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Archive for the ‘Forschungspraktikum Caroline Schneider’ Category

Mit diesem letzten Eintrag möchte ich mich wohl vorerst verabschieden. Ich danke euch sehr für das fleißige Lesen und für all eure Kommentare. Ab jetzt übernehmen meine Komilitonen von der Brasilienexkursion 2012.

Cheers,

Caro

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Vor etwa drei Wochen habe ich im Wald am „Brazil Nut Trail“, zusammen mit Sebastião einen Schädel gefunden, allerdings leider ohne Unterkiefer. Ich habe den Schädel mit allen nötigen Hygienemaßnamen gesäubert.

Ich habe ihn für längere Zeit in Alkohol aufbewahrt und anschließend in unseren Trockenschrank, hier an der Lodge, gepackt. Eigentlich wurde diese für Projektoren und Ferngläser gebaut.

Natürlich stellt sich bei solch einem Fund sofort die Frage, zu welcher Spezies dieser Schädel wohl einzuordnen ist. Als Biologe arbeitet man systematisch Bestimmungsmerkmale im Kopf durch, um so letztendlich an das eigentliche Ziel zu gelangen, die Bestimmung der Art. Genau diesen Prozess möchte ich euch nun anhand dieses Schädels vorführen.

Bestimmung der Art anhand des Schädels

  • Schädel weist drei verschiedene Zahntypen auf,
    Schneidezähne (2), Eckzähne (1), Prämolare (3), Molare (3)
  • Die Augenhöhlen sind eindeutig rostral gerichtet (nach vorn)
  • Die Hirnkapsel ist verhältnismäßig groß
  • Die Orbita ist mit einem Orbitaring oder Orbitatrichter (Augenhöhlung) was?? versehen??
  • Rostrale Verkürzung (Schnauze ist relativ flach)

=>  Es handelt sich hierbei folglich um den Schädel eines Primaten

Typisch für die Platyrrhini weist der Schädel folgende Merkmale auf:

  • Zygomatikum hat Kontakt mit dem Parietale
  • 3 Prämolare (Catarrhini, dort sind auch wir vertreten, haben nur 2 Prämolare)
  • Kein knöcherner Gehörgang wie bei Catarrhini

Ich weiß also nun, es handelt sich um den Schädel eines Neuweltaffen (natürlich kann man sich das allein schon aufgrund des Fundortes denken…)

Es gibt hier sieben verschiedene Affenarten:

  • Weißwangenklammeraffe (Ateles marginatus)
  • Weißnasensaki (Chiropotes albinasus)
  • Rothandbrüllaffe (Allouatta belzebul)
  • Brown Capuchin (Cebus apella)
  • Dusky Titi Monkey (Callicebus moloch)
  • Night Monkey (Aotus nigriceps)  ist das nicht azarae??
  • Snethlege’s Marmosette (Mico emiliae)

Die drei letztgenannten kann ich allein auf Grund ihrer geringen Masse (unter einem Kilo) ausschließen). Des Weiteren haben Nachtaffen weitausgrößere Augenhölen, als das hier vorliegende Exemplar.

Brüllaffen (Alouatta sp.) weisen eine kleinere nach dorsal (oben) gezogene Schädelkapsel auf. Der Jochbogen (Acrus Zygomaticus) zieht ebenfalls stark nach dorsal. Insgesamt ist das Erscheinungsbild sehr massiv und nicht so zierlich wie in diesem Schädel hier. Auch wenn, interessanterweise auf beiden Seiten des Schädels der Jochbogen zerbrach und nun fehlt, kann man dennoch die Wuchsrichtung erkennen.

Im Rennen sind folglich noch der Klammer-, der Saki- und der Kapuzineraffe. Sakiaffen haben eine sehr kompakte Schädelstruktur. Der Hirnschädel ist rund und nicht nach hinten ausgezogen, wie bei unserem Exemplar. Die Rostralregion ist kürzer und die Canini sind sehr prominent, mehr als bei unserem Fundstück. Somit kann ich ausschließen, dass es sich hierbei um den Schädel eines Sakiaffen handelt.

Nun muss ich mich letztendlich zwischen dem Klammer- und dem Kapuzineraffen entscheiden. Kapuzineraffen weisen eine beinahe rechteckige Oberkieferform auf und die Rostralregion ist eindeutig kürzer als in unserem Exemplar. Zudem sind die Canini wiederum weniger dominant.

Es handelt sich hier also um den Schädel eines Klammeraffen, ein Primat mit einer relativ langen Rostralregion, stark nach außen abgewinkelten Schneidezähnen und einem vergleichsweiße kleinen Eckzahn.

Zur Todesursache kann ich euch nur wenig erzählen. Generell gilt, dass diese Tiere nur wenig Feinde haben. Sie sind zu schnell für die Harpie und zu schwer für andere Greifvögel. Jaguare und andere Raubkatzen können diesen flinken Klettertieren ebenfalls nichts anhaben.

Das Tier war sicherlich adult, die Zähne weisen bereits Abnutzungen auf und sämtliche Schädelsuturen (Nahten) sind bereits geschlossen. Mögliche Todesursachen sind folglich eine infektiöse Erkrankung, eine genetisch bedingte Erkrankung, Altersschwäche oder aber Abstürzen aus den Ästen.

Dies klingt natürlich im ersten Moment etwas abwegig, aber ich selbst habe zwei Mal beobachtet wie ein Affe aus großer Höhe aus dem Geäst der Bäume hinab fiel. Glücklicherweise landete dieser in beiden Fällen im Wasser des Rio Cristalino.

Caro

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Der Pegel des Rio Cristalino ist, selbst für die Regenzeit, sehr hoch. Etwa
30 bis 40 km stromaufwärts findet man zur Zeit eine Lagunenlandschaft. Die
Vegetation ist dort niedriger als hier nahe der Lodge und in den Gewässern wachsen unter anderem Wasserhyazinthen, Wassersalat und Seerosen.
Wenn der Pegel so hoch ist wie momentan, spült der Fluss in die Lagunen und
mit dem Strom kommen manche dieser Wasserpflanzen mit flussabwärts. Die
Wasserhyazinthen (Eichhornia crassipes und E. azurea) aggregieren an
Flusshindernissen wie z.B. umgestürzten oder tief hängenden Bäumen.

Die Spinnenaffen kommen nun ganz hinab zum Flussufer und angeln sich die Hyazinthen aus dem Wasser. Gefressen wird der Stiel der Blätter. Diesscheint zu dieser Jahreszeit ein Hauptbestandteil der Nahrung zu sein, dennich kann diese Kletterkünstler im Wald nicht mehr finden. Fährt man allerdings mit dem Boot den Fluss hinauf oder auch hinab, muss man dochfast blind sein, wenn man sie nicht sehen sollte.

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Hoatzins (Opisthocomus hoazin) sind für langwierige Diskussionen unter den Systematikern verantwortlich. Bis heute ist ihre verwandtschaftliche Zugehörigkeit nicht geklärt. Lange wurde eine Verwandtschaft zum prähistorischen Archeopterix vermutet, denn die Jungvögel weisen ebenfalls Krallen an den Flügeln auf. Einzigartig ist dagegen das Verdauungssystem des Hoatzins, welches dem eines Wiederkäuers erstaunlich ähnelt.
Für weitere Informationen hierzu kann ich den Wikipedia-Artikel zum Hoatzin empfehlen (http://de.wikipedia.org/wiki/Hoatzin).

Hier, soll heißen, etwa 8 km von der Flussmündung des Teles Pires Flusses entfernt am Rio Cristalino, kann man den Hoatzin für gewöhnlich nicht zu Gesicht bekommen. Er lebt eigentlich etwa 30 bis 40 km flussaufwärts in einem Habitat mit niedrigerem Wuchs und vielen Lagunen. Wenn allerdings der Wasserstand des Flusses so hoch ist wie momentan, wandert der Vogel stromabwärts.
Die letzte Sichtung hier an der Lodge war vor drei Jahren.

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Südamerikanischer Fischotter (Lontra longicaudis)

Südamerikanischer Fischotter (Lontra longicaudis)

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Heute haben wir die Phänologie fertig gestellt. 1000 m² Wald sind katalogisiert und die Bäume innerhalb mit Plaketten versehen. Nächsten Monat wird nicht nur wie angekündigt Liza Veiga aus Belém zu uns stoßen, sondern auch ein Botaniker, welcher uns helfen wird, all die markierten Bäume zu bestimmen.

Von den Affen haben wir leider nicht viel gesehen. Auch Paola hatte wenig Glück und konnte kaum Daten zusammentragen. Der Regen und Paolas Besuch im Krankenhaus haben die eigentliche Zeit im Feld erheblich gekürzt. Hinzu kommt, dass sie mehrere Tage im Wald verbracht hat, ohne die Affen zu finden. So habe ich dieses Mal nur eine einzige Faecesprobe zu analysieren.

Erfolgreich war der Playback-Versuch mit den Cuxius. Rapha konnte tatsächlich mit meinen beim letzten Mal gemachten Aufnahmen die Sakiaffen finden. Sie antworteten auf die abgespielte Vokalisation.

Nun, von Anfang an stellte sich die Frage, ob ich all unsere Probleme öffentlich machen sollte oder nicht. Ich habe mich dafür entschieden, euch hiervon zu berichten, denn das ist die wahre Feldarbeit, wo doch Biologie heute gern im vollklimatisierten Labor gemacht wird. Im Feld können einem Verletzungen, schlechte Wetterkonditionen, nicht funktionierende Geräte, orientierungslose Guides und launische Untersuchungsobjekte völlig unvorhergesehen einen Strich durch die Rechnung ziehen.

Was einem bleibt, ist die gute Miene zum bösen Spiel. Glaubt mir, ohne Humor, einer guten Portion Abenteuerlust und Leidenschaft für die Sache sollte man sich auf die Arbeit im Feld gar nicht erst einlassen!

Caro

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Heute sind wir auf uns allein gestellt und ich hoffe sehr, dass alles gut gehen wird.

Rapha und ich ziehen zusammen los, das GPS mit Ersatzbatterien im Gepäck, mal sehen, ob wir das Gerät brauchen werden. Es dauert keine zehn Minuten und wir treffen auf eine große Gruppe Cuxius, trotz der dunklen Prophezeiung eines leider sehr frustrieten Eseciels, dass Rapha die Sakiaffen nie wieder sehen wird.

Zu unserem Bedauern können wir den Affen natürlich nicht folgen. Für uns geht es weiter zum „Saleiro“ (Wasserloch). Plötzlich hören wir ein ohrenbetäubendes Gebrüll. Mein Herz hat sicherlich einige Schläge ausgesetzt und mein erschrockener Blick und der Griff zu Raphas Arm sprechen für sich. Zu spät fällt mir ein, dass dies nicht das Gebrüll eines Jaguars ist. Der Verursacher dieses Lärms ist ein Brüllaffenmännchen, begleitet und unterstützt von den Weibchen in seiner Gruppe. Noch niemals habe ich dieses Gebrüll aus nächster Nähe vernommen. Es gibt Geschichten über Conquistadores, die panisch aus dem Wald Amazoniens flüchteten als sie das gewaltige Brüllen dieser Affen hörten. Nun, wenn ich nicht kurz nach diesem geistigen Aussetzer wieder zu Verstand gekommen wäre, was hätte ich wohl getan?

Es geht hinein in den Wald, plakatieren, messen und notieren. Dieses Mal jedoch mit System und es ist doch wunderlich, wie viel schneller wir zu zweit arbeiten können, ohne Eseciel. Wir unterbrechen unsere Arbeit nur für das Mittagessen an der Lodge, dann geht es wieder zurück zum Untersuchungsfeld. Wir haben bereits fast zwei Drittel geschafft und es beginnt bereits die blaue Stunde des Abends. Wir horchen immer wieder in den Wald hinein, denn keiner von uns beiden möchte etwa von einer Horde Queixadas überrascht werden.

Da auf einmal ein lautes Summen an meinem Ohr und schneller als ich reagieren kann, merke ich, dass dieses summende Etwas in meinem Ohr steckt. Erst als dieses ominöse Ding ordentlich zubeißt, werde ich unsanft der absolut grotesken Realität gewahr. Ein starker stechender Schmerz zwingt mich tatsächlich kurzerhand in die Knie. Als er aufhört, laufen wir sofort los. Rapha sendet per Funk Meldung an die Lodge, sie sollen Taschenlampe und Pinzette bereit halten.

Ich kann euch gar nicht sagen, wie unangenehm es ist, wenn man tief im Kopf immer wieder ein lautes Summen wahrnimmt und weiß, was da drin sitzt, sticht oder beißt immer mal wieder ordentlich zu.

An der Lodge angekommen habe ich einige Schwierigkeiten, den Leuten klar zu machen, leise zu sein. Bienen reagieren sehr empfindlich auf Lärm, vor allem, wenn sie in meinem Gehörgang stehen, glaube ich zumindest. Rapha holt die Tochter und den Enkelsohn von Vitoria, Renata und Tarik. Beiden bin ich wohl für den Rest meines Lebens zu Dank verpflichtet. Sie haben nicht nur die psychologische Betreuung während der Migräne übernommen, sondern die beiden sind es, welche die Idee haben, die Biene mit Alkohol zu töten.

Oh ich kann euch gar nicht sagen wie erleichtert ich bin. Allerdings, das Bienchen steckt immer noch im Ohr. Ich vermute stark, dass es sich hierbei um eine stachellose Biene handelt. Deren Angriffstaktik besteht, in Ermangelung eines Stachels, darin, in alle erreichbaren Körperöffnungen eines angenommenen Angreifers zu kriechen und zuzubeißen. Nur dort ist die Haut meist empfindlich genug, um den Biss dieser kleinen Tierchen als schmerzhaft zu empfinden. Aber das wusste ich ja schon aus der Theorie von 2010: https://brasilienexkursion.wordpress.com/2010/04/20/abschluss-churrasco-nach-7-wochen-brasilien

Nachdem jeder Mal einen Blick in mein Ohr hinein geworfen hat, um für sich selbst festzustellen, dass man das Bienchen tatsächlich fast nicht sieht, steht der Entschluss fest: Wir müssen in die Stadt fahren, ins Krankenhaus. Ich selbst kann nicht anders, als doch sehr über diese absurde Situation zu lachen.

Schnell springe ich noch unter die Dusche, um mal wieder den Wald von mir abzuwaschen. Ich unternehme einen eher halbherzigen Versuch, die Biene mit dem Duschstrahl aus meinem Ohr heraus zu waschen und hüpfe doch tatsächlich mit geneigtem Kopf auf und ab, nicht ohne mich dabei vor Lachkrämpfen schütteln zu müssen. Vielleicht fällt sie ja heraus? Jedoch es fühlt sich leider nicht so an.

Los geht es den ganzen langen Weg in die Stadt. Es ist spät abends als wir im Behandlungszimmer sitzen und Renata dem Arzt von meinem Bienenproblem berichtet. Schmunzelnd erzählt er, dass er oft eben solche Fälle behandelt. Er wirft also einen Blick in mein Ohr und kann kein Insekt sehen, allerdings ist die komplette Haut darin ordentlich zerbissen worden. Vielleicht ist meine Peinigerin ja doch bei der Dusche herausgefallen?

Renata will sich selbst überzeugen und schaut sich mein Ohr mit dem Otoskop genau an. Damit auch ich weiß, wie es in unserem Hörorgan aussieht, bietet mir der Onkel Doktor an, doch noch in sein Ohr hinein zu schauen.

Um auf Nummer sicher zu gehen, wird mein Ohr trotzdem ausgespült. Ich weiß, die Gefahr besteht, dass ihr mir nun nicht glauben werdet, aber heraus kam eine klitzekleine Ameise. Diese kann aber laut Doktorenmeinung nicht für die Irritation der Haut in meinem Hörgang gesorgt haben, sie ist nicht groß genug, um einen solchen Schaden anzurichten. Verrückterweise bedeutet dies also, dass ich nicht nur ein einziges Insekt in meinem Ohr hatte, sondern gleich zwei, eine Biene und zudem eine Ameise!

Nun stellt euch vor, da sitzen Renata, der Arzt und ich und allen dreien tränen die Augen vor Lachen.
Ich muss euch sagen, ich hatte niemals eine solch kuriose und amüsante Behandlung in einem Krankenhaus.

Caro

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Wieder ein Mal heißt es um fünf Uhr aufstehen und um sechs Uhr losgehen. Mit Leandro und Paola bin ich auf dem Bambus-Trail auf der Suche nach den Weißwangen-Klammeraffen. Nun, ich muss euch sagen, wir haben diese Kletterkünstler wieder nicht gefunden.

Allerdings hat sich die Tour trotzdem mehr als gelohnt. Wir finden einen Mittleren Ameisenbären (Tamandua tetradactyla) hoch im Geäst. Hierbei handelt es sich, wie der Name schon verrät, um ein Tier, welches sich von Ameisen, aber auch Termiten und Bienen ernährt. Es sucht nachts, sowohl als auch tags, am Boden wie auf Bäumen nach seinen Beutetieren. Der Tamandua lebt einzelgängerisch und man findet ihn in seinen Ruhephasen schlafend im Geäst, in holen Bäumen oder in den Bauten anderer Tiere.

Keine zehn Minuten später treffen wir auf zwei kleine Affen. Ein Blick durch mein Fernglas und ich bin tatsächlich entzückt. Es handelt sich um ein Pärchen Dusky Titi Monkeys (Callicebus moloch cupreus) und begeistert stelle ich fest, dass die beiden einen weißen Streifen auf der Stirn aufweisen. Folglich  handelt es sich um eine Subspezies, welche noch nicht auf der „Mammal Species List“ der Lodge steht. Ich bin vor einigen Wochen schon einmal auf einen Dusky Titi Monkey getroffen, allerdings war dieser anders gefärbt, es handelte sich hierbei um Callicebus moloch moloch, welcher für diese Region hier bekannt ist.

Die indigenen Menschen des Amazonas haben diese Affen Zogue-Zogue getauft, was wohl so viel heißt wie „sehr schön“ und ich muss sagen, genau das sind sie auch. Die Bewegungen sind ganz anders als bei den bisher erwähnten Affen, ruckartiger, fast wie bei einer Eule wird der Kopf hin und her gewogen.

Auf einmal ein Ausruf von Leandro: „Oh Paola, Zogue-Zogue“ und die Affen sind weg. Es stellt sich heraus, dass die beiden dachten, es handle sich hierbei um Kapuzineraffen. Wenigstens konnten sie noch einen Blick auf die „Sehr Schönen“ werfen!

Zu meiner absoluten Überraschung treffen wir fast am Ende des Trails wieder auf einen Mittleren Ameisenbären. Sollte es der selbige sein, muss er sich verdammt schnell fortbewegt haben. Ich denke, es kann sich nur um ein weiteres Individuum handeln.

Ich verlasse Paola und Leandro, um zurück zur Lodge zu gehen und Rapha dort zu treffen. Sie ist verzweifelt. Der Guide hat wieder einmal die Orientierung verloren und das sogar auf dem Trail! Sie hat schon gestern beschlossen, während dieser Feldarbeitsperiode nicht nach den Cuxius zu suchen, sondern mit einer Vegetationsphänologie zu beginnen. Dieses Feld von 100 x 10 m hat sie in der Nähe des Wasserlochs (Saleiro) angelegt. Jeder Baum mit einem Umfang von 10 cm und mehr in Brusthöhe wird mit einer Plakette versehen und nummeriert, der zugehörige Umfang wird notiert.

Am Nachmittag gehe ich also mit Rapha und Eseciel in den Wald, sehr zur Erleichterung Raphas. Sie hat sich leider mit dem Guide Eseciel gestritten und nun soll ich zur moralischen Unterstützung die beiden begleiten.

Allerdings läuft die Sache eher schleppend und wir schaffen gerade mal ein Feld von 10 x 25 m und ich bin mir sicher, dass einige Bäume ausgelassen wurden.

Egal, morgen ist auch noch ein Tag. Wir gehen wieder zurück. Der Guide, welcher sich leider doch offensichtlich nicht sonderlich oft im Wald bewegt haben kann, besteht darauf, vorne weg zu laufen und wir verlieren ihn aus den Augen. Letztendlich entscheidet er sich für die falsche Abzweigung, während Rapha und ich die richtige wählen. Zum Glück scheint er seinen Fehler rechtzeitig zu bemerken, und taucht nach einer Weile plötzlich hinter uns auf, etwas außer Atem.

Es ist leider klar, dass wir uns von Eseciel trennen müssen. Er hat hier bisher als Wachmann für die Insel Ariosto gearbeitet und zu dieser Insel wird er morgen wieder zurück kehren.

Caro

Von Paola

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Gestern sollte Paola aus Belém wieder anreisen für weitere sechs Tage Feldarbeit. Allerdings kam nicht nur Paola sondern auch Raphaela, denn die Fluggesellschaft stellt die Flüge nach Alta Floresta diesen Monat ein. Folglich hat Raphaela nun ihre letzte Chance ergriffen, um diesen Monat noch hier arbeiten zu können. Was die beiden in Zukunft unternehmen werden, um hier her zu kommen, steht in den Sternen.

Nun also gibt es drei Primatologinnen und einen Guide. Es hat den kompletten gestrigen Tag gedauert, um einen weiteren Guide aufzutreiben, Eseciel ist sein Name. Er arbeitet auf Ariostos Insel im Teles Pires für Vitoria.

Des Weiteren scheint das GPS-Gerät von Raphaela nicht so funktionieren zu wollen wie es sollte. Der Tag heute wird also spannend.

Ich gehe mit Paola und Leandro los zum Bamboo Trail, Raphaela und Eseciel gehen Richtung alter Turm. Keine zehn Minuten später finden wir die Saki-Affen und geben per Funk die Information an die andere Gruppe weiter. Die beiden sind zwischenzeitlich auf eine Gruppe Spinnen-Affen gestoßen, verkehrte Welt also!

Wir treffen uns bei den Saki-Affen auf dem Bamboo-Trail und Rapha erzählt uns, dass sie sehr nervös ist, da ihr GPS nicht zuverlässig ist und ihr Guide vielleicht auch nicht. Also tauschen ich und mein GPS die Gruppe, ohne dabei an mein Mittagessen zu denken, welches sich in Leandros Rucksack befindet.

Los geht es also hinein in den Wald, den lärmenden Cuxius hinterher. Wir beginnen mit der Datenaufnahme und die Aufgabe unseres Guides ist eigentlich, die Affengruppe im Auge zu behalten und sie nicht zu verlieren, wenn sie weiter zieht. Pustekuchen! Ohne Leandro dauert das Markieren der Futterpflanzen doppelt so lange und die Affen sind längst auf und davon.

Wir suchen erfolglos. Also versuchen wir stehen zu bleiben und zu lauschen. Eine viertel Stunde später geben wir auf, sie sind offensichtlich außer Hörweite.

Also frage ich Eseciel, da wir sowieso momentan keine Affen zu verfolgen haben, ob er mir ein Stück Liane abhacken kann, genauso wie Alfredo es mir erklärt hat. Ich drehe das Stück herum und zuerst geschieht nichts. Doch dann höre ich ein zischendes, gurgelndes Geräusch und auf einmal tropft Wasser aus dem Anschnitt der Liane heraus. Es schmeckt etwas bitter, ich habe also nicht die „Gourmet-Liane“ erwischt! (Leßt Artikel: Die Waldapotheke vom 28.12.)

Nun soll es also zurück gehen zum Trail, um weiter zu suchen. Auf einmal bleibt Eseciel stehen, läuft hier hin und dort hin, schüttelt den Kopf, und ich muss gar nicht fragen, was passiert ist. Wir sind mitten im Wald, und er hat die Orientierung verloren. Wie sehr ich doch mein GPS liebe!

Also gehe ich ohne Frage kurzerhand voran und übernehme die Führung. So kann ich unseren Weg, den wir im Wald genommen haben, auch wieder finden, denn auch wenn es für das ungeübte Auge so scheint, hier im Wald sieht nicht alles gleich aus. Manche Bäume sind eigenartig geformt oder außergewöhnlich groß, manchmal findet man kleine Vegetationsflecken, welche sich völlig vom Rest der Umgebung unterscheiden, wir allerdings finden unseren Wildschwein-Pfad wieder. Ich will nicht daran denken, ob es sonderlich vernünftig ist, auf deren Pfaden zu wandeln und als ich frische Spuren entdecke, denke ich, wenn sie erst da waren, werden sie ja wohl kaum so bald wieder kommen. Trotzdem stelle ich fest, dass ich stetig nach geeigneten Kletterbäumen Ausschau halte!

Letztendlich finde ich allerdings den Bamboo Trail wieder, obwohl der Guide weit voraus läuft und ihn eigentlich zuerst hätte sehen müssen. Wir gehen den Rest des Bamboo-Trails, jedoch ohne auf weitere Affen zu stoßen. Da unsere Batterien knapp berechnet sind und ich kein Mittagessen habe, geht es zurück zur Lodge für einen kleinen Zwischenstopp und dann weiter zum alten Turm, von welchem aus Leandro und Paola die Sakiaffen gesehen haben. Wieder geht es hinein in den Wald, abseits der Pfade, allerdings habe ich dieses Mal mein GPS im Auge, und ich übernehme das Markieren der Pfade zusammen mit Raphaela.

Wir haben Glück und stoßen erneut auf eine große Gruppe Cuxius. Weiter geht es also mit der Datenaufnahme. Allerdings dauert es keine halbe Stunde und wir haben die Affen wieder verloren. Ich glaube der Guide führt uns sogar von der Gruppe weg, denn oft genug machen diese Ruhepausen und geben in diesen keinen Laut von sich. Es ist also wahrscheinlicher wieder auf die Gruppe zu treffen, wenn wir einfach still sitzen und auf eine Vokalisation warten, aber der Guide zieht weiter. Bis wir ihn überzeugen können, endlich stehen zu bleiben, sind wir zu weit weg.

Also nehme ich wieder mal das GPS und führe uns zum nächst gelegenen Trail. Weiter geht es also, immer mit offenen Augen und Ohren. Allerdings ist es schwer heute all die Geräusche des Waldes aus dem hohen Summen der Moskitos heraus zu hören. Es ist Regenzeit und es hat in den letzten zwei Wochen fast jeden Tag ordentlich geregnet. Phantastischer Weise bedeutet dies, dass alle Stechmücken nun absolute Hochsaison haben!

Manchmal ist es schwer, nicht die Beherrschung zu verlieren, wenn man ständig etwa dreißig dieser kleinen Plagegeister um den Kopf schwirren hat!

Wir gehen zurück auf den Bamboo Trail, leise und langsam geht es Stück für Stück weiter, Eseciel ist offensichtlich schrecklich gelangweilt. Er erzählt, dass er früher als Gummi-Erntehelfer im Wald arbeitete und erklärt mir die unterschiedlichen Qualitäten, in welche der Saft kategorisiert wird.

Da ein Rascheln in den Bäumen rechts von uns, sind es etwa die Affen? Doch ich höre lautes Rascheln auch auf dem Boden und ich frage mich, ob wir nun doch auf die gefürchteten Queixadas (Weißbart-Pekaris) getroffen sind. Doch dann entdecke ich die Verursacher dieser Geräusche und ich bin entzückt! Coati (Nasenbären; Nasua nasua) sehen uns an, schnüffeln in unsere Richtung und verschwinden viel zu schnell wieder im Gebüsch.

Keine fünf Minuten später höre ich eindeutig die Flügel eines Vogels schlagen und eine merkwürdige für mich bisher unbekannte Vokalisation. Ein Blick in die richtige Richtung reichte um gerade noch rechtzeitig den endemischen „Dark-winged Trumpeter“ (Psophia viridis) sehen zu können. Dies ist ein etwa 50 cm großer Vogel mit einem rundlichen Körperbau und einem langen Hals, sein Gefieder schwärzlich.

Raphaela hat Probleme mit ihrem Knie und wir kommen kaum noch voran. Langsam aber sicher breiten sich Schmerzen in meinem Kopf aus und ich entschließe mich leider zu spät den beiden mein GPS zu überlassen und allein den Weg nach Haus zu gehen. Verrückter weiße glaube ich, dass Rapha mit ihrem Guide das Gerät dringender braucht als ich ohne. An der Lodge treffe ich auf die Klammeraffen-Gruppe. Paola wurde von einer Kriebelmücke in die Hand gestochen und ihr Finger hat bereits den doppelten Umfang angenommen, offensichtlich ist sie allergisch.

Ich nehme Ibuprofen, ein Medikament gegen Migräneanfälle, welches allerdings blutverdünnend wirkt. Man sollte im Falle einer Infektion mit Dengue-Fieber keine blutverdünnenden Mittel, wie etwa Acetylsalicylsäure einnehmen, da es bei einer solchen Erkrankung zu inneren Blutungen kommen kann. Egal, Hauptsache keinen ernsten Migräneanfall! Doch es ist zu spät.

Ich kann und will euch nicht viel davon berichten, aber es ist schrecklich, und nur wer selbst unter solchen Anfällen leidet, weiß, wovon ich spreche. Der Schmerz raubt dir den Verstand und alle Kraft bis zur Besinnungslosigkeit. Zum Glück passiert mir selbst dies nur äußerst selten.

Jedenfalls habe ich die Schmerzen überstanden, jedoch nicht ohne allen hier einen ordentlichen Schrecken einzujagen. Heute, einen Tag später, werde ich von der Köchin umarmt, von der Bardame geküsst und Jorge versucht mich zu überzeugen, mit ihm in die Stadt zu einem Arzt zu fahren. Raphaela liegt im Wohnzimmer mit einem kaputten Knie und Paola fährt mit ihrer beachtlich angeschwollenen Hand ins Krankenhaus. Jorge kann es nicht lassen, sich über unser Invaliden-Dream-Team lustig zu machen, zu Recht! Ich sag’s ja, wennschon, dennschon!

Caro

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Das Männchen, ein Rothand-Brüllaffe, (Alouatta belzebul)Jorge zeigte mir ein Foto von einem Brüllaffen, welches er diesseits des Rio Teles Pires geschossen hat. Das Tier hat ein außergewöhnlich rotes Fell und es stellt sich die Frage, ob es sich hierbei vielleicht gar nicht um den hier vorkommenden Rothand-Brüllaffen (Alouatta belzebul) handelt, sondern möglicherweise um den Roten Brüllaffen (Alouatta seniculus). Dessen Verbreitungsgebiet liegt allerdings laut IUCN westlich des Rio Teles Pires und des Rio Tapajós. Noch so ein ungeklärtes Rätsel.

Nachdem ich meine Pflicht getan habe und mit Kelly eine rasante Kanufahrt hin gelegt habe, nimmt mich Alfredo noch einmal mit auf den Fluss. Wir suchen eben dieses ominöse Brüllaffenweibchen. Alfredo hat mir interessanterweise gleichfalls von einer Sichtung einer außergewöhnlich roten Brüllaffendame berichtet. Wir haben Glück, ich entdecke eine Gruppe dieser lauten Primaten, und wir steigen trotz Sandalen und Flipflops aus dem Boot, den Tieren hinter her.

Das Männchen der kleinen Gruppe ist definitiv ein Rothand-Brüllaffe. Das Weibchen ist tatsächlich außergewöhnlich gefärbt. Der Rücken des Tieres ist rot und nicht wie üblich schwarz. Allerdings trägt sie gleichfalls die markant rote Färbung der hiesigen Brüllaffenart an Extremitäten- und Schwanzende. Ihr Gesicht, Thorax und Abdomen sind schwarz. Wobei handelt es sich hier also nun?
Das Schwanzende ist überraschend hell, heller als bei den Rothand-Brüllaffen. Ich kann also keines Wegs ausschließen, dass es sich hierbei nicht um eine Einwanderin handelt. Wenn ja wäre dies höchst interessant, denn sie hat Nachkommen.

Sobald Jorge wieder aus seinem Urlaub zurückkommt, werde ich mir noch einmal seine Bilder von der diskutierten Affendame ansehen, vielleicht weiß ich ja dann mehrC

Caro

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Heute soll es auf den Serra Trail, zu Englisch Hill Trail gehen. Ich habe die Abfahrt auf sechs Uhr festgelegt, denn es ist zum einen sinnvoll die morgendliche Kühle voll aus zu nutzen, zum andern ist es schön, die Stimmung dieser Tageszeit voll und ganz war zu nehmen.

700 Meter Wegstrecke vom Anlegeplatz zum 80 Meter höheren Aussichtspunkt. Uns erwartet ein phantastischer Anblick. Diese urige Welt liegt umhüllt von dicken Nebelschwaden vor uns ausgebreitet dar. Nur langsam bewegen sich diese zu immer neuen Formationen. Sie aggregieren und teilen sich immer wieder von neuem, so dass sich die Szenerie fortwährend ändert.

Im Crescendo der Vogelgesänge steigt die Sonne über die Anhöhe und bescheint den Wald unter uns. Die Nebelschwaden lösen sich auf und geben den Blick auf die zuvor verhüllte Landschaft frei. Wir können den Fluss unter uns erkennen und wer gute Augen hat sieht auch den alten Aussichtsturm.

Das Geschrei der Aras hallt über unseren Köpfen als diese, dieses überwältigende Schauspiel komplettieren. Alfredo selbst meint, er sei noch nie so früh morgens hier gewesen um das Schauspiel so ausführlich zu genießen. Nur allzu bald wird es den Besuchern zu heiß und wir ziehen weiter.

Die Landschaft hier unterscheidet sich völlig von dem 80 Meter tiefer liegenden Flachlandregenwald. Wir streifen durch die Campo Rupestre da Amazônica, eine felsige Landschaft mit Kuriositäten wie der wilden Ananas, eine Bromelie. Das Campo zeichnet sich generell durch eine lichtere Vegetation aus. Man findet viele verschiedene Vertreter der Bromelien, Orchideen, Mimosen, Begonien und Araceen.

Ich kann nicht beurteilen, ob in diesem Habitat tatsächlich mehr Vögel leben oder ob man diese auf Grund der Überschaubarkeit des Geländes häufiger erblickt. Für den Besucher ist dies jeden Falls eine wunderbare Gegend, um Vögel zu beobachten.

Nur 30 Meter entfernt von uns sitz ein Königsgeier (Sarcoramphus papa) mit schwarz weißem Gefieder. Seine Körperhöhe mit bis zu 80 cm erreicht zwar nicht die eines 20-30 cm größeren Andenkondors, trotzdem ist er unter den Geiern des Amazonas (Cathartidae) der unangefochtene König. Wieder einmal bedaure ich mich selbst, denn das Objektiv meiner Kamera erfüllt leider bei weitem nicht die Anforderungen eines Naturfotographen. Schwamm drüber, gesehen und schlecht fotografiert ist besser als nicht gesehen und nicht fotografiert!

Früh sind wir zurück am Boot mit allzu erschöpften Touristen, die konstant über die Hitze klagen. Es scheint, als ob ich mich nun doch endlich akklimatisiert habe!

Caro

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Zusammen mit Alfredo, dem deutschsprechenden Guide und der Touristin Kelly aus London geht es wieder zum Turm. Micha, es wird jedes Mal leichter und die Vorfreude ist jedes Mal größer!

Wir haben das Glück von der 50 Meter Plattform aus, einen „Mixed-Species-Foraging-Flock“ vorbei ziehen zu sehen. Hierbei handelt es sich um eine Aggregation von insektivoren Vögeln unterschiedlicher Arten die jeweils unterschiedlichen Nischen besetzten. Dieses Phänomen scheint generell in Gebieten mit hohem Nahrungsangebot zu beobachten zu sein.

Diese Aggregationen sind hier aus unterschiedlichsten, farbenfrohen Tanager, Honeycreeper und Dacnis (Thraupidae) zusammengesetzt. Streifen diese Jagdgemeinschaften durch Territorien anderer insektivorer Vögel, schließen sich diese der Gruppe manchmal zeitweiße an.

So beobachteten wir ebenfalls ein Paar Pompadour Cotinga (Xipholena punicea), ein etwa 20 cm großer, weinroter Vogel mit weißen Flügeln. Des Weiteren sehen wir einen Gould’s Toucanet (Selenidera gouldii). Manch ein Gast verbringt Stunden, um diesen Vogel zu erblicken.

Es wird heiß dort oben, für unseren Gast zu heiß, und wir steigen hinab. Alfredo führt uns auf den Pfaden durch den Wald, hält hier und dort an, um uns auf diese und jene Pflanzen aufmerksam zu machen. Er berichtet uns von den erstaunlichen Heilkräften unterschiedlichster Lianen, Sträuchern und Bäumen. Hier hilft ein Tee aus der Rinde mancher Bäume gegen Durchfall, gegen Kopfschmerzen und phantastischer Weise wohl auch gegen Krebs. Die Blätter so manch einer Pflanze hier helfen bei Schlangenbissen oder bergen ein natürliches Anästhetikum.

http://www.uni-tuebingen.de/index.php?eID=tx_nawsecuredl&u=0&file=fileadmin/Uni_Tuebingen/Einrichtungen/Zentrale_Einrichtungen/Brasilien_Zentrum/Dokumente/Rainer/SWR-Heilpflanzen-Okt-2010.pdf&t=1325585478&hash=c78e11563cc39d5f1644913f52c84e4d8f9c0e0d

Ebenso spannend sind seine „Survival Tips“! Sollte man sich im Wald verlaufen, so geht man hier am besten immer Richtung Süden, denn der Amazonasregenwald in Mato Grosso wird vom Süden her abgeholzt. Wo her aber weiß man in diesem Wald, wo Süden liegt? Das Blätterdach ist sehr dicht, es ist also schwer sich anhand von Himmelskörpern zu orientieren.

Der Wald in Mato Grosso liegt südlich des Äquators, deshalb ist die Laufbahn der Sonne am Himmel nicht senkrecht, sondern leicht geneigt zur Erde hin. So scheint die Sonne auf die Nordseite eines Baumes, wodurch Wasser auf dieser Seite schneller verdunstet als auf der Südseite. Dies erklärt, warum man hier Bäume sieht, die auf der einen Seite mit Moos bewachsen sind und auf der andern Seite nicht. Folglich geht man also immer in die Richtung, in welche das Moos „zeigt“.

Sollte man hungrig werden, kann man kleine Aςai-Palmen umstoßen und deren Mark bzw. Herz essen. Sollte man auf Affen stoßen, lohnt es sich zu beobachten, was diese fressen, denn die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass diese Früchte auch für uns nicht giftig sind. Ich selbst kann bestätigen, dass manche dieser Früchte wirklich gut schmecken.

Gegen den Durst hackt man mit einer Machete eine Liane durch, erst unten, dann oben. Daraufhin nimmt man dieses Stück Liane und dreht es um. Klares, trinkbares Wasser läuft heraus. Von Pflanzen gefiltertes Wasser findet man gleichfalls in den großen Bambushalmen hier. Wenn man diese schüttelt, kann man das Wasser in den einzelnen Halmkammern darin hören.

So einmalig wie dieser Wald hier ist, so einmalig sind Alfredos Witze. Wusstet ihr schon? Die Aςai-Palme hat einen so dicken Bauch am Stamm, weil sie zu viel Bier getrunken hat!

Caro

Thraupidaen im Mixed-Species-Flock

Bay-headed Tanager (Tangara gryola)
Blue-necked Tanager (Tangara cynicollis)
Swallow Tanager (Tersina viridis)
Black-faced Dacnis (Dacnis albiventris)
Blue Dacnis (Dacnis cayana)
Short-billed Honeycreeper (Cyanerpes nitidus)

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Seit meiner Ankunft halte ich Präsentationen über primatenrelevante Themen für die Gäste der Cristalino Jungle Lodge. Das Interesse war bisher überraschend groß und für mich als Wissenschaftlerin bietet es die seltene Chance, vielen verschiedenen Menschen mein Forschungsvorhaben und mein Arbeitsfeld vorzustellen.

Nun begleite ich im Auftrag von Vitoria, der ich nochmal recht herzlichen danken möchte, die Touristen auf den geführten Ausflügen zusammen mit Alfredo. Er kommt ursprünglich aus Rio Grande do Sul, im Süden Brasiliens, wo es im 19 Jhd. viele deutsche Einwanderer hinzog. Auch heute noch ist die deutsche Kultur und Sprache in diesem Bundesstaat verbreitet. Das konnte ich ja beim Geoökologischen Geländepraktikum 2010 selbst erleben (http://www.uni-tuebingen.de/einrichtungen/zentrale-einrichtungen/brasilien-zentrum/presse/lehrveranstaltungen-in-brasilien.html). So erklärt sich, warum ich nun also vom Deutschen ins Englische übersetzte, denn Alfredo spricht unter anderem Deutsch und die Touristen aus Italien und London sprechen Englisch.

Es freut mich sehr, feststellen zu können, dass ich das umfassende Wissen Alfredos über den Amazonasregenwald in Mato Grosso mit dem Fachwissen einer Biologin ergänzen kann. Es ist harte Arbeit, man richtet sich gänzlich nach den Gästen, erklärt, übersetzt und hört deren manchmal nicht ganz so spannenden Geschichten so lange zu bis diese müde werden.

Gleichzeitig kann ich jedoch selbst sehr viel von Alfredo lernen und durch die ständigen Wiederholungen bleibt viel  Wissenswertes haften.

Caro

Rio Cristalino vom Deck an der Lodge aus gesehen

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Für die Weihnachtsfeier trifft sich Roses Familie bei ihrem Bruder. Sie hat drei Brüder und eine Schwester, sowie dementsprechend viele Nichten und Neffen.

Nun Weihnachten nach brasilianischer Art ist definitiv anders. Von wegen stille Nacht…

Obligat scheinen hier das Feuerwerk und die Böller, lauter brasilianischer Konserventechno und natürlich Churrasco (brasilianisches BBQ)! Nun, wer schon mal zu einem Churrasco geladen war, kennt die Dimensionen. Es sieht aus als hätte die Familie eine komplette Metzgerei leer gekauft – mein voller Ernst.

Ihre Familie ist wirklich sehr nett auch wenn sie mich doch für leicht übergeschnappt zu halten scheinen. Ich wühle freiwillig (und unbezahlt!) in Affenfaeces und esse kein Fleisch! Ihr könnt euch nicht vorstellen wie viele Gesichter mich mit dem Ausdruck völliger Fassungslosigkeit angesehen haben.

Später am Abend nimmt mich eine der Frauen mit in die Küche, wo die Damen unter sich sind. So weit ich verstehe, wird heiß darüber debattiert, ob ich wohl freiwillig so „unsexy“ herumlaufe und ob wohl alle Europäerinnen so aussehen. Sehr lustig, vor allem, weil die Damen ja nicht wissen, dass ich verstehe, was sie sagen. Jedenfalls ertönt ein großes allgemeines „Aah!“ als Rose erklärt, dass dies der „Cristalino – Outdoor – Look“ ist.

Richtig gegessen, soll heißen, jetzt wird das Fleisch nicht mehr vom Grill gegessen, sondern von Tellern, wird erst nach 24 Uhr, jedoch nicht ohne vorher in der Gruppe zu beten.

Nachdem die Eltern von Rose nach Hause gefahren wurden, geht die Party erst richtig los. Laut dröhnt die Musik und die Frauen und zur allgemeinen Heiterkeit, Männer tanzen gekonnt „hinterteilbetont“ zu definitiv nicht jugendfreien Texten.

Alles in allem hatte ich einen wirklich amüsanten Abend, wenn ich allerdings hätte raten sollen, was hier gefeiert wird, Weihnachten wäre wirklich das allerletzte Fest gewesen, auf welches ich getippt hätte!

Fröhliche Weihnacht euch allen!

Caro

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Rose ist einer der Guides der Cristalino Jungle Lodge. Sie hat mich liebenswürdigerweise eingeladen, Weihnachten bei ihr und ihrer Familie zu verbringen. Zurück an der Lodge bleibt Sebastião, einer der Guides und seine Familie. Wir anderen steigen alle in ein Boot und los geht’s.

Die Stimmung ist gut, alle freuen sich, ihre Familien und Freunde wieder zu sehen. Viele hier haben Kleinkinder und bei nur drei bis vier Tagen Urlaub im Monat, (nicht vergessen hier an der Lodge gibt es so etwas wie ein Wochenende nicht!) ist jeder Urlaubstag kostbar.

Auch ich muss zugeben, so gerne ich hier bin, es ist schön für ein paar Tage einen Tapetenwechsel zu haben, und ich freue mich auf meine Zeit in Alta Floresta.

Auf einmal wird das Boot langsamer und das aufgeregte „Ariranha!“ hinter mir brauche ich erst gar nicht, um zu hören und dann auch zu sehen, was da im Fluss neben uns schwimmt. Vier laut keifende Riesenottern! Sie tauchen weit aus dem Wasser auf, schauen uns an und – nun ja, die Vokalisation ist wirklich abgefahren! Ich weiß nicht wie ich euch das beschreiben soll. Geht vielleicht in Richtung Seehundbellen, falls euch das hilft.

Jedenfalls freue ich mich außerordentlich über dieses wunderbare Weihnachtsgeschenk! Bester Laune, aber sehr müde, komme ich am Hotel an.

Ich verabschiede mich herzlichst von Tina aus London und all den lieben Leuten von der Lodge. Die Fahrt geht weiter, über Alta Florestas holprige Straßen. Nur in dem etwas undefinierten Zentrum sind diese geteert, der Rest des weitläufigen Straßennetzes der 50.000 Einwohnerstadt hat die rotbraune Farbe der tonigen Erde des Regenwaldes.

Vor einem kleinen Häuschen steige ich aus. Laut dröhnt Musik zu uns herüber und Rose empfängt mich strahlend.

Rose und ich gehen zusammen mit dem Roller (sehr typisches Gefährt hier) in die Stadt, ich brauche Antihistamine gegen diese verflixten Insektenstiche, denn meine Beine sind dank derer auf fast das doppelte angeschwollen. Sehr appetitlich, ganz zu schweigen von dem kaum aushaltbaren Juckreiz.

Eine Rollerfahrt auf diesen Straßen hier ist doch eine sehr lustige, holprige Angelegenheit. Im Supermarkt bin ich dann doch etwas geschockt. Die Lebensmittelpreise entsprechen den unseren, sind teilweiße sogar höher. Stellt euch vor, ihr verdient nur 10 € am Tag und müsst davon eine fünfköpfige Familie finanzieren. Wohnung, Kleidung, Schulkosten und Lebensmittel. Die Spanne zwischen Arm und Reich ist hier doch unwahrscheinlich groß.

Wir sind jedenfalls trotzdem voll bepackt und es ist ein kleines Wunder, dass wir und unsere Einkäufe zusammen auf diesen Roller passen.

Caro

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Es scheint wie eine Droge zu sein. Das zweite Mal bin ich nun auf dem alten Turm, noch auf der 30 m Plattform und es ist wieder phantastisch! Ich sehe Spinnenaffen und Sakiaffen von oben. Ein ganz neuer Blickwinkel. Doch muss ich euch sagen – ich kann es nicht erwarten endlich ganz oben zu stehen! 50 m über dem Rest der grünen Urwelt!

Ich kann neue Vogelarten auf meine Artenliste setzten und den Sonnenuntergang in vollen Zügen genießen – und wieder denke ich an euch. Um dies mit euch, leider nur ansatzweise Teilen zu können gibt es wieder ein stimmungsvolles Bild.

Danach geht es eiligst zurück zur Lodge. Wir haben eine halbe Stunde Zeit für das Abendessen um anschließend wieder ins Motorboot zu steigen. Ziel ist eine Salzlecke, einige Kilometer flussaufwärts.

Wir schleichen den Pfad entlang bis wir auf einen geräumigen Hochstand treffen. Zunächst sucht sich jeder sein Plätzchen, dann gehen die Lichter aus. Die Nacht ist mondlos und die Dunkelheit um uns herum vollkommen. Nur um euch dies hier schreiben zu können, habe ich den Test gemacht und ja, ich habe sprichwörtlich meine Hand vor Augen nicht gesehen.

Nun stellt euch vor, ihr säßet in dieser, für eure Augen völligen Dimensionslosigkeit und hört rings herum Rascheln, Platschen und höchst merkwürdige Laute, die schnell die Phantasie beflügeln. Ich kann nur raten, um welches Tier es sich bei diesem und jenem Laut handelt. War es ein Frosch, ein Vogel, ein Insekt oder gar etwas ganz anderes?

Nach und nach jedoch drängt sich zwischen all diese Spannung die Müdigkeit. Mehrfach erwache ich von dem Schrecken meines fallenden Kopfes aus wenigen Sekunden Schlaf. Langsam aber sicher beginnen Hinterteil und Rücken zu schmerzen.

Oft genug bin ich der festen Überzeugung ein großes Tier zu hören – gleich werde ich also endlich einen lebenden Tapir sehen! Aber Francisco regt sich nicht, ich muss mich also irren.

Dann plötzlich steht er ohne Vorwarnung auf und leuchtet auf ein Paka! Pakas sind mit den Agutis verwandt, sind allerdings um ein gutes Stück größer. Ich Fell ist rötlich braun und trägt weiße Flecken und Streifen.

Da läuft es nun umher, kein Laut hat es angekündigt und doch Francisco hat mit absoluter Präzision genau dorthin geleuchtet, wo es vor wenigen Sekunden noch stand. Wie hat er das nur gemacht?

Schnell ist es wieder aus dem Lichtkegel und aus unserer Sichtweite entschwunden. Es ist nun schon 24:00 Uhr und wir entscheiden uns für den Rückzug, bevor wir tatsächlich erst am nächsten Morgen mitten im Wald aufwachen.

Auf dem Weg zurück kreuzt ein Mazama (Spiesshirsch) unseren Weg. Es bleibt, angeleuchtet von drei verschiedenen starken Taschenlampen, stehen. Mit Sicherheit so stark geblendet, dass es nicht weiß, wo hin. Es ist größer als unseren europäischen Rehe ??. Wenn ich Zeit haben sollte, werde ich für euch nach dem Artnamen suchen.

Die Flussfahrt zurück dauert über eine Stunde, denn wir suchen die Ufer links und rechts mit den Taschenlampen nach reflektierenden Augenpaaren ab.

Rot, groß und rund leuchtet uns der Sehapparat eines Kaimans entgegen. Hell und nur leicht gelblich sind hingegen die Augenpaare der „Night Jars“, Nachtschwalben, also nachtaktive Vögel, deren Schnabelansatz außergewöhnlich groß ist. (Name reich ich euch nach!)

Noch kleiner und weißlich sind die Augen einer Boa in einem Baum über unseren Köpfen. Ihr Kopf steigt stetig empor  und ich kann nicht anders als wie so oft über die Muskelkraft einer Schlange zu staunen.

Die Eigentümer der vielen kleinen Augen, welche uns von überall entgegen leuchten, sind Spinnen. Auch an Land, nachts im Wald, glitzern sie zahllos auf dem schwarzen Waldboden. Bezaubernd schön wie der Sternenhimmel über uns, nur das manche dieser glitzernden Sterne hier unten eben tödlich sind (Phoneutria spp.).

Caro

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Ich komme zurück von einer tollen Kanufahrt mit Tina aus London, Touristin. Wir haben den riesigen Kopf einer Anakonda gesehen! Sicherlich an die 12-13 cm breit. Desweitern entdecke ich wieder an der Lodge, für meine Verhältnisse spektakulär rote Schenkel. Also, auch wenn der Himmel graut – Sonnenbrand ist machbar! Während ich mich halb über mich selbst aufrege und mich zur andere Hälfte über mein naiv-europäisches Ich lustig mache, höre ich plötzlich Aufregung im Büro neben an.

Ich habe noch nicht viel Portugiesisch gelernt, was ich allerdings verstehe ist Onςa und tatsächlich, einer der Arbeiter hier ist einem Jaguar begegnet, keine 300 Meter vom letzten Bungalow entfernt, zwischen Figtree Trail und Tower!

Ich habe die Initiative ergriffen und Raphael, den hiesigen Manager dazu gebracht eine Truppe zusammen zu Trommel und auf Jaguar Pirsch zu gehen!

5 Männer, alle mit Messern und Machete bewaffnet, die Arme vom Körper gestreckt wie John Travolta – und ich. Sehr lustig fand ich das – und der Rest der Truppe? Wenn ich die Blicke richtig interpretiere etwas zwischen verwundert und amüsiert über mein Beisein.

Los geht’s jedenfalls, schwer bewaffnet ab in den Wald. Wir sehen die Spuren des Jaguars. Er hat den Boden aufgescharrt. Der Arbeiter, der den Jaguar gesehen hat, schildert die Begegnung. Keine 20 m Distanz zwischen ihm und der Wildkatze! Die beiden schauen sich an. Schließlich dreht sie um und läuft davon, in die entgegengesetzte Richtung.

Obwohl wir also keinen Jaguar gesehen haben, war es doch ein aufregendes Unterfangen und mal wieder hatte ich das verrückte Gefühl zwischen Freude und Angst hin und her gerissen zu sein.

Caro

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Ich habe nun den Auftrag von Liza Veiga, Universität und Goeldi Museum von Belém, zum einen eine Analyse zur Samenverbreitung durch Weißwangen-Klammeraffen (Ateles marginatus) und Weißnasen-Sakiaffen (Chiropotes albinasus) anzufertigen zum anderen soll ich deren Vokalisation und die der hiesigen Kapuziner Affen (Cebus apella) aufnehmen.

Außerdem gibt es Gerüchte einer Allopathrie (Vorkommen zweier Arten im selben geographischen Gebiet) von Weißwangen-Klammeraffen (Ateles marginatus) und Schwarzgesicht-Klammeraffen (Ateles chamek) auf einer 600 km² großen Insel im Rio Teles Pires.

Nun soll ich versuchen deren Anwesenheit auf dieser Insel zu bestätigen, als Vorbereitung auf mögliche weitere wissenschaftliche Untersuchungen.

Die Verbreitungsgebiete von Ateles chamek und Ateles marginatus sind laut bisheriger Lehrmeinung (IUCN Red List) durch den Rio Teles Pires und den Rio Tapajós voneinander getrennt. Es gibt jedoch Gerüchte über Sichtungen beider Arten auf dieser Insel. Ebenso gibt es Gerüchte über Sichtungen von Ateles marginatus auf der westlichen Flussseite des Rio Teles Pires.

Caro

Um Karten zu den Verbreitungsgebieten dieser beiden Arten zu sehen, hier der IUCN link für…

Ateles chamek (http://mapservices.iucnredlist.org/IUCN/mapper/index.html?ID_NO=41547 )
…Ateles marginatus  
(http://mapservices.iucnredlist.org/IUCN/mapper/index.html?ID_NO=2282)

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Nach einer Katzenwaesche und einem guten Fruehstueck fuehle ich mich nun bereit euch noch schnell von den Anfaengen meiner Reise zu berichten.

Am Montag den 28.11. bin ich um 15 Uhr in den Zug nach Frankfurt via Stuttgart gestiegen. Nach einem 12 stuendigen Flug mit der Lufthansa nach São Paulo gings mit der TAM weiter bis nach Cuiabá. Nach einem ordentlichen Hitzeschock bei, wie mir der liebenswuerdige Taxifahrer Zê Gordo versicherte, kuehlen 36 °C gings Nachmittags mit dem Bus noch mal weitere 14 Stunden vom Estação Rodoviaria nach Alta Floresta. Dank meines 37 Kilo schweren Gepaecks war die Reise streckenweise relativ strapazioes. Zê Gordo und ein junger Mann vom Reisebusunternehmen haben mich verdienterweise dafuer ausgelacht.

In etwa 20 Minuten folgt die Weiterfahrt ueber holprige Strassen zum Rio Teles Pires und dann per Boot zu dessen Zufluss, dem Rio Cristalino und letzendlich zur Rio Cristalino Jungle Lodge.

Die ersten Affen habe ich bereits im Wald angrenzend zum Garten des Amazônica Hotels gesichtet. Eine muntere Gruppe Kapuzineraffen beim Mango-Fruehstueck. Wuerde sagen, die Sache faengt gut an!

Auf bald,

eure Caro

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Am Rio Cristalino findet man als Vertreter dieser Familie den Weißwangenklammeraffen (Ateles marginatus). Über diese Affen  weiß man in der Welt der Wissenschaft bisher nur sehr wenig. Um mehr über ihn und über den Weißnasensaki (Chiropotes albinasus, hierzu ein andermal mehr) zu erfahren, wurde das Forschungsprojekt „Verhalten und Schutz der Primaten des privaten Naturschutzgebietes Rio Cristalino, Alta Floresta, Mato Grosso, Brazil“ gegründet (Behavior and Conservation of the Primates of the Cristalino Nature Reserve, Alta Floresta, Mato Grosso, Brazil).

Liza Veiga, die Leiterin des Projektes, ist vom Postgraduiertenprogramm in der Zoologie von der Staatlichen Universität vom Bundesstaat Pará und dem Emilio Goeldi Museum, Belém, Pará, Brazil

Vitoria da Riva Carvalho, die Besitzerin, Leiterin und Gründerin der Lodge und der „Rio Cristalino Foundation (FEC)“, unterstützt dieses Projekt durch die Bereitstellung von Unterkünften auf der Lodge mitten im Primärregenwald des Cristalino State Parks, der eine Größe von 184 900 ha aufweist.

Für sie ist jeder Erkenntnisgewinn über die Weißwangenklammeraffen von ganz besonderer Bedeutung, denn als „flag-ship-species“ trägt die Stiftung sein medienwirksames Gesicht in die Öffentlichkeit.

In diesem Projekt werden wir nun versuchen mehr über die Verhaltensbiologie und Ökologie dieser schützenswerten Klammeraffen zu erfahren, in der Hoffnung hiermit den Erhalt dieser Art weiter voran zu treiben.

CS

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Klammeraffen (Ateles) gehören zu den Neuweltaffen (Platyrrhini). Sie zeichnet in markanter Weise ihr greiffähiger Schwanz aus und somit machen sie ihrem deutschen Namen, (sowie dem englischen Spidermonkey) alle Ehre.

Sie bewegen sich mit einer faszinierenden Agilität und Geschwindigkeit in den Baumwipfeln der Primärwälder Amazoniens. Die Tast- und Greiffläche der „fünften Extremität“ ist mit einer sensiblen Papillarleistenhaut ausgestattet und macht somit den Greifschwanz der Ateliden, zu welchen die Klammeraffen gehören, zu einer Einzigartigkeit im Reich der Primaten.

Sozial organisieren sie sich in fissionfusion-Gesellschaften. Die Basisgruppe (Parent Group) von 12-35 Tieren kann sich in mehrere kleine, sehr variable Gruppen aufteilen (fission), um tagsüber unabhängig auf Nahrungssuche zu gehen. Diese Gruppen bleiben jedoch oft über stimmliche Kommunikation in Kontakt. Diese Tagesstreifzüge können sich bis auf 5 km ausdehnen, mit einem Streifgebiet von 60-390 ha.

Ihr Nahrungsspektrum ist größtenteils auf Früchte beschränkt und wird nur zeitweise von frischen Blättern ergänzt. Daraus lässt sich die entscheidende Rolle dieser Affen als Samenverbreiter Amazoniens ablesen. Ebenso wird deutlich, warum diese Primaten nur im oberen Kronenbereich des Regenwaldes zu finden sind, denn nur dort wachsen auch die Früchte, von welchen sie sich ernähren.

Caro (CS)

Quelle: ARKIVE

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