ihre einstige Verbreitung. In Mata werden wir nächste Woche dann in einer Stadt sein, die weitgehend aus versteinerten Araukarien besteht. Lebende Araukarien gibt es heute aber nur noch auf der Südhalbkugel. Der ursprüngliche Bestand an Araukarienwald in Brasilien war so groß wie die Bundesrepublik Deutschland und zog sich von Minas Gerais bis Rio Grande do Sul, vereinzelt tritt sie noch weiter nördlich auf. Heute sind nur noch 5% des gesamten Bestandes übrig geblieben und nur 1% des zusammenhängenden Waldgebietes. Daher wurde die Baumart 1989 unter nationalen Schutz gestellt, das bedeutet, dass sie in Brasilien weder eingeschlagen noch gehandelt werden darf. Der Araukarienwald, auf Portugiesisch Mata com Araucária, ist der einzige tropische und subtropische Regenwald, in dem Koniferen (Nadelbäume) den Hauptbestandteil der Vegetation ausmachen. Alle anderen Regenwälder sind Laub-Mischwälder. Es gibt drei Gattungen in der Famile der Araucariaceae: Agathis, Araucaria und die erst 1994 in Australien entdeckte Wollemia. Hier in Brasilien kommt nur Araucaria angustifolia vor. Die Familie war während der Jura- und der Kreidezeit auf dem Gondwana-Kontinent verbreitet. Auf der Nordhalbkugel sowie in Afrika sind alle Arten der Familie ausgestorben. Die heute noch lebenden Arten werden aufgrund ihrer altertümlichen Merkmale als „lebende Fossilien“ bezeichnet. Sie sind an ihrer charakteristischen Wuchsform zu erkennen. In jungen Jahren sehen die Pflanzen wie typische uns bekannte europäische Koniferen aus. Im Laufe der Zeit werfen sie ihre unteren Äste ab und entwicklen die charakteristische Kandelaber-Form, ähneln also einem Kerzenleuchter. Dies geschieht, indem das apikale Wachstum stoppt und die Seitenäste über die Spitze des Stammes hinauswachsen, sodass die Spitze abgeflacht wird. Die immergrünen Blätter sind spiralig angeordnet, steif, spitz und lederartig. Die Araukarie wird bis zu 840 Jahre alt und kann 50 Meter Höhe erreichen. Sie ist diözisch, das bedeutet, dass es männliche und weibliche Individuen gibt. Die weiblichen Araukarien bilden kindskopfgroße Zapfen, die durch den Wind bestäubt werden.

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Die Samen werden von dem Azurblauraben (Cyanocorax caeruleus) vergraben, teilweise vergessen und so verbreitet. Es handelt sich hierbei um Zoochorie, eine Samenverbreitung durch Tiere, vergleichbar mit dem Verhalten unseres Eichhörnchens und Eichelhähers.

Die erste Woche auf Pró-Mata stand ganz im Zeichen der Botanik. Bestimmungsübungen:

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Nachdem wir uns mit der Umgebung und der heimischen Flora vertraut gemacht hatten, kamen drei Projekttage auf uns zu. Am ersten Tag gingen wir auf die der Forschungsstation nahegelegenen Pferdekoppel und in das angrenzende Waldgebiet, um Flechten zu kartieren. Eine Flechte ist ein lichenisierter Pilz, d.h. ein Pilz, der eine Population von Algen eingefangen hat und mit ihnen in einer vererbbaren Symbiose lebt. Wir verglichen das Vorkommen verschiedener Flechtenarten auf Licht- und auf Schattenbäumen. Dabei fanden wir im Wald eine äußerst seltene und flauschige Haarflechte. Das Elfenhaar (Coenogonium implexum) wächst in Form eines kleinen Kissens und ist grünlich orangefarben oder gelblich getönt. Prof. Grüninger ist Mit-Autor des Flechtenführers von Pró-Mata. Das Bestimmungsbuch ist über das Brasilienzentrum zu beziehen.

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  • Es wurden keine Mühen gescheut, um an geeignetes Untersuchungsmaterial zu kommen.
  • Flechten neben einer Bromelie am Stamm.
  • Prof. Grüninger, Prof. Magel und Frau Schrey am Flechtenbaum.
  • Prof. Grüninger blüht in seinen Erklärungen über Flechten auf.

Am zweiten Tag haben wir die Photosyntheserate verschiedener Pflanzenarten gemessen. Dazu verwendeten wir ein Gaswechselmessgerät, womit man über den Gaswechsel und die Menge an transpiriertem Wasser der Pflanze die Photosyntheserate bei verschiedenen Lichtintensitäten berechnen kann. Dieses Messverfahren nennt man Porometrie. Die Photosyntheserate lichtadaptierter Pflanzen ist höher als die dunkeladaptierter Pflanzen. Dies liegt daran, dass Lichtpflanzen nicht nur durch ihre morphologischen Blattanpassungen, sondern auch durch funktionelle Stoffwechselanpassungen optimal mit den hohen Lichtintensitäten umgehen können. In der Nähe der Wendekreise ist die Sonneneinstrahlung sehr hoch und kann hier im Gebirge bei klarem Himmel bis zu 2500 µmol Photonen/m²s betragen. Im Vergleich dazu ist die maximale Sonneneinstrahlung in Tübingen 1800 µmol Photonen/m²s. Sobald sich eine Wolke vor die Sonne schob, verringerte sich die Sonneneinstrahlung auf 400 µmol Photonen/m²s. Diese starke Reduzierung der Lichtintensität überraschte uns, da man das mit bloßem Auge nicht so eingeschätzt hätte. Das zweite Experiment bezog sich auf die Schutzmechanismen der Pflanzen gegen zu hohe Lichteinstrahlung. Bei zu hohen Lichtintensitäten besteht die Gefahr, dass die Pflanze durch freie Sauerstoffradikale geschädigt wird. Die Pflanze schützt sich vor zu hoher Sonneneinstrahlung durch Wärmeabgabe. Diese wird im Chlorophyllfluoreszenzmessgerät festgestellt. Wir fanden heraus, dass sich eine Sonnenpflanze besser schützen kann, da sie eine bessere Wärmeabgabekapazität aufweist als eine Schattenpflanze.

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Messungen am Gaswechselmessgerät und Chlorophyllfluoreszenzmessgerät

Am letzten Tag führten wir eine visuelle, makroskopische Bonitierung der Araukarienplantage durch, die im Rahmen einer Doktorarbeit angelegt worden war. Wir untersuchten den Vitalitätszustand der Araukarien anhand von verschiedenen Kriterien, wie zum Beispiel Höhe, Wirtelanzahl und Fraßbefall. Das Ziel dieser Untersuchung ist, unterschiedliche Ökotypen der Araucaria angustifolia aus verschiedenen Teilen des Landes am gleichen Standort wachsen zu lassen und eventuelle Genvarianten herauszufinden. Da diese Untersuchung nur einmal im Jahr stattfindet, wuchert das Untersuchungsgelände im Laufe der Zeit zu und wir hatten das Vergnügen, uns mit der Machete durchs Unterholz zu schlagen.

Dorothee Lambert, Ronja Bauer

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