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Archive for Juli 2016

Pró-Mata beeindruckt mit seinen dichten Araukarienwäldern sowie dem Schichtstufenland, bestehend aus abwechselnd weichen (Rhyolit) und harten (Basalt) Gesteinsschichten. Aufgrund der Passatwinde findet sich die tropische Mata Atlântica noch weit im subtropischen Bereich, wie hier im Süden Brasiliens. Hier lassen sich an den Aussichtspunkten mit Blick auf Lagunen und den Atlantik, Vögel und Schmetterlinge beim Flug und Insektenfang beobachten.
Betritt man die Mata Atlântica fühlt man sich zwischen all den Baumfarnen in die Urzeit zurückversetzt und ist schnell von Nebel umgeben, bis man beinahe die Hand vorm Auge nicht mehr sehen kann. Die Weiten des Graslandes werden unterbrochen von den beeindruckenden Araukarienwäldern, in dessen Kronen sich Papageien wohlfühlen. Neben Aussichtspunkten mit Blick auf Wasserfälle und ungesicherte Abgründe findet sich in Pró-Mata aber auch Rätselhaftes…
Neben den alltäglichen Aufgaben und Ausflügen, die das geoökologische Praktikum der Exkursion mit sich bringt, wie die Aufnahme von Wasserwerten und Vegetation, begeben sich manche Studenten auch gerne mal auf Expedition, um den Entdeckerdrang zu stillen, indem sie alte und vergessene Wege in die Mata Atlântica erforschen. Direkt hinter der Pró-Mata-Station nach einem Schild mit der Aufschrift „Perigo“ (Gefahr) ging solch ein alter Pfad los, der Richtung Tal führte und früher wohl nur von Indios genutzt wurde, die in den Tälern gelebt haben.
Ausgestattet mit Rucksäcken, vollen Wasserflaschen, Kameras, Insektenschutz und immer einem Auge auf die Zeit (um rechtzeitig zum Mittagessen zurück zu kommen), um keine Aufmerksamkeit zu erregen, begann eine solche Expedition:
Die drückende Hitze und Luftfeuchtigkeit, sowie die Moskitos erschwerten die Suche nach alten Pfaden. Dabei musste oft unter und über abgeknicktem Bambus geklettert werden und dabei auf etwaige Schlangen, die sich im Unterholz verstecken könnten, geachtet werden. Um von Vegetation zugewachsene Abgründe nicht zu übersehen, wurde mit einem Stock der Weg ertastet und die ein oder andere weniger elegante Rutschpartie über glatte Felsen unternommen. Trotz der kurzen Strecke nahm dieser Ausflug aufgrund der Beschaffenheit und Steillage viel Zeit in Anspruch. Doch diese Mühe lohnte sich auch hier. Zur Belohnung gab es eine Aussicht auf Lagunen, Täler und angrenzende felsige Steilwände. Besonders faszinierend war ein verwunschener Wasserfall,
umgeben von nassen Felswänden, an denen sich Moose und Flechten ausbreiteten.
Hier offenbarte sich zwischen dem Pflanzenbewuchs für die erstaunten Studentinnen eine rätselhafte Formation in der Steinwand. Mit einem Stock wurden die letzten Reste der Moose aus den Rillen gekratzt und ein Gesicht in einer Felswand freigelegt. Handelt es sich hierbei um eine von Natur aus gegebene Form, die an ein menschliches Gesicht erinnert? Oder zeigt sich hier durch die diesjährige Trockenheit (verursacht durch El Niño) ein altes ethnologisches Relikt, welches Jahrzehnte von der Vegetation verborgen war – und somit auf den vergangenen Wanderungen auf dem alten Pfad unentdeckt blieb?
Um die möglichen menschlichen Künstler dieses „Felsgesichtes“ ausfindig zu machen, hilft ein Blick in die Geschichte der Region. Nach der Entdeckung und Erschließung Brasiliens durch die ersten Europäer ab etwa 1500, gab es Berichte, die von einem dichten, unberührten Küstenurwald im Süden Brasiliens erzählten. Dieser wurde von verschiedenen indigenen Völkern bewohnt, unter anderem den Pataxó (hatten als erste „Indianer“ Kontakt mit den portugiesischen Eroberern), Tupiniquim, Gerén, Guarani, Krenak (berühmtester Vertreter: Joachim Quäck, der 1817 als Minderjähriger den dt. Entdecker, Naturforscher und Ethnologen Prinz Maximilian zu Wied-Neuwied traf, der während seiner Brasilienexpedition drei Monate lang zwischen Rio Doce und Rio
do Prado das Leben des Stammes der Krenak beobachtete und erforschte), Kaiowa, Nandeva, Terena, Kadiweu, Potiguar, Kaingang (gehört zu den fünf größten indigenen Völkern Brasiliens) und Guarani M’Bya. Es gab also eine große Anzahl verschiedenster indigener Völker, die in den letzten Jahrhunderten und auch schon lange vor der Entdeckung Brasiliens die atlantischen Regenwälder im Süden Brasiliens bewohnten.
Bleibt die Frage aus welcher genauen Epoche und Kultur diese Darstellung des menschlichen Gesichtes stammt oder ob es nicht vielleicht doch nur ein Naturphänomen ist…

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Laura und Helene

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