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Archive for the ‘Brasilien-Exkursion 2013’ Category

Im Newsletter der Uni Tübingen aktuell Nr. 1/2013: Studium und Lehre erschien ein Bericht über die diesjährigen Lehrveranstaltungen in Brasilien.

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Newsletter-Uni-aktuell, für die ausführliche Version bitte hier klicken

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Saurier in Candelária, RS

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Prof. João Pedro Schmidt, Pró-Reitor de Planejamento e Desenvolvimento Institucional;
Dr. Martin Ebner, Universität Tübingen;
Cristiana Mueller, Coordenadora da Assessoria para Assuntos Internacionais e Interinstitucionais (Auslandsamt)
und Dr. Rainer Radtke, Universität Tübingen.

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Am 15.4.2013 wäre Irmela von Hoyningen-Huene 100 Jahre alt geworden. Kurz nach ihrem 99. Geburtstag war sie 2012 sanft entschlafen. Am Montag, dem 8.4., fanden sich die TeilnehmerInnen des 11. Geoökologischen Gelände-Praktikums in São Pedro do Sul im paläontologischen Museum Walter Ilha ein. Die Stadt hatte eine Gedenkfeier für „Dona Irmela“ vorbereitet.

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Das historische Museum Fernando Ferrari und das paläontologische Museum Walter Ilha befinden sich in São Pedro do Sul unter einem Dach.

Die Museumsdirektorin wurde von der Kulturreferentin der Stadt begleitet, diese wiederum vom Lokalradio Rádio Municipal São Pedrense. In einem Live-Interview äußerte sich Dr. Rainer Radtke zu den Hintergründen der Feierlichkeit.

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São Pedro do Sul, eine Stadt mitten im Herzen von Rio Grande do Sul, blickt auf eine lange Verbindung mit Tübingen zurück. 1928 kam Friedrich Freiherr von Hoyningen-Huene, Professor für Paläontologie der Universität Tübingen, mit seinem Assistenten Rudolf Stahlecker hierher in die sprichwörtliche Pampa Südbrasiliens, unweit der Grenzen nach Argentinien und Uruguay. Ergebnis ihrer neunmonatigen Grabungen waren zwei Saurier: Chiniquodon theotonicus, ein räuberisch lebender dicynodonter Saurier und Stahleckeria potens, ein grasfressender Dicynodont. Beide Tiere sind seit den 1930er Jahren im Therapsidensaal des Paläontologischen Instituts zu sehen.

Radtke und sein Kollege Ebner hatten für die anwesende Taisnara Fragoso eine Überraschung dabei. Taisnaras Urgroßvater Theutonico hatte von Huene tatkräftig unterstützt, so dass von Huene den einen Fund nach ihm benannte. Die Urenkelin erhielt ein Foto des Chiniquodon theotonicus aus Tübingen fürs Familienarchiv. In einem Dokumentarfilm über von Huene aus dem Jahr 2012 war sie eine der Hauptakteurinnen.

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Die Urenkelin von „seu Theutonico“ mit dem Foto des nach ihrem Urgroßvater benannten Sauriers.

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Chiniquodon theotonicus (mit Dank an Philipe Havlik)

2011 war Claudio Einloft erstmals nach Tübingen gekommen, um die Stahleckeria zu sehen. Kurz nach der Ausgrabung der Saurier durch von Huene hatte Einlofts Großvater die Ländereien erworben, die bis heute in seinem Besitz sind. In Tübingen kam es zur Begegnung mit der damals 98-jährigen Irmela, der letzten lebenden Tochter des Freiherrn. Trotz ihres hohen Alters waren ihr die Erzählungen ihres Großvaters über Brasilien im Detail präsent. Sie, die mit rund 70 Jahren eine künstlerische Richtung einschlug, fertigte im Anschluss an das deutsch-brasilianische Zusammentreffen zwei Zeichnungen an mit dem Titel: „In Erinnerung an die Ausgrabungen meines Vaters in Brasilien 1928/29“.

Presse: 1,   2

Beide Zeichnungen konnte Radtke im Januar 2012 dem Museum übergeben. Nun, am 21.4.2013, erscheinen sie ebenso im Werksverzeichnis der Künstlerin.

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Claudio Einloft mit der früheren Museumsdirektorin Tiana Cabral. Im Hintergrund ein Poster mit der „Tübinger“ Stahleckeria potens.

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Im Anschluss wurde Irmela von Hoyningen-Huenes gedacht.

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Wertschätzung der künstlerischen Werke von Irmela von Hoyningen-Huene durch die Gemeinde São Pedro do Sul. (Entwurf: Janete Dalla Costa, Direktorin des Museums)

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Der Bürgermeister der Stadt bedankt sich bei Radtke, dass er die Stadt erneut aufsucht und gedenkt des 100. Geburtstags von Irmela von Hoyningen-Huene.

Am Nachmittag führte Einloft die PraktikumsteilnehmerInnen aus Tübingen nach São Lucas und Chiniquá zu den Originalfundstätten der beiden Saurier.

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Fundstätte

In der „Sanga da árvore“ hatte von Huene die Stahleckeria ausgegraben, wo früher ein Baum (árvore) stand, heute findet man zwei Büsche vor (links im Bild).

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Erläuterungen an diesem wissenschaftshistorisch bedeutenden Ort in Chiniquá.

Wenig weit entfernt liegt in São Lucas der Fundort des Chiniquodon. Von Huene hatte erste Knochen von hier in Tübingen erhalten, was ihn bewog, seine Expedition hierher zu führen.

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Originalfundort von Chiniquodon an der RS 287, die Porto Alegre mit Uruguiana an der Grenze nach Argentinien verbindet.

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Der Tag klang ortstypisch mit einem Churrasco auf Einlofts Anwesen aus (Foto: Einloft mit angemessenem Fleischspieß).

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Das während des Tages Erlebte und Erfahrene wurde beim Churrasco reflektiert.

RR

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Das Jahr Deutschland + Brasilien 2013-2014:  Wo Ideen sich verbinden. Unter diesem Motto steht das Deutschlandjahr in Brasilien, das die deutsch-brasilianischen Beziehungen in allen gesellschaftlichen Bereichen vertiefen und ausweiten will. Zugleich soll das Jahr die Sichtbarkeit der Zusammenarbeit erhöhen und Anstöße für neue Kooperationen geben.

Website auf deutsch,   website em português

Projektträger sind das Auswärtige Amt (AA), der Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI), das Goethe Institut, das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), sowie das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Bereits Ende 2012 wurde das Programm in der Presse vorgestellt:
Der Spiegel, 27.9.2012: Deutschland-Bild in Brasilien
Die Welt, 28.9.2012,   4.10.2012

Nun sind unsere beiden Brasilienaktivitäten, die Zoologische Exkursion und das Geoökologische Gelände-Praktikum in das Programm des Deutschlandjahres aufgenommen worden. Demnächst steht die aktuelle Version unter „Downloads“ im Netz. Wir, die Leiter des dreiwöchigen Praktikums,  Dr. Rainer Radtke und Dr.  Martin Ebner,  sowie die 25 Tübinger und rund 15 brasilianischen PraktikumsteilnehmerInnen,  sind begeistert,  2013 und 2014 dabei sein zu dürfen.

Warum Faszination Araukarienwald? Die aktuellen Fotos dürften für sich sprechen.
RR

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Während die PraktikumsteilnehmerInen sich erholen, war Radtke in Porto Alegre beim Gouverneur von Rio Grande do Sul (RS) im Palácio do Governador. Hier wurde die neue Finanzierungsbasis für die Wissenschaft des Bundeslandes RS bekanntgegeben.

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Links aussen sitzend: Jorge Guimarães, CAPES-Präsident, 3. von links:  Secretário Executivo Luiz Antônio Rodrigues Elias, MCTI – Wissenschaftsministerium Brasília, Stellvertreter des Bundeswissenschaftsminister, Tarso Genro, Gouverneur, im grauen Anzug in der Mitte, zweite von rechts die FAPERGS-Präsidentin Nádya Pesce da Silveira.

Nun zu den Studierenden:

Da wir es von der zoologischen Exkursion gewohnt waren, vier Wochen lang immer früh um 05:00 aus den Federn zu kommen, war es für viele jetzt kein Problem, um 6 Uhr morgens aufzustehen, um sich den atemberaubenden Sonnenaufgang auf Pró-Mata anzuschauen. In Decken gemummelt saßen wir zunächst im völlig Dunkeln, bis die Sonne über den Bergen, den beiden Lagunen und dem Atlantik rotglühend aufging. Wenn uns nicht, wie an vielen Morgen eine Wolke einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.
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Einige ließen den Tag sportlicher angehen und joggten zu einem von Araukarien umstandenen See, um im kalten Wasser (für die Jahreszeit zu kühl), einige Bahnen zu ziehen.
In der Mittagspause lasen der eine oder die andere auf der Wiese vor dem Stationshaus biologische Fachbücher oder gar Belletristik, andere wiederum legten sich auf die Lauer, um Kolibris an den Fuchsien zu beobachten.

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Nach dem alltäglichen Wanderprogramm waren die Fitten offenbar noch nicht ausgelastet und spielten an manchem Abend eine Runde Fußball auf dem hügeligen Rasen. Am Freitag, dem vorletzten Praktikumstag, steigt das bereits legendäre Spiel gegen die brasilianischen Studierenden der Partneruniversität UNISC in Santa Cruz do Sul. Manchmal machte eine dichte Nebelfront es unmöglich, den Ball, das Tor oder geschweige denn die eigenen MannschaftskollegInnen zu erkennen.
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Ronja Bauer & Dorothee Lambert

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Da gehen doch am 01. April eine Theologin und ein Theologe zu den Biologen in den brasilianischen Urwald. Das ist kein April-Scherz und auch nicht der Beginn eines Witzes. Außerdem sollten wir richtig stellen, dass die zwei Theologen in Pró-Mata nicht nur Biologen treffen, sondern auch Geologen, Geoökologen und Zoologen. Bei denen wiederum erklärt es sich recht schnell, was die im Araukarienwald wollen. Aber was wollen eigentlich zwei Theologen dort? Sollten die nicht lieber Bücher lesen und, wenn überhaupt, Kirchen besuchen?

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Rahel und Jonathan stellen auf Pró-Mata ihren Auslandsaufenthalt bei einer evangelischen Einrichtung in São Leopoldo vor.

Nun, die beiden Theologen, das sind wir, Rahel und Jonathan. Und in Brasilien verbringen wir (Ex-)Tübinger derzeit ein Auslandsstudienjahr. Bevor wir nach Brasilien aufgebrochen sind, haben wir einiges gehört von der Vielzahl an neuen Kirchen, die in Brasilien an jeder Straßenecke hervorsprießen. Aber ebenso erzählte man uns von der Artenvielfalt und der wunderbaren Natur Brasiliens. In unserem Reiseführer lesen wir vom buntesten Artenreichtum der Pflanzenwelt (mit allein 55 000 Blütenpflanzen) und dass sich auf einem Quadratkilometer Regenwald mehr Pflanzenspezies fänden als in ganz Europa zusammen genommen.
Während unseres bisherigen Brasilienaufenthalts hatten wir davon leider reichlich wenig gesehen. Die Outdoor-Kultur, die wir aus Deutschland gewohnt sind, scheint in Brasilien nicht wirklich verbreitet zu sein. Statt in der Natur, spazierten wir mit unseren Gastgebern von der  Escola Superior de Teologia (EST) 1. , 2. aus São Leopoldo eher durch Städte und Straßen als durch Flora und Fauna.

Die optimale Gelegenheit, in die Natur zu kommen, erreichte uns, als Rainer uns einlud, die Tübinger Studentengruppe auf der Forschungsstation Pró-Mata besuchen zu kommen.
Diese vier Tage vom 01. bis 04. April haben wir in keinster Weise bereut. Wir hatten die Gelegenheit endlich mal eine richtige kräftezehrende Wanderung in den Wald zu unternehmen, schmalblättrige Araukarien zu pflanzen und wunderschöne Landschaft zu erkunden.
Nebenbei war es nicht nur ein Kennenlernausflug, sondern eine durchaus lehrreiche Exkursion, auf der wir gelernt haben, dass auf Rhyolit- und Basaltböden unterschiedliche Pflanzen wachsen; sich Stachellose Bienen mit Duft verständigen, während die europäischen Bienen dafür aufs Tanzen spezialisiert sind; warum Biologen hin und wieder stehen bleiben, um Pflanzen Zahlen oder Buchstaben zuzuordnen und vieles mehr.

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Die Wanderung vom Araukarienplateau startete bei 930 m ü.NN und wir kamen nahezu auf Meereshöhe an.

Vielen herzlichen Dank für alles, was wir in diesen Tagen von euch lernen durften und für viele bereichernde Gespräche. Wir sind große Fans von Rainers Ansatz, Studentengruppen fächerübergreifend aufzumischen. Die Unterhaltungen mit euch waren sehr bereichernd und um es mit den Worten einer Schülerin zu sagen, die in der Zivildienstzeit von Jonathan beim Landesbund für Vogelschutz an einer Waldexkursion teilgenommen hatte: „Vielen Dank für den Wald zeigen!“
Wald und Natur interessiert Theologen ebenso wie Biologen, Geologen und Geoökologen. Wald geht uns alle an. Und ganz gleich ob wir es Biodiversität oder Vielfalt von Gottes Schöpfung nennen, wir sollten uns gemeinsam für den Erhalt der Natur einsetzen.

Amen dazu.

Die zwei Theologen, Rahel und Jonathan

Brasilien Rahel und Jonathan auf Pró-Mata

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Es soll an dieser Stelle ein weiterer Nachtrag eingefügt werden, nicht nur um auf die Schönheit des nächtlichen Sternenhimmels – ohne menschliche Lichtverschmutzung – hinzuweisen, sondern auch um etwas Licht in das Dunkel zu bringen, das während der Exkursion um das vieldiskutierte Kreuz des Südens hing und darum, wie man denn davon ausgehend den geographischen Südpol fände.
Während unseres Aufenthaltes im Pantanal fand man allabendlich eine nicht unbedeutende Zahl Studenten im Gras liegen und hinauf zu den abertausenden Sternen sehen, die den Nachthimmel schmückten. Das war einerseits erholsam nach dem anstrengenden Tag, andererseits lohnenswert, denn der Anblick war tatsächlich grandios und löste zweifelsohne eine gewisse Faszination aus.
Und wie alle so im Gras lagen, kamen Fragen nach dem Ich und dem Sinn des Lebens auf. Man stellte sich die Größe des Weltalls vor, die Weite und die Leere, wie hoch die Chancen wohl stünden, dass die Erde der einzige Leben-beherbergende Planet und der Mensch das einzige Lebewesen mit höherer Intelligenz im Universum sei. Einige wurden etwas wehmütig und erinnerten sich an die ferne Heimat, wo die Geliebten soeben selig schlafen mussten. Neben all der Romantik wurde aber auch die Wissenschaft nicht vergessen und mittels einer astronomischen Sternenkarte der Himmel bestimmt. Das war nicht gerade einfach, denn Sterne stellen für die meisten Biologen eher ungewohnte Bestimmungsobjekte dar. Besonders das Kreuz des Südens warf einige Fragen auf. Zunächst kamen da nämlich mehrere Kreuze in Frage, wobei bei keinem direkt klar war, wie dieses Kreuz denn nun den Süden anzeigen würde. Es wurde hin- und herdiskutiert, der Kompass zu Rate gezogen, die Sternenkarte studiert. Sehr zum Leid derjenigen, die gerne einfach und in Ruhe einen Vorrat Sternschnuppenwünsche erledigt hätten, sich jedoch von dem Taschenlampengefunzel und den im Blickfeld herumstehenden Personen sehr in ihrer Sicht eingeschränkt sahen. Wirklich einig wurden die Diskutierenden sich sowieso nicht und legten das Thema letztlich bei.
Damit nun aber doch alle in den Genuss kommen das Kreuz des Südens auf dem Sternenhimmel unseres Zeltlagers zu sehen, ist es auf dem unteren Bild markiert. Es gehört aber noch ein fünfter Stern dazu, der sich bei aufrechter Position des Kreuzes im rechten, unteren Viertel befindet. Verlängert man die große Achse des Kreuzes um etwa viereinhalb Mal in die Richtung, in die sie länger ist, so findet man den Himmelssüdpol, oder mit anderen Worten, genau den Punkt im Süden, um den sich alle Sterne drehen. Setzt man nun von dort das Lot zum Horizont, so weiß man in welche Richtung der geographische Südpol liegt.
Mittels einer 15-minütigen Langzeitbelichtung sieht man, wie die Sterne über den Himmel wandern, oder wissenschaftlich korrekter formuliert, wie die Erde sich um ihre eigene Achse dreht. Jeder Stern wird dabei aufgrund der Erdbewegung verwischt und als Linie dargestellt. Das Drehungszentrum ist der Himmelssüdpol.

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Im Übrigen befindet sich das Kreuz des Südens auf den Flaggen verschiedener Länder, unter anderem auch auf der brasilianischen. Da allerdings ist es spiegelverkehrt abgebildet, so als befände man sich außerhalb der Himmelskugel und würde durch das Sternzeichen hindurch auf Brasilien schauen.
Quellen: 1,   2

Uwe Zimmermann

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Nach einem tollen Abschluss der zoologischen Exkursion mit leckerem Abendessen im regnerischen Rio de Janeiro trennte sich die über die vier Wochen eingeschworene Gruppe. Diejenigen, die nur an der zoologischen Exkursion teilnahmen, verbrachten noch einen letzten Tag in Rio im botanischen Garten, im historischen Zentrum der Stadt und letztendlich kurz an der Copacabana. Am Abend reisten sie ins verschneite Deutschland ab.

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Links die Königspalmen-Allee, das Wahrzeichen des botanischen Gartens und rechts der gute, alte Breit-Wegerich (Plantago major) im Heilpflanzengarten

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Links der Zuckerhut im Regen, rechts die Selarón-Teppe in Lapa

Ein zweiter Teil der Gruppe begann die zweiwöchige botanische Exkursion von Prof. Hampp und Prof. Grüninger in Porto Alegre.

Der andere größere Teil der Gruppe nahm eine Woche Auszeit auf der Ilha Grande, um dann das dreiwöchige Geoökologie-Praktikum zu beginnen. Auf Wanderwegen durch die Mata Atlântica sahen wir auf der Insel u. a. zwei Kolibriarten, den Schwarzbrust-Mangokolibri (Anthracothorax nigricollis) und den Blauen Gabelschwanzkolibri (Eupetomena macroura) und am Strand die Meeresfauna.

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Nach diesen vielen verschiedenen Eindrücken trafen sich die Teilnehmer des Geoökologischen Gelände-Praktikums mit Dr. Radtke in Porto Alegre und sind von dort mit zwei T2-VW-Bussen Richtung Pró-Mata gefahren. In São Francisco de Paula trafen wir auf die Botanikergruppe und fuhren gemeinsam weiter.

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Auf dem Weg machten wir Halt im Nationalforst „Floresta Nacional de São Francisco de Paula-RS“. 1945 wurde die Forststation „Estação Florestal de Morrinhos“ gegründet und erlangte 1968 den Status eines Nationalforsts. Die Mitarbeiter der Station machen sich zur Aufgabe, die Natur mit den Mitteln der nachhaltigen Nutzung zu erhalten und zu verbinden. Auf unserem Weg durch den Nebelwald, der sich durch viele Epiphyten wie herabhängende Flechten auszeichnet, sahen wir zwei riesige 500-600 Jahre alte, etwa 30 m hohe Araukarien. Diese alten Araukarien sind sehr selten geworden, denn vor den 1980er Jahren wurde ein Großteil des Araukarien-Bestandes, vor allem die Individuen mit einem großen Durchmesser, aufgrund des wertvollen Holzes abgeholzt. Die zwei von uns bewunderten Exemplare hatten Glück, dass ihr Holz morsch ist und sie deshalb von der Axt verschont geblieben waren.

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  • 500 Jahre alte Araukarie
  • Nebelwald mit Flechten und Moos
  • alte Araukarien

Nach einer holprigen zweistündigen Fahrt in den VW-Bussen kamen wir im Dunkeln an der Station Pró-Mata an. Pró-Mata bedeutet „für den Wald“ und ist ein Araukarienwald-Schutzgebiet, der Universität Tübingen und der PUCRS, der katholischen Partneruniversität, in 800 – 1100 m Höhe auf der Serra Geral in der Gemeinde São Francisco de Paula. 1996 wurde mitten im Schutzgebiet die Forschungsstation eingeweiht. Die Idee zu dieser Station entstand Anfang der 90er Jahre durch eine Tübinger Arbeitsgruppe in Porto Alegre. Das Hauptziel der Station ist die naturnahe Wiederbewaldung mit Araukarien.

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Links: 1,   23

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In der Jura-Kreide-Zeit (vor 160-180 Mio. Jahren) hatte die Araukarie ihren Höhepunkt und war weltweit verbreitet. Noch heute zeigen versteinerte Araukarien in Europa ihre einstige Verbreitung. In Mata werden wir nächste Woche dann in einer Stadt sein, die weitgehend aus versteinerten Araukarien besteht. Lebende Araukarien gibt es heute aber nur noch auf der Südhalbkugel. Der ursprüngliche Bestand an Araukarienwald in Brasilien war so groß wie die Bundesrepublik Deutschland und zog sich von Minas Gerais bis Rio Grande do Sul, vereinzelt tritt sie noch weiter nördlich auf. Heute sind nur noch 5% des gesamten Bestandes übrig geblieben und nur 1% des zusammenhängenden Waldgebietes. Daher wurde die Baumart 1989 unter nationalen Schutz gestellt, das bedeutet, dass sie in Brasilien weder eingeschlagen noch gehandelt werden darf. Der Araukarienwald, auf Portugiesisch Mata com Araucária, ist der einzige tropische und subtropische Regenwald, in dem Koniferen (Nadelbäume) den Hauptbestandteil der Vegetation ausmachen. Alle anderen Regenwälder sind Laub-Mischwälder. Es gibt drei Gattungen in der Famile der Araucariaceae: Agathis, Araucaria und die erst 1994 in Australien entdeckte Wollemia. Hier in Brasilien kommt nur Araucaria angustifolia vor. Die Familie war während der Jura- und der Kreidezeit auf dem Gondwana-Kontinent verbreitet. Auf der Nordhalbkugel sowie in Afrika sind alle Arten der Familie ausgestorben. Die heute noch lebenden Arten werden aufgrund ihrer altertümlichen Merkmale als „lebende Fossilien“ bezeichnet. Sie sind an ihrer charakteristischen Wuchsform zu erkennen. In jungen Jahren sehen die Pflanzen wie typische uns bekannte europäische Koniferen aus. Im Laufe der Zeit werfen sie ihre unteren Äste ab und entwicklen die charakteristische Kandelaber-Form, ähneln also einem Kerzenleuchter. Dies geschieht, indem das apikale Wachstum stoppt und die Seitenäste über die Spitze des Stammes hinauswachsen, sodass die Spitze abgeflacht wird. Die immergrünen Blätter sind spiralig angeordnet, steif, spitz und lederartig. Die Araukarie wird bis zu 840 Jahre alt und kann 50 Meter Höhe erreichen. Sie ist diözisch, das bedeutet, dass es männliche und weibliche Individuen gibt. Die weiblichen Araukarien bilden kindskopfgroße Zapfen, die durch den Wind bestäubt werden.

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Die Samen werden von dem Azurblauraben (Cyanocorax caeruleus) vergraben, teilweise vergessen und so verbreitet. Es handelt sich hierbei um Zoochorie, eine Samenverbreitung durch Tiere, vergleichbar mit dem Verhalten unseres Eichhörnchens und Eichelhähers.

Die erste Woche auf Pró-Mata stand ganz im Zeichen der Botanik. Bestimmungsübungen:

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Nachdem wir uns mit der Umgebung und der heimischen Flora vertraut gemacht hatten, kamen drei Projekttage auf uns zu. Am ersten Tag gingen wir auf die der Forschungsstation nahegelegenen Pferdekoppel und in das angrenzende Waldgebiet, um Flechten zu kartieren. Eine Flechte ist ein lichenisierter Pilz, d.h. ein Pilz, der eine Population von Algen eingefangen hat und mit ihnen in einer vererbbaren Symbiose lebt. Wir verglichen das Vorkommen verschiedener Flechtenarten auf Licht- und auf Schattenbäumen. Dabei fanden wir im Wald eine äußerst seltene und flauschige Haarflechte. Das Elfenhaar (Coenogonium implexum) wächst in Form eines kleinen Kissens und ist grünlich orangefarben oder gelblich getönt. Prof. Grüninger ist Mit-Autor des Flechtenführers von Pró-Mata. Das Bestimmungsbuch ist über das Brasilienzentrum zu beziehen.

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  • Es wurden keine Mühen gescheut, um an geeignetes Untersuchungsmaterial zu kommen.
  • Flechten neben einer Bromelie am Stamm.
  • Prof. Grüninger, Prof. Magel und Frau Schrey am Flechtenbaum.
  • Prof. Grüninger blüht in seinen Erklärungen über Flechten auf.

Am zweiten Tag haben wir die Photosyntheserate verschiedener Pflanzenarten gemessen. Dazu verwendeten wir ein Gaswechselmessgerät, womit man über den Gaswechsel und die Menge an transpiriertem Wasser der Pflanze die Photosyntheserate bei verschiedenen Lichtintensitäten berechnen kann. Dieses Messverfahren nennt man Porometrie. Die Photosyntheserate lichtadaptierter Pflanzen ist höher als die dunkeladaptierter Pflanzen. Dies liegt daran, dass Lichtpflanzen nicht nur durch ihre morphologischen Blattanpassungen, sondern auch durch funktionelle Stoffwechselanpassungen optimal mit den hohen Lichtintensitäten umgehen können. In der Nähe der Wendekreise ist die Sonneneinstrahlung sehr hoch und kann hier im Gebirge bei klarem Himmel bis zu 2500 µmol Photonen/m²s betragen. Im Vergleich dazu ist die maximale Sonneneinstrahlung in Tübingen 1800 µmol Photonen/m²s. Sobald sich eine Wolke vor die Sonne schob, verringerte sich die Sonneneinstrahlung auf 400 µmol Photonen/m²s. Diese starke Reduzierung der Lichtintensität überraschte uns, da man das mit bloßem Auge nicht so eingeschätzt hätte. Das zweite Experiment bezog sich auf die Schutzmechanismen der Pflanzen gegen zu hohe Lichteinstrahlung. Bei zu hohen Lichtintensitäten besteht die Gefahr, dass die Pflanze durch freie Sauerstoffradikale geschädigt wird. Die Pflanze schützt sich vor zu hoher Sonneneinstrahlung durch Wärmeabgabe. Diese wird im Chlorophyllfluoreszenzmessgerät festgestellt. Wir fanden heraus, dass sich eine Sonnenpflanze besser schützen kann, da sie eine bessere Wärmeabgabekapazität aufweist als eine Schattenpflanze.

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Messungen am Gaswechselmessgerät und Chlorophyllfluoreszenzmessgerät

Am letzten Tag führten wir eine visuelle, makroskopische Bonitierung der Araukarienplantage durch, die im Rahmen einer Doktorarbeit angelegt worden war. Wir untersuchten den Vitalitätszustand der Araukarien anhand von verschiedenen Kriterien, wie zum Beispiel Höhe, Wirtelanzahl und Fraßbefall. Das Ziel dieser Untersuchung ist, unterschiedliche Ökotypen der Araucaria angustifolia aus verschiedenen Teilen des Landes am gleichen Standort wachsen zu lassen und eventuelle Genvarianten herauszufinden. Da diese Untersuchung nur einmal im Jahr stattfindet, wuchert das Untersuchungsgelände im Laufe der Zeit zu und wir hatten das Vergnügen, uns mit der Machete durchs Unterholz zu schlagen.

Dorothee Lambert, Ronja Bauer

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Die vier Wochen sind um. Die beiden Exkursionsleiter, Dr. Rainer
Radtke (im Bild) und Dipl.-Biol. Michael Koltzenburg hatten mit der
motivierten Studentengruppe keine Probleme. Weder mussten Nutz- noch
Zierstudenten angeschoben werden wie dieser Bus auf dem Weg zum Rio
Teles Pires.

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Während unserer Exkursion durch Brasilien wurde man von unzähligen Eindrücken eingenommen. Andere drängten sich im wahrsten Sinne des Wortes geradezu auf. So machten viele unfreiwillig Kontakt mit Vogelspinnen. Diese machte für Vogelspinnen Begeisterte die Lokalisation um vieles einfacher, da ein menschlicher Schrei sehr gut zu hören und zu orten ist.

Vogelspinnen, Theraphosidae, gehören zu den Araneae. Diese wiederum gehören wie die Scorpiones und Amblypygi zu den Arachnida. Bislang wurden ca. 900 Vogelspinnenarten beschrieben. Diese zeichnen sich unter anderem  durch eine orthognathe Cheliceren-Stellung und eine dichte Behaarung aus.  Eine erste grobe Einteilung erfolgt anhand ihrer bevorzugten Lebensräume. So lassen sich Vogelspinnen in Boden- und Baumbewohner einteilen. Die Bodenbewohner können noch in Bombardierspinnen eingeteilt werden. Genauere Bestimmungen der Arten erfolgen anhand von morphologischen Merkmalen wie Geschlechtsteilen, im Feld lassen sie sich aber auch grob via Habitus und Fundort einteilen.

Die meisten Exemplare zeichnen sich durch ein ruhiges Gemüt aus und lassen keinerlei Zeichen erkennen, die die von vielen Menschen erwarteten Schreckensvorstellungen bestätigen. Lässt sich eine Vogelspinne doch einmal aus der Ruhe bringen, stellt sie ihre beachtlichen Cheliceren zur Schau. Im Notfall nutzt sie diese oder schleudert ihre Brennhaare dem Angreifer entgegen.
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Natürlicher Feind der Vogelspinnen ist zum Beispiel die Hymenoptere  Pepsis formosa (Pompilidae), auch bekannt als „Tarantulafalke“. Diese nutzt von ihr betäubte und eingegrabene Vogelspinnen als Nahrung für ihre Larven. Ihr Stich wird übrigens auf dem Schmidt Sting Pain Index (12) mit der Note 4,0 bewertet.

Im Normalfall verwenden Vogelspinnen ihre Cheliceren, dolchartige Mundwerkzeuge, zur Injektion von Gift in ihre Beute. Dieses ist in der Regel für Menschen nicht weiter gefährlich. Nachdem sie ihre Beute erlegt haben, wird diese meist nicht auf der Stelle verzehrt, sondern zuerst in aller Ruhe ein Art Teppich auf den Boden gewebt, um auf diesem genüsslich das Mahl zu genießen.

Zur Wahrnehmung ihrer Umwelt verwenden Vogelspinnen nicht ihre Augen, sondern ihre zahlreichen Sinneshaare (Trichobothrien). Mit diesen können  sie feinste Vibrationen wahrnehmen. Deshalb empfiehlt es sich, um eine Vogelspinne, insbesondere Jungtiere, zu finden vorsichtig aufzutreten und Erschütterungen zu vermeiden.

Vogelspinnen häuten sich in den meisten Fällen 7-8 mal bevor sie adult sind. Jungtiere werden als Nymphen oder auch als Spiderlinge bezeichnet. Nach der sog. Reifehäutung sind die Tiere geschlechtsreif. Für männliche Vogelspinnen ist dies die letzte Häutung, weibliche häuten sich jedes Jahr weiterhin. Auch leben männliche Vogelspinnen nach der letzten  Häutung nur noch ein Jahr, Weibchen hingegen noch bis zu 15 Jahre. Bei der Häutung wachsen Vogelspinnen nicht nur sondern können auch damit Extremitäten regenerieren.

Männchen besitzen an den Pedipalpen (Taster) spezielle Bulbi. Diese belädt das Männchen durch ein sogenanntes Spermanetz mit Sperma. Dann werden diese beim teils komplizierten Paarungsvorgang in die weibliche Genitalöffnung eingeführt. Dabei kann es passieren, dass ein unvorsichtiges Männchen als Zwischenmahlzeit verwendet wird. Nachdem das Weibchen seinen Kokon abgelegt hat, wacht es noch über diesen, bis die bis zu mehrere Tausend kleinen Spinnen schlüpfen.

Da wir auf unserer Exkursion unterschiedlichste Lebensräume bereisten, trafen wir auch auf unterschiedlichste Arten mit unterschiedlichen Strategien.

Ein Spinnenlebensraum der leider unberücksichtigt blieb sind Bäume. Zahlreiche Spinnen wie Avicularia sp. halten sich nur dort auf und sind in der Regel nicht auf den Boden anzutreffen. Daher konnten diese bisher leider vonuns nicht entdeckt werden.

Da eine genauere Betrachtung in der Regel nicht möglich war, wurden alle Arten unter Vorbehalt bestimmt.

– Acanthoscurria brocklehursti (Rio Cristalino)

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Eine weibliche Acanthoscurria brocklehursti, ventral.

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– Lasiodora sp. (Pantanal)

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– Grammostola actaeon (Minas Gerais)

– Grammostola sp.

 

Moritz Boley

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Der Rio Cristalino liegt nun, da wir am Ende der Exkursion angekommen
sind, schon 3 Wochen zurück. Trotzdem ist diese erste Etappe noch in
allen Köpfen präsent. Vitória da Riva Carvalho ließ Rainer Radtke
diesen Beitrag über die Problematik des Amazonasregenwalds aus der 
Financial Times zukommen.

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Bei regnerischem Wetter hatten wir heute das interessante Erlebnis, eine Gruppe der Goldenen Löwenäffchen (Leontopithecus rosalia) zu beobachten.  Wir wurden von MitarbeiterInnen des Reserva Biológica de Poço das Antas durch den Wald geführt, wobei ein mit einem Halsbandsender versehenes Tier und damit die kleine Gruppe mit einer Antenne aufgespürt werden konnten.

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Die Gruppe lebt wild in diesem winzigen Fragment der Mata Atlantica, ist aber an Menschen gewöhnt und dient immer wieder zur „Vorführung“ und damit auch zur Sympathiewerbung für das erfolgreiche, aber weiterhin auf massive Unterstützung angewiesene Schutzprojekt.

Wir standen also im Regen, während zahlreiche Tiere um uns herumwuselten, zuweilen schrille Rufe ausstoßend. Dazwischen kletterten auch Abkömmlinge von ehemals ausgesetzten Büscheläffchen (Callithrix jacchus, C. penicillata), die aufgund ihrer ähnlichen Lebensweise, aber größeren Robustheit für die Löwenäffchen problematische Konkurrenten sind, durch die Bäume.

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Ein Kameramann von GLOBO TV schoss zeitgleich ein paar Szenen.

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In einem Vortrag eines Mitarbeiters der wissenschaftlichen Station wurde unter anderem auf die Bedrohungen der Art durch Fragmentierung des Lebensraums hingewiesen. In der uns vorgeführten Animation stellen die roten Flächen Siedlungen dar:

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Nach einem Gruppenfoto mit dem Team der Station überreichte Rainer auch hier ein Exemplar der Broschüre über die Fritz-Müller-Ausstellung.

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Vielleicht wird das Tier in der Mitte  ja Logo der Olympischen Spiele 2016! Unterstützung ist unter Facebook oder Twitter möglich.

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Heute, Sonntag, nachmittag sind wir in Rio de Janeiro angekommen. Es regnet heftig, die Wolken hängen tief. Bei einem ersten Regenspaziergang am Strand von Flamengo beim Hotel um die Ecke sahen wir gerade so den Zuckerhut,  Christo Redentor guckte bei der Herfahrt kurz aus den Wolken.

Morgen wollen wir die Goldenen Löwenäffchen (Leontopithecus rosalia) in der Reserva Biológica Poço das Antas besuchen. Nach einem Gang durch den Botanischen Garten von Rio werden wir  übermorgen die die 20. zoologische Exkursion, die Jubiläums-Exkursion,  beenden. Ein kleiner Teil der Gruppe wird dann nach Deutschland zurückkehren. Der Rest wird noch in Brasilien bleiben, um an einem botanischen und/oder dem 11. Geoökologischen Gelände-Praktikum teilzunehmen oder  auch, um einfach noch weiter zu reisen.

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Inzwischen sind wir nach acht Stunden Busfahrt durch die hügelige, kleinlandwirtschaftliche, von heftiger Erosion gezeichnete Landschaft in Ipanema (die Stadt heißt nur so wie der Strand in Rio de Janeiro) im Osten von Minas Gerais angekommen und holen unseren nächsten Wolkenbruch ab. Manche verloren sich in der endlosen shopping-mall von Ipanema…

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Kaffeeplantagen unterwegs, im mittleren Foto mit jungen gepflanzten Mahagoni-Bäumen

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Rainer Radtke entspannt sich vor dem Hotel in Ipanema

Die Suche nach den Spinnenaffen / Muriqui (Brachytheles hypoxanthus) im RPPN Feliciano Miguel Abdala war am ersten, regnerischen Tag erfolglos. Rainer hielt einen einführenden Vortrag über den Spinnenaffen und die Beonderheiten der Fazenda, auf der die Art dank der Voraussicht des Vorbesitzers bis heute überleben konnte.

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Immerhin kamen uns die hiesige Brüllaffen-Art (Alouatta guariba, ehemals. A. fusca) und Kapuzineraffen (Cebus apella) vor die Linsen und Callithrix flaviceps vor die Ohren. Außerdem fanden wir einen Hornfrosch (Proceratophrys boiei, Leptodactylidae), den Rainer selbstverständlich artgemäß aus der Froschperspektive [sic!] fotografierte:

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Der zweite Tag hingegen war ein voller Erfolg! Neben Brüllaffen und Kapuziner-Affen konnten wir in Ruhe zwei Gruppen der Muriqui-Affen beobachten, die in den Bäumen über uns umherkletterten und reichlich Pflanzennahrung zu sich nahmen.

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Die Tiere sind individuell am Gesicht und teilweise auch an ihrer Stimme erkennbar. Eine Wissenschaftlerin aktualisiert derzeit die „Passfotos“ einer Gruppe von 126 Tieren. Unser Guide erkannte ein Weibchen wieder, das er seit 20 Jahren beobachtet!

Beim Abstieg von einem Trail stolperten wir buchstäblich über eine schöne Bothrops jararaca (vgl. Liste der Reptilien Brasiliens):

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Wie gingen einen überwachsenen Weg entlang, der von zahlreichen Netzen einer Seidenspinnen-Art (Nephila spec.) mit ihren gelblichen Spinnfäden überspannt war.

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Eine Seidenspinne mit einem erbeuteten Käfer in ihrem Netz. Größere Beutetiere wie in manchen Mitteilungen erwähnt (1,   2) konnten wir aber nicht entdecken.

Drama in der Mata Atlantica

Als wir uns gerade von der Bothrops jararaca  losgerissen hatten und 100 Meter weiter den rutschigen Lehmhang hinabliefen, entdeckten wir einen nervös herumfliegenden und Warnsignale ausstoßenden weiblichen Kolibri der Art Thalurania glaucopis. Bei näherer Betrachtung eines Baums fanden wir eine ca 1,60m lange Schlange der Art Clelia clelia, die sich einem Kolibrinest näherte. Verzweifelt versuchte das Kolibriweibchen, durch dichtes Anfliegen der Schlange diese abzulenken, währens diese allerdings immer weiter vorwärts kroch. Angelockt von den Warnrufen des Kolibriweibchens näherte sich ein weiterer Kolibri der Art Phaethornis ruber, um sich einen Überblick über die Lage und den potentiellen Feind zu verschaffen.

Erst als unser Guide Lucas die Verzweiflung des Kolibriweibchens nicht mehr mitansehen konnte und in die Situation eingriff, indem er versuchte, die ungiftige Natter vom Baum zu holen, schlängelte diese mit wild zitterndem Schwanzende in die höheren Bäume zurück. Das Kolibriweibchen stellte der Schlange noch kurze Zeit nach. Bei Begutachten des Nestes fand Lukas allerdings weder Eier noch Jungtiere. Entweder war die Schlange schon dort gewesen, um die Küken zu fressen und wartete nun auf die zurückkehrende Mutter oder das Nest war noch leer gewesen.

Die Schlange aus der Familie der Nattern (Colubridae) gehört zur Gattung der Mussuranas (Clelia spec.). Die Körperlänge kann bei adulten Tieren von 1,50m bis zu 2,40m variieren. Interessant ist auch, dass diese Art immun gegen das Gift anderer Schlangen wie den Lanzenottern (Bothrops spec.) ist. Sie ernährt sich meist von anderen Schlangen, Schleichen und Echsen. Mussuranas besitzen 10-15 proteroglyphe Zähne, mit denen sie versuchen, den Kopf anderer Schlangen zu packen und sich dann um diese winden, weshalb sie auch Pseudoboas genannt werden.

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Links die Schlange, sich dem Kolibrinest nähernd, in der Mitte das Kolibriweibchen, rechts der Kopf der züngelnden Schlange

Jonas Benner

Nach den Führungen überreichte Rainer unserem Guide Roberto ein Exemplar des Buches über die Fritz-Müller-Ausstellung.

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In den Tropen sind die meisten Böden vor allem durch den hohen Niederschlag und Temperatur und damit durch die hohe chemische Verwitterung mit Bodentiefen von bis zu 50 m tiefgründig, jedoch meist sehr nährstoffarm und dadurch unfruchtbar. Mehrere Millionen Jahren im feucht-warmen Klima haben das Ausganggestein tief verwittert und die im Boden enthaltenen Mineralien ausgewaschen. Zurück blieben die schlecht verwitterbaren Eisenoxide und Aluminiumoxide, die die für die Tropen charakteristischen orange-roten  Böden (Lateritböden) bilden. Zudem gibt es aufgrund der klimatischen Bedingungen kaum eine Streuauflage bzw. keine Humusschicht, da alles anfallende Material in kürzester Zeit in den Nährstoffkreislauf zurückgeführt wird.

Steile, riesige rote Hangflächen stechen uns immer wieder ins Auge, darauf Bagger, Kräne und Lastwagen, die dort Siedlungen entstehen lassen. Die Straße wird einspurig, da ein kleiner Hangrutsch die Gegenspur blockiert. Auch schlammige Flüsse, die wir bei der Fahrt durch den Osten von Minas Gerais gesehen haben, zeugen von hohem Bodenverlust durch Bodenerosion.

Durch das Abholzen der Hangflächen wird dem Boden der letzte mögliche Rückhalt durch die Wurzeln der Pflanzen genommen, auch die Krautschicht ist durch verbreitete Beweidung oft lückig. Verstärkend kommt dazu, dass der Boden nicht mehr genug Wasser aufnehmen kann und es können kleine, aber auch große Schlammlawinen entstehen, die in Siedlungsbereichen fatale Folgen haben können. Obwohl dieses Problem bekannt ist und schon zahlreiche Menschenleben gekostet hat, wie 2011 in Petropolis in der Nähe von Rio de Janeiro (12) , wird trotzdem weiter so gebaut. Gründe dafür sind in den schnell wachsenden Städten wohl der Platzmangel und eine eher dürftige Bauleitplanung.

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Jonas Benner

P.S.: Dieser Artikel war kaum hochgeladen, schon kam die nächste Meldung von Erdrutschen in Petropolis…

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Nachtrag 11.03.2013
Während sich die Gruppe allabendlich für Stunden auf dem Kirchenvorplatz versammelte, um auf den Mähnenwolf zu warten, gab es eine zwar wenig frequentierte aber dennoch mindestens ebenso interessante Alternativbeschäftigung: das „frogwatching“! Im Folgenden eine beispielhafte Schilderung einer der nächtlichen Touren.
Auftakt der sich im Résumé als die am erfolgreichsten erweisende Froschsuche war der Hilfruf Michas danach, einen seine Nachtruhe störenden Laubfrosch Hypsiboas faber (zu deutsch „der Schmied“ – Bild 1) aus dem Springbrunnen vor seinem Zimmer zu entfernen. Nachdem mir das gesuchte Tier mit seinen 2-3 Meter-Sprüngen förmlich vor die Füße sprang, blieb mir eine längere Suchaktion erspart, obwohl sich diese durch seinen sehr lauten charakteristischen, einem Hammerschlag ähnelndem Ruf („hammer frog“ – Audio) wahrscheinlich sehr einfach gestaltet hätte.
Mit Lucas brachte ich das Tier zu einem großen Teich am Rande des Klostergeländes, in dem bereits zahlreiche Artgenossen versammelt waren. Durch den nur kurze Zeit zurückliegenden Regenguss herrschten optimale Bedingungen für die Amphibien, sodass nicht nur alle 5 Meter ein „hammer frog“ sondern auch Leptodactylus latrans– Exemplare (Bild 2) um den Teich herum saßen. Die zeitgleiche Anwesenheit der beiden Arten veranlasste Lucas dazu, die paralysierende Wirkung des Leptodactylus-Giftes, die auf der Vorjahres-Exkursion entdeckt wurde, erneut zu testen. Allein die Hautsekretmenge, die sich während eines kurzen handlings des Leptodactylus auf den Handflächen ansammelte, sollte ausreichen, um beeindruckende Lähmungserscheinungen bei einem anschließend gefangenem „hammer frog“ auszulösen. Nach ca. 5 Minuten war der in der Hand gehaltene Hybsiboas faber vollständig paralysiert (Bild 3). Auffallend dabei, war neben der komplett aussetzenden Atmung die bereits im vergangenen Jahr beobachtete verkrampfte Haltung der Vorderextremitäten (Bild 4). Eine neue interessante Beobachtung waren die in unterschiedlichem Adaptationszusatnd erstarrten Pupillen (Bild 5). Untersuchungen zur Wirksamkeit des Giftes sind leider bisher noch nicht bekannt.
Bevor der gelähmten Laubfrosch wieder in das Teichwasser entlassen wurde und sich erfreulicherweise bereits nach kurzer Zeit wieder bewegen konnte, durften wir noch die erstaunliche Beobachtung der aktiven Brutpflege eines Leptodactylus-Weibchens machen. Das adulte Tier schaufelte seinen Kaulquappen aus ihrem Nest aus begrenzenden Wasserpflanzen, wohl in Zusammenhang mit dem gestiegenen Wasserspiegel des Teiches, einen Weg ins offene Wasser.
Zurück im Klostergebäude beschlossen wir, nachdem das „Melken“, das Abpressen des milchig-weißen Giftes aus den Parotiddrüsen einer farbenprächtigen Rhinella schneideri-Kröte (Bild 6) auch das Interesse anderer bisher vergeblich auf den Mähnenwolf wartender Leute an Amphibien geweckt hatte, eine offizielle Froschsuche zu starten. Ein interessantes Detail dabei, ist die Tatsache, dass sich das zunächst sehr dickflüssige Giftsekret bei Luftkontakt sehr schnell verflüssigte mit dem Zweck, auf einem potentiellen Angreifer besser verteilt werden zu können.
Nach dem Auffinden zahlreicher juveniler und adulter Rhinella schneideri und einer Rhinella pombali (Bild 7) löste sich die Gruppenformation jedoch wieder relativ schnell auf und wir blieben nur zu dritt zurück. Wie so oft, wenn man bereits denkt es gäbe nichts mehr zu entdecken, spürten wir nach kurzer Zeit noch zwei winzige Laubfösche an einem Tümpel auf. Zum einen Hypsiboas polytaenius (Bild 8) und zum anderen eine noch nicht identifizierte Art (Bild 9).
Wieder auf dem Klostergelände präsentierten sich uns abschließend noch eine Scinax-Art (Bild 10) und ein Bokermannohyla-Exemplar (Bild 11).
Somit war dieser Abend trotz letztendlich doch verpassten Mähnenwolfs mit acht verschiedenen Amphibienarten ein voller Erfolg.
Henrike Barske

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Interessante Links:

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Auf unseren Touren im Nationalpark Serra do Cipó (campo rupestre) und in der Serra do Caraça haben wir viele verschiedene Kolibriarten gesehen. Kolibris sind sehr kleine Vögel, die durch ihre schimmernden Gefiederfarben auffallen. Ein „Markenzeichen“ von Kolibris ist, dass sie im Flug präzise auf der Stelle verharren können und dabei den Nektar aus Blüten zu sich nehmen können. Dies ist durch einen Flügelschlag, der sowohl beim Ab- als auch beim  Aufschlag einen Auftrieb erzeugt, möglich. Bei 40 bis 50 Flügelschlägen pro Sekunde sind die Flügel mit dem bloßen Auge nur noch verschwommen zu erkennen. Durch die spezielle Anpassung des Schwirrflugs benötigen Kolibris an einem Tag mehr Nahrung, als sie selbst wiegen, um den hohen Energiebedarf zu decken. Ihr Herzschlag beträgt in Ruhe ca. 400 Schläge pro Sekunde, was beim Schwirrflug vor einer Blüte auf bis zu 1200 Schläge pro Minute ansteigen kann. Um nicht zu verhungern, müssen Kolibris etwa alle 15 Minuten Nahrung in Form von Nektar als Energie- und Insekten als Proteinquelle zu sich nehmen. Nachts sparen sie Energie, indem sie in den Torpor, eine Art Kältestarre, verfallen. Im Torpor fahren sie ihren Herzschlag auf ca. 36 Schläge pro Minute herunter und ihre Temperatur von 42°C auf ca. 18°C.

Grünmaskenkolibri, Hyazinth Visorbearer (Augastes scutatus)

Der Grünmaskenkolibri (Augastes scutatus) ist eine endemische Kolibriart, die nur in bestimmten Gebieten Brasiliens vorkommt. Endemiten sind Sippen, deren Verbreitung auf ein eng begrenztes Gebiet beschränkt ist und die beispielsweise auf Inseln oder in Gebirgen, also räumlich isoliert vorkommen.

Augastes scutatus ist in den Hochgebirgen der Serra do Caraça, Serra do Santo und Serra do Cipó von Minas Gerais anzutreffen. Zwei der Gebiete haben wir im Laufe unserer zoologischen Exkursion besucht, so dass wir die Art des öfteren hören, beobachten und fotografieren konnten.

Der Vogel ist ca. 8,5 cm groß und fällt vor allem durch das weiße bis cremefarbene Brustband und einen weißen Fleck hinter dem Auge auf. Das Gefieder schimmert glänzend grün bis goldbronzegrün, der Schnabel ist 21 mm lang und schwarz.

Da die Individuen sehr standorttreu sind, haben wir sie wiederholt an bestimmten Stellen in ca. 3m Höhe aufgefunden, was für sie typisch ist.

Die bevorzugten Nektar liefenden Pflanzen sind Lychnophora pinaster [Arnica-Mineira], Eremanthus incanus und E. crotonoides (Asteraceae), Stachytarpheta glabra (Verbenaceae), Psittacanthus robustus (Loranthaceae), Vochysia spec. (Vochysiaceae), Barbacenia spec. (Velloziaceae).

Das Weibchen kümmert sich allein um den Nestbau und das Ausbrüten der Eier, was eine für Kolibris typische Verhaltensweise ist. Für den Nestbau verwendet es Schuppen von Baumfarnen, Kakteenwatte und Spinnenfäden. Die Nester weisen dadurch eine gelblichweiße Färbung auf. In der Brutzeit legen die Weibchen immer 2 „Tic-Tac“-große Eier. Die Brutzeit beträgt ca. 2, die Aufzucht ca. 4 Wochen. Danach verlassen die Kolibris selbständig das Nest.

Die folgenden Fotos wurden uns dankenswerterweise zur Verfügung gestellt von Lucas Aguiar Carrara und Luciene Carrara P. Faria (zum Vergrößern der Fotos bitte klicken):

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Der Exkursionsteilnehmer Uwe Zimmermann fotografierte ein Tier im Flug über Stachytarpheta glabra:

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Eine interessante Veröffentlichung zu der Art findet sich hier.

Gesehen haben wir zudem noch folgene Kolibriarten:

  • Colibri serrirastris (White-vented Violetear, 15 cm)
  • Amazilia lactea (Sapphire-spangled Emerald, 9,5 cm)
  • Leucochloris albicollis (White-throated Hummingbird, 11 cm)
  • Heliomaster squamosus (Stripe-breasted Starthroat, 12 cm)
  • Phaethornis pretrei (Planalto Hermit, 15 cm)
  • Campylopterus largipennis diamantinensis (Gray-breasted Sabrewing, 12 cm)
  • Eupetomena macroura (Swallow-tailed Hummingbird, 15 cm)
  • Calliphlox amethystina (Amethyst Woodstar, Männchen 8,5 cm, Weibchen 7,5 cm)
  • Chlorostilbon lucidus (Glittering-bellied Emerald, 8,5cm)
  • Hylocharis cyanus (White-chinned Sapphire, 8,5 cm)
  • Clytolaema rubricauda (Brazilien Ruby, 12 cm)

Ronja Bauer

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Batessche Mimikry

1862 beschrieb der englische Wissenschaftler Henry Walter Bates die nach ihm benannte Batessche Mimikry. Er fand optische Ähnlichkeiten zwischen zwei Schmetterlingsarten, von denen eine für Vögel ungenießbar, und die andere wohlschmeckend ist.  Er schloss daraus, dass sich die wohlschmeckende Art durch die Nachahmung der ungenießbaren schützt, da diese von Vögeln nur selten gefressen wird. Vögel, die einmal ein Individuum der ungenießbaren Art gefressen haben, lernen von dem Zeitpunkt an die Art zu meiden und meiden daher auch ähnlich aussehende Arten.

Müllersche Mimikry

Die Müllersche Mimikry hingegen, die 1878/79 von dem nach Brasilien ausgewanderten deutschen Wissenschaftler Fritz Müller (über den im vergangenen Jahr eine Ausstellung in Tübingen zu sehen war) beschrieben wurde, stellte fest, dass eine Ähnlichkeit zwischen zwei oder mehr Arten besteht, die alle ungenießbar sind. Der Vorteil hiervon ist, dass z.B. Vögel als Räuber schneller lernen eine Art zu meiden, wenn alle ungenießbaren Arten ähnlich aussehen. So ist der Warnhinweis einheitlich und der Lernprozess der Räuber schneller. Die Populationen der jeweiligen Art werden also insgesamt weniger stark belastet, weil sich die Verluste auf beide Arten verteilen. Dies ist besonders für Arten mit kleinen Populationen von Bedeutung, bei denen die Gefahr des Ausssterbens größer ist.
Aus seinen Beobachtungen leitete Müller ein mathematisches Modell zur Populationsdynamik her und konnte damit den Vorteil der nach ihm benannten Müllerschen Mimikry für kleine Populationen rechnerisch nachweisen.  Es ist die erste Formel die ökologische Zusammenhänge beschreibt und bis heute gültig ist.
Bei der Gattung Heliconius kann man die Müllersche Mimikry bei verschiedenen Arten beobachten.

Beispiele für Arten aus der Verwandtschaft von Heliconius:

Heliconius_cf_numata_IMG_5610_20130224_MKoltzenburg Heliconius_NicolaLechner
Zwei Beispiele vom Rio Cristalino

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Zwei Beispiele aus der Umgebung des Klosters Caraça

Zum Vergleich

Nicola Lechner

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Heute machten einige von uns eine ungewöhliche Entdeckung. Wir beobachteten auf einer unserer Wanderungen über die Trails von Caraça zwei Affenarten. Eine dieser Arten konnten wir aber trotz Wälzens von Primatenliteratur nicht bestimmen. Das beobachtete Tier schien Merkmale von zwei Arten aufzuweisen, sowohl von Callithrix geoffroyi als auch von Callithrix penicillata. Wir stellten allerdings fest, dass eigentlich nur Callithrix geoffroyi in Caraça natürlich vorkommt. Also suchten wir unseren Allroundguide Lucas auf und fragten ihn nach einer Lösung. Und er hatte sie! Er erzählte uns, dass dieser Affe ein Hybrid wäre aus diesen zwei Arten. Dieser Hybrid war ihm ebenfalls schon einmal begegnet und hatte ihn genauso stutzig gemacht. Lucas hatte daraufhin eine befreundete Primatologin kontaktiert, welche ihm berichtete, dass Callithrix penicillata in der Region Caraça vom Menschen eingebracht wurde. Individuen dieser Art, die eigentlich im Norden Brasiliens heimisch ist, werden von Einheimischen als Haustiere gekauft, wenn die Tiere noch jung und niedlich sind. Sobald sie älter und geschlechtsreif werden, steigt ihre Aggressivität und die Menschen erkennen, dass die Tiere nicht zur Haltung geeignet sind. Sie werden kurzerhand sie im Wald ausgesetzt. Offensichtlich müssen sich dann Callithrix geoffroyi und Callithrix penicillata gekreuzt und Hybride gebildet haben. Anscheinend sind diese Hybride gar nicht so selten, weil sie bereits auf mehreren Wanderungen in unterschiedlichen Teilen des Schutzgebietes gesichtet wurden. Im Gespräch mit einem Padre des Klosters teilte er uns mit, dass es bereits eine ganze Population dieser Hybriden gäbe. Fraglich bleibt, ob die nativen Callithrix geoffroyi erhalten bleiben oder ob sie in der Zukunft von den Hybriden verdrängt werden.

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Zum Vergleich:

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Original uploader was Brian.gratwicke at en.wikipedia; Permission: CC-BY-2.5;
Quelle

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Author: Eurico Zimbres FGEL/UERJ; Permission: free for all use; Quelle

Philipp Löffler und Uwe Zimmermann

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Am Abend vor unserer Abreise erläutert uns Padre Lauro Palú die Geschichte des Klosters und des RPPN. Im Anschluß  daran überreichte Radtke Padre Lauro den Katalog zur Fritz Müller Ausstellung, die von Mai bis Ende Juli über das Baden-Württembergische Brasilien-Zentrum der Universität Tübingen im Bonatzbau gezeigt wurde (12) . Fritz Müller war Brieffreund von Charles Darwin und unterstützte ihn, sein Werk zur Evolution zu publizieren. Das, was Darwin in der Theorie erdacht hatte, fand Müller, der „Fürst der Beobachter“ im Urwald von Blumenau. So werden die bereits reichhaltige Bibliothek des Klosters um ein weiteres Werk und die Kenntnis der Lazaristen über die Evolution erweitert.

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Abriss der Geschichte des Klosters

Caraça wurde 1708 erstmals schriftlich erwähnt und ist seit 1716 in Landkarten und Büchern verzeichnet. Grund für die Errichtung einer Siedlung war die Goldsuche, welche aufgrund geringer Qualität des Goldes jedoch relativ schnell eingestellt wurde.
Als Gründer von Caraça gilt Lorenzo de la Nossa Senhora, ein Franziskaner Laienpriester aus Portugal, welchem nach einem gescheiterten Attentat auf den portugiesischen König als einzigem Mitglied seiner Familie die Flucht nach Brasilien gelang. Zunächst arbeitete er in gehobener Position bei einem Großunternehmer in Diamantina. Nach einigen Zwischenfällen floh er nach Caraça, wo er schließlich eine kleine Kirche erbaute. Nach seinem Tod 1819 hinterließ er diese dem portugiesisch brasilianischen König unter der Auflage, den Ort als eine Ausbildungsstätte für Geistliche zu nutzen.
1819 kamen die ersten Mitglieder des 1625 in Paris gegründeten Lazaristen-Ordens nach Caraça, worauf König Don Juan VI. ihnen das Gelände vermachte. Der Schulbetrieb erfolgte von 1820 – 1912, mit einer Unterbrechung von 1848 bis 1854. Von 1905 bis 1968 wurde die Schule von Seminaristen zur Priesterausbildung besucht.

Caraças Geschichte lässt sich in drei Abschnitte unterteilen:

  • den portugiesischen Abschnitt mit Lourenço da nossa senora und ersten Geistlichen aus  Portugal,
  • den französischen Abschnitt von 1854 – 1903 mit europäischen Geistlichen
  • sowie seit 1903 den brasilanischen Abschnitt mit Geistlichen die in Brasilien geboren wurden.

Caraça wird von etwa 70000 Touristen jährlich besucht, durch welche die Anlage zum Großteil finanziert wird. Ein Großteil der Besucher stammt von Universitäten, die Untersuchungen anstellen oder Projekte betreuen. Es werden aktuell Checklisten über die Biodiversität Caraças vervollständigt. Innerhalb des etwa 12000ha großen Nationalparks wurden bereits zahlreiche Tier- und Pflanzenarten erfasst. Durch die großen Eisen-, Mangan-, Bauxit- und Goldvorkommen hat der Ort auch das Interesse von Minenunternehmen geweckt.

Durch den seit 27 Jahren bestehende Status als RPPN konnte ein Vorstoß selbiger bisher erfolgreich verhindert werden, allerdings ist das Gebiet rund um den Nationalpark durch Minenarbeiten akut gefährdet, was sich durch die Verinselung und Zerschneidung natürlich auch auf den Nationalpark selbst auswirken wird.

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Zwischen zwei nächtlichen Regenschauern, die ideal für die Suche nach Amphibien in der Umgebung des Klosters geeignet waren, überreichte Dr. Rainer Radtke an Lucas Coelho de Assis nebst einer Anstecknadel der Universität Tübingen die Unterlagen im Zusammenhang mit seinem Lehrauftrag, der ihm im Rahmen der zoologischen Brasilienexkursion für die Lehreinheit in Minas Gerais erteilt worden ist.

Ein Beispiel von Lucas‘ Arbeit kann an hier anschauen.

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Am Sonntagnachmittag sind wir im RPPN des Klosters Caraça eingetroffen und haben begonnen, die Gegend zusammen mit Lucas de Coelho Assis zu erkunden.

In den Pausen lesen wir im Internet von Schneechaos auf dem Frankfurter Flughafen und schneebedingten Unfallserien auf deutschen Autobahnen. Währenddessen werden im Vatikan schwarzer bzw. inzwischen auch weißer Rauch produziert. Ob es einen Zusammenhang mit dem heftigen Gewitter, das sich kurz nach dem Ereignis des Tages über dem Kloster entlud, gibt, entzieht sich unserer Kenntnis.

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[Nachtrag Januar 2014: Ob ein innerer Zusammenhang zu einem anderen Ereignis besteht, können wir ebenfalls nicht beurteilen.]

Am ersten Abend, dem Abend des von Besuchermassen geprägten Sonntags, erschien ein Mähnenwolf (Chrysocyon brachyurus) kurz nach 19 Uhr an der Empore vor der Kirche, aber wohl nur, um nach dem Rechten zu sehen und verschwand dann wieder für den Rest des Abends. Vermutlich tut er sich immer Sonntagabends an den Resten der von den BesucherInnen im Gelände hinterlassenen Mahlzeiten gütlich.

Am Montagabend gab es ein heftiges Gewitter und wir hatten den Besuch des Mähnenwolfs schon wieder abgeschrieben, als er sich doch noch mehrmals blicken ließ, um aus dem bereit gestellten Tablett ein paar Happen zu nehmen.

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In der dritten Nacht erschien der Mähnenwolf offenbar gar nicht. Bis 2 Uhr morgens hielten ein paar Unverdrossene leider vergeblich vor der Kirchentreppe aus, das bereitgestellte Futtertablett war morgens noch voll.

Dafür konnte Rainer am nächsten Morgen schöne Schnappschüsse von der heimischen Fauna, z.B. einem großen Nachtfalter (Rothschildia spec., Saturniidae, links) und einem glücklichen Paar (rechts) aufnehmen:

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Auch in der vierten und letzten Nacht erschien kein Mähnenwolf, zumindest nicht bis 3 oder 4 Uhr, bis wohin es noch die letzten Unentwegten ausgehalten hatten. Gerüchten zufolge kamen aber noch später 4 (in Worten: vier!) Tiere zum Kloster…

Das Kloster Caraça liegt inmitten eines 12.000 Ha großes RPPN (Reserva Particular do Patrimônio Natural), welches zum Kloster gehört. Dort gibt es viele Wege die inmitten von wunderbarer Natur liegen und oft zu kleinen Wasserfällen oder Stränden führen. Das RPPN liegt in einem von einer Bergkette umgebenen Talkessel und ist je nach Standort mehr oder weniger dichter bzw hochwüchsiger Waldvegetation bedeckt. Von erhöhten Punkten aus kann man auf das Kloster und die Umgebung sehen. Das RPPN liegt im Übergang zwischen Cerrado und Mata Atlantica, dem atlantischen Regenwald. Auf unseren Touren können wir den Unterschied zwischen offener Landschaft und dichtem Wald  deutlich erkennen, da die Übergänge zuweilen sehr abrupt sind.

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Heute machten wir uns auf in den insgesamt rund 31000 ha großen Nationalpark Serra do Cipo. Gleich zu Beginn gingen wir auf Kolibrijagd, wobei wir bereits nach kurzer Zeit 3 verschiedene Arten ausmachen konnten.

Danach ging es nach einer unterhaltsamen Vorragseinheit über die Brasilianische Geschichte von Rainer tiefer in den Park hinein. Uns bot sich eine savannenähnliche Landschaft dar, die in starkem Kontrast zu dem bisher gesehenen im südamazonischen Regenwald und im Pantanal stand. Wieder einmal verdeutlicht sich hier die ökologische und landschaftliche Vielfalt Brasiliens. Die Bäume sind von niedrigem Wuchs und häufig mit Epiphyten wie Bromelien, Orchideen und Kakteen besetzt. An vielen Stellen ist das landschaftliche Bild auffällig von der Poaceae Urochloa decumbens geprägt. Ursprünglich aus Afrika eingeführt mit dem Ziel eine ertragreiche Futterpflanze für die Rinderbeweidung zu erhalten, verhält sich die Art heute invasiv und es wird versucht den Neophyten durch verschiedene Maßnahmen wie beispielsweise Beschattung, starke Beweidung und Feuer zu bekämpfen. Wie sehr diese Maßnahmen von Erfolg gekrönt sind bleibt jedoch fraglich.
Nach einer kurzen Stärkung wagten einige von uns noch den Marsch durch die Hitze in Richtung Wasserfall Cachoeira de Farofa.  Auch wenn sich die beeindruckende Landschaft, die wir auf unserem Weg bewundern durften, mit Bildern nur schwer authentisch festhalten lässt, sollen hier einige Eindrücke gezeigt werden.

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Am Wasserfall angekommen wussten wir auf den ersten Blick, dass sich der lange Marsch in der Hitze gelohnt hatte und wir holten uns unsere verdiente Abkühlung.

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Nachdem wir im Pantanal eine Woche lang uns weder richtig waschen noch gemütlich schlafen konnten, waren die heißen Duschen und unglaublich weichen Betten in unserer vorrübergehenden neuen Heimat eine wahre Wohltat für unsere geschundenen, zerstochenen Körper und schmerzenden Rücken. Es ist nicht vorstellbar, wie luxuriös es einem erscheinen kann, sich schlicht und einfach jederzeit die Hände waschen zu können, oder wie schön die Entspannung auf dem stillen Örtchen ist, wenn nicht dauernd Moskitos um einen herumsurren und man sich nicht ständig vor Vogelspinnen und giftigen Schlangen in Acht nehmen muss!

Wie immer quälten wir uns morgens um 5 Uhr aus den herrlich gemütlichen Betten, doch beim Anblick des liebevoll von Tante Nelly hergerichteten Frühstücks, das aus viel Obst und frisch gebackenen Leckereien bestand, starteten wir motiviert in den Tag.

Um 6 Uhr fuhren wir mit dem Bus los, mit dem Ziel den beiden BiologInnen Lucas Aguiar Carrara und Luciene Carrara P. Faria bei der Arbeit zuzuschauen. Während wir aus den Fenstern schauten, beobachteten wir unsere neue Umgebung, die sich von allem bisher Gesehenen unterschied. Der Gebirgszug Serra do Cipó stellt eine biogeographische Barriere zwischen dem Cerrado, der Savannen-Vegetationsform, und der Mata Atlântica, dem atlantischen Regenwald, dar. Wir fuhren von ca. 800 Höhenmetern auf 1300 m den Berg hinauf in den Nebel hinein und konnten währenddessen die verschiedenen Vegetationstypen betrachten. Je nach Gesteinstyp und somit Nährstoffgehalt des Bodens wechselten sich karge Strauchlandschaften und kleine Wälder ab.

Oben angekommen begrüßten uns Lucas und Luciene. Die beiden OrnithologInnen haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Vögel ihres 3 ha großen privaten Naturschutzgebietes (RPPN Aves Gerais) in Morro do Pilar zu identifizieren und Daten über diese zu erheben. Hierfür spannen sie meistens einmal pro Monat früh morgens an mehreren Stellen im anliegenden Wald Japan-Netze auf. Dies sind sehr feine, grobmaschige Netze, welche von Vögeln nicht gesehen werden können. Die Netze müssen nach Sonnenaufgang stündlich bis 11 Uhr vormittags kontrolliert werden. An diesem Tag durften wir die beiden bei den Kontrollen der Netze begleiten.

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Im Laufe des Vormittags entdeckten wir drei Individuen verschiedener Vogelarten, die vorsichtig aus den Netzen befreit und zum Haus gebracht wurden. Hier wurden die Vögel gewogen, vermessen, bestimmt und beringt, um bei einem Wiederfang die Vögel identifizieren zu können.

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Um unnötigen Stress zu vermeiden, wurden die Vögel sofort danach wieder freigelassen.

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Gefunden wurden an diesem Tag ein Männchen der Art Thalurania glaucops, eines der Art Haplospiza unicolor und eines der Art Drymophila ochropyga. Besonders aufregend war der Fund von Drymophila ochropyga, eine vom Aussterben bedrohte Vogelart, die an diesem Tag erst das zweite Mal seit 2008 gefangen wurde.

In den letzten 5 Jahren beringten die beiden BiologInnen auf die oben beschriebene Weise 665 Vögel, von denen etwa 20% wiedergefangen wurden. Diese Vögel gehörten zu 239 verschiedenen Arten, von denen 47 Arten endemisch für diese Gegend sind, d.h. nur hier vorkommen, und 13 bereits vom Aussterben bedroht sind (Liste 2011).

Nachtrag 13. März: Lucas und Lucienne berichten von der 240. in dem RPPN Aves Gerais nachgewiesenen Vogelart:

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„Realizamos o segundo dia de amostragem de aves na RPPN e gostaríamos de compartilhar com vocês a captura de uma nova espécie para a listagem: a choquinha-lisa Dysithamnus mentalis. Já havíamos registrado a espécie nos arredores a 800m de altitude, mas foi a primeira vez que alcançou a RPPN (1300m). Era um jovem macho, provavelmente em busca de novos terrirórios. Agora são 240 espécies na RPPN Aves Gerais! Anexamos uma foto. Reparem que as coberteiras superiores da asa ainda não estão totalmente escuras como no macho adulto.“

Bei der Gelegenheit sei auf xeno-canto, eine hervorragende homepage mit Vogelstimmen hingewiesen!

Außer diesen Vögeln wurde in einer Lebendfalle ein kleines Opossum (Marmosops incanus) gefangen, das großes Entzücken hervorrief.

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Die Serra do Cipó ist übrigens eins der Gebiete, wenn nicht das Gebiet mit den meisten endemischen Tier- und Pflanzenarten der Welt!

Nach einem ausgiebigen Mittagessen starteten wir bei nun bestem Wetter eine Wanderung durch die erstaunliche, fremdartige Landschaft der anderen Straßenseite. Wir erklommen einen kleinen Hügel, der über und über mit seltsam anmutenden, blasslila blühenden Individuen der Gattung Vellozia (Velloziaceae) bewachsen war.

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Wir entdeckten die „abgefahrendste Heuschrecke ever!“, eine 6cm große, kunterbunte, wie von einem anderen Planeten stammende Heuschrecke, die wir bisher leider noch nicht bestimmt haben.

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Lucas entdeckte ein panaschiertes Exemplar der Vellozia-Art:

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Wir genossen die weite Aussicht über die unberührte Landschaft aus grünen Hügeln und Bergen.

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Gruppenfoto im RPPN Aves Gerais

Anschließend fuhren wir eine kurze Strecke zu dem ausschließlich mit einer Extragenehmigung zugänglichen Nationalpark Serra do Cipó. Die Landschaft war so surreal, dass wir uns in die raue Vorzeit versetzt fühlten – wir hätten uns nicht gewundert, wären plötzlich rieisge Dinosaurier neben uns herumgestapft. Die Pflanzen hier hatten überdimensionale und andersartige Proportionen. Die BotanikerInnen unter uns blühten auf bzw. drehten durch, entdeckten „putzige“ Gräser oder standen beim Anblick der seltenen, endemischen Pflanzenarten kurz vor einem Herzstillstand.

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Ziel dieser Wanderung war ein Wäldchen mächtiger, uralter Vellozia gigantea-„Bäume“, die zwischen großen Felsblöcken wuchsen. Wir kletterten über Felsbrocken, während die Sonne auf uns herunterbrannte.

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Durch seinen charakteristischen Gesang entdeckten wir den hier endemischen Grünmasken- oder Schildkolibri, Augastes scutatus. Dank dessen Standortstreue konnten wir ihn relativ lange auf einem nahe gelegenen Ast beobachten. Sein glänzendes grünes Federkleid mit dem weißem Brustband rief unter den ornithologisch Begeisterten unter uns großes Entzücken hervor.

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In der nahe gelegenen Auffangstation für beschlagnahmte Vögel konnten wir noch zahlreiche Papageienarten aus der Nähe betrachten.

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Lea Böttinger und Michaela Maucher

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Gegen Mittag am 07. März kommen wir mit zwei Kleinbussen übermüdet in der Serra do Cipó in der Pension Lapa Grande an, nachdem wir uns mit zwei Flügen von Campo Grande über São Paulo nach Belo Horizonte eine weitere schlafarme Nacht gegönnt hatten. Lucas Coelho de Assis, der uns wieder einmal die nächsten Tage begleiten wird, hatte uns bereits am Flughafen erwartet.

Im Pantanal begleitete uns Jonathan Kopf eine Woche lang. Er hat
Motoren- und Fahrzeugtechnik an der Uni Stuttgart studiert und ist
jetzt bei Mc Kinsey Unternehmensberatung. Seine Eindrücke findet man
hier.

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Kaimane (Caiman yacare) haben wir im Pantanal überall angetroffen, manchmal in einiger Entfernung, manchmal ziemlich nah, tagsüber, nachts die im Taschenlampenlicht reflektierenden Augen, …

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Aber was wir kurz vor unserer Rückfahrt aus dem Pantanal sehen konnten, hat uns allen den Atem verschlagen: an einem der letzten tieferen Wasserlöcher lagerten tausende Kaimane nebeneinander und übereinander, im Wasser und am Ufer und warteten auf steigende Wasserpegel, der wieder Lebensraum und Nahrung bringen soll. Dieses Bild nahe der Estrada do parque und zu dieser Jahreszeit ergab sich zuletzt vor 17 Jahren. Capybaras und Kaimane leiden dann unter demselben Problem und warten und warten und warten stoisch.

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Die Fluchtdistanz von Homo sapiens schwand zusehends, auch wenn man selbst bei geschwächten Tieren immer damit rechnen muss, dass sie sich wehren!

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Pantaneiros

Der Beruf des Pantaneiros ist kein Zuckerschlecken. Neben einer soliden körperlichen Konstitution und robusten, den unterschiedlichen Feuchtigkeits- bzw. Trockenheitsbedingungen angepassten Pferden braucht es reichlich handwerkliches Geschick und ein sattelfestes Hinterteil. Zuweilen begegnen uns Rinderherden, die von einer Weide zur nächsten getrieben werden.

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Im Camp erhalten wir Besuch von Pantaneiros, die im Gebiet ihrer Fazenda nach dem Rechten schauen.

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Bei einem Sonntagsbesuch auf der Nachbarfazenda versuchen uns die dortigen Pantaneiros, Lassowerfen und Peitschenknallen beizubringen. Sie amüsieren sich köstlich über die vergeblichen, von blauen Flecken gekrönten Versuche einzelner Mutiger…

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Immerhin dient unser Spektiv zuweilen als Sehhilfe und Erläuterung dessen, was wir hier eigentlich machen. Radtke hingegen sucht vermutlich nach dem Sinn des Lebens oder den Silberstreif am Horizont…

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Ein im Pantanal-Camp häufig zur Nachtzeit auftretender Gast ist die brasilianische Riesenvogelspinne Lasiodora klugi. Diese Vogelspinne streift nachts auf der Suche nach Beute umher und kann eine Körpergröße von bis zu 9 cm (plus Beine) erreichen. Auf diesen Streifzügen sucht sie  im Laub, in Zeltvordächern und Rucksäcken nach Beute. Hin und wieder trifft sie auf Homo sapiens und löst bei diesem häufiger Angst-, seltener Freudenschreie aus, wenn sie zwischen den auf einer Plane gestalpelten Rucksäcken oder zwischen den Zeltbahnen entdeckt wird. Meist flüchtet sie wieder schnell in die Nacht oder wird eingefangen und in sicherer Entfernung wider ausgesetzt. Nur in seltensten Fällen zeigt sie ihr beindruckendes Abwehrverhalten. Dabei streift sie ihre opisthosomalen Haare mit ihren Beinen ab, um mit diesen Feinde zu bombardieren. Diese Haare können auf der Haut Juckreiz und in den Atemwegen starke Atembeschwerden und Brechreiz auslösen, ein Vergnügen, das uns bislang erspart blieb.

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Am ersten Abend erschreckte uns eine Lanzenotter (Bothrops matogrossense), die uns in einer Palme zusammen gerollt ruhend in die Taschenlampen blinzelte.

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In der Mittagspause unseres Fazenda-Tages haben wir besonders dicke, breite und ältere Blätter von Bromelia balansae möglichst an der Basis abgeschnitten und sogleich die gefährlichen Stacheln vom Blattrand entfernt. Am nächsten Tag zeigten uns Mutum und Pedro, wie man daraus in kurzer Zeit Fäden für Schmuckketten und Armbänder herstellt:

Zunächst wird mit einem Löffel das parenchymatischen Gewebe auf der Blattunterseite abgeschabt, um die parallelen und dicken, mit einer Lupe im Querschnitt gut erkennbaren Sklerenchymfaserbündel freizulegen. Von der Blattoberseite kann nun die Epidermis abgezogen werden, und das schon erkennbare Fadenbündel wird nochmal in Wasser ausgewaschen. Und schon geht das Flechten los: mit Scheiben der Steinkerne der Acuri-Palme, Kaimanschuppen, Kaimanzähnen und weiteren z.T. gefärbten Palmfruchtkernen werden Armbänder und Ketten geflochten und die Begeisterung greift schnell um sich…
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Blüten- und Fruchtstand von Bromelia balansae

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