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Posts Tagged ‘Augastes scutatus’

Während es im nahen Belo Horizonte offenbar viel regnet, beschert uns Caraça nach einem wolkenlosen Sonnenaufgang einen sonnig-heißen ersten Tag.

Penelope obscura

Penelope obscura

White-eyed Parakeet (Aratinga leucophthalma)

Tropidurus montanus (Zu Reptilien vgl. Bericht von 2016)

Schmetterlingswetter

 

Live-Bericht von 21:00 Uhr: Am Abend besuchen uns Mähnenwolf, Crab-eating Fox und Tapir Neue Videos im Channel)!

 

Die Kamerafallen dokumentieren das nächtliche Geschehen vor dem Haus. Es herrscht ein reges Kommen und Gehen. Zunächst ein männlicher Tapir, dann ein weiblicher machen sich über frisch gefallene Palmfrüchte her. Zwischen ihnen bewegen sich der Fuchs und der Mähnenwolf.

Mähnenwolf

Der Nachtwächter Ormerindo das Graças Cunha beobachtete in der Nacht des 9. März 2018, also kurz vor unserer Ankunft hier, gleichzeitig Tapir und Mähnenwolf auf der Empore.

Zwei der Cliff Flycatcher (Hirundinea ferruginea), die tagsüber um den Kirchturm herum fliegen, suchten sich für die Nacht etwas unter dem Dach.

Der zweite Tag war geprägt von einer Wanderung zu südlich im Talkessel gelegenen Schlucht mit den Wasserfällen Bocainha.

Vellozia spec.

Am Abend erklärt Padre Lauro Palú die Geschichte des Klosters von ihren Anfängen an und schließt daran Erläuterungen zum Mähnenwolf an. Seit mittlerweile 36 Jahren ist demnach das Vorkommen der Art in der Umgebung des Klosters bekannt. Auch Stinktiere, Crab-eating Foxes und Tapire kommen seit einigen Jahren zur Futterstelle auf der Empore vor der Kirchentür, um die angebotenen Knochen und das leicht gesalzene Fleisch zu fressen. Der Speiseplan des Mähnenwolfs ist in der Natur aber weitgehend vegetarisch ausgerichtet, darunter die fruta-do-lobo (Solanum lycocarpum). Auch das Verhalten unterscheidet sich erheblich in vielerlei Hisicht von „richtigen“ Wölfen. Bedroht sind Mähnenwölfe insbesondere durch das Verhalten des Menschen. Leider gibt es viele Vorurteile und Aberglauben über diese Tierart.

Eine Mähnenwolffamilie kann im hiesigen RPPN mit den verschiedenen Lebensraumtypen ihr Auskommen finden.

Die habituierten Tiere und die durch den Padre und andere Sachkundige vermittelten Informationen tragen – durch die zahlreichen Besuchenden des Klosters weiter getragen –  dazu bei, dass die Vorurteile über die Tiere abgebaut werden.

Nach einem Gewitterregen erscheint wieder ein männlicher Tapir bei den Palmen im Hof, um die reifen Früchte zu fressen. Wir können seine katzenähnlichen (!) Fieplaute vernehmen, bevor er auf der Empore vor der Kirche erscheint:

Am dritten Tag fanden erneute Wanderungen statt.

Hatiora spec., Cactaceae

Ophioglossum spec.

Smurf-Mushroom with special regards to Suse!

Cyathea spec.

Lucas gelang eine wunderbare Beobachtung von Augastes scutatus an der Bromelie Dyckia elata, beides endemische Arten der Serra do Espinhaço:

Am Nachmittag hatten wir die Gelegenheit, das Museum des Klosters und die Bibliothek anzuschauen. Herausragend ist neben dem Bett, in dem Kaiser Dom Pedro II bei seinem Aufenthalt 1881 ruhte, beispielsweise ein Foliantenwerk über Palmen von J. Barbosa Rodrigues aus dem Jahr 1903.

Büste von J. Barbosa Rodrigues im Botanischen Garten von Rio de Janeiro, dessen Direktor er von 1890-1909 war

Da inzwischen Regen aufgezogen war, hatten wir ein weiteres Zeitfenster für Seminarvorträge.

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Augastes scutatus, vgl. auch Blog 2013

Vellozia compacta Mart. ex Schult. & Schult.f., eine der zuerst von Martius beschriebenen Arten, dieses Jahr in Vollblüte!

Vellozia compacta Mart. ex Schult. & Schult.f.

Oncidium warmingii, Orchidaceae

Cambessedesia hilariana, Melastomataceae

Blepharodon ampliflorum, Apocynaceae, vgl. Blog 2016

Alstroemeria ochracea, Alstroemeriaceae, eine 2002 beschriebene Art

Pseudolaelia corcovadensis, Orchidaceae. Zur Differenzierung der Pseudolaelia-Arten siehe Neto et al. (2013). Fieldguide here.

Grobya amherstiae Lindl., Orchidaceae.
Zur Blütenökologie siehe z. B. Mickeliunas et al. (2006)

Gleichenia spec.

Cattleya longipes (Rchb.f.) Van den Berg, syn.: Laelia fournieri (Cogn.) (F.E.L.Miranda, Bradea 6: 156 (1993) Sophronitis fournieri (Cogn.) Van den Berg & M.W.Chase, Lindleyana 15: 117 (2000) Hoffmannseggella fournieri (Cogn.) V.P.Castro & Chiron, Richardiana 2: 22 (2002)

vgl. auch link

Im Vordergrund Vellozia asperula var. filiformis, Velloziaceae, im Mittelgrund Actinocephalus bongardii (St. Hilaire) Sano

Lychnophora pinaster Mart., Arnica-Mineira

Mähnenwolf-Spur in feuchtem Lehm

Einen typischen Duft der Region kann man aufgrund ätherischer Öle von Vellozia echinata wahrnehmen.

Blick in den Cerrado-Wald

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Am 5. März erlebten wir (nach der ersten Wanderung 2015)  bei idealem Wetter auf den Spuren von Spix und Martius eine anstregende Wanderung auf den 2052 Meter hohen Pico do Itambé.

vgl. facebook.

Lobelia fistulosa Vell., Campanulaceae

Lobelia fistulosa Vell., Campanulaceae

Lobelia fistulosa Vell., Campanulaceae

Lobelia fistulosa Vell., Campanulaceae

Lavoisiera itambana DC.

Drosera montana A.St.-Hil., Droseraceae

Fuchsia regia

Piptolepis monticola in „Rasen“ von Xyris spec.

Cyathea corcovadensis, davor Piptolepis monticola auf ca. 1900 m.ü.NN

Nest von Augastes scutatus

 

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Beim Banho do Belchior war ein verschlafener Hammerfrog (Hypsiboas faber) nicht schnell genug.

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Am dritten Abend endlich das Hammerfrog-Froschkonzert am Haussee!

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Galerie von Safran-Finches auf dem Klosterdach

Die Gattung Vellozia wird hier sufgrund der eigenartigen horstigen Wuchsform besonders der mittelgroßen Arten „canela de ema“ (Nandu-Beine) genannt.

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Vellozia asperula var. filiformis ist endemisch in der Umgebung des Klosters

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Vellozia echinata verströmt aufgrund ätherischer Öle einen eigenartigen Geruch.

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Vellozia tragacantha mit ihren nur wenige cm hohen Sprossen und hellblauen Blüten sahen wir in diesem Jahr das erste Mal blühend.

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Große Bromelie auf einem Horst von Vellozia asperula var. filiformis

Auch dieses Jahr wurde wieder der Kolibri Augastes scutatus beobachtet. Wie schon in den vergangenen Jahren (z. B. 2012) beflog er vor allem die stahlblauen Blüten von Stachytarpheta glabra (Verbenaceae).

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Auf den Spuren von Spix & Martius stiegen wir am 7. März 2015 auf den Pico do Itambé. Dieser 2052 Meter hohe Berg ist seit langem für seinen Reichtum an Endemiten bekannt, von denen wir eine ganze Reihe von Lucas Coelho de Assis gezeigt und teilweise auch mit Hilfe von Carlos Alberto Ferreira Junior vom Botanischen Garten in Belo Horizonte benannt bekamen.

Diamantina mit dem Pico do Itambé im Hintergrund

Diamantina mit dem Pico do Itambé im Hintergrund

Auguste de St. Hilaire sammelte 1816 am Pico do Itambé einen Beleg von Dyckia sordida, dessen Isotypus im Herbarium von Paris liegt.

(Nicht zu verwechseln mit Étienne Geoffroy Saint-Hilaire (* 15. April 1772 in Étampes; † 19. Juni 1844 in Paris), Zoologe. Die Säugetierarten Callithrix geoffroyi, Inia geoffrensis, Ateles geoffroyi, Nyctophilus geoffroyi, Anoura geoffroyi, Dasyurus geoffroyi und Leopardus geoffroyi sind nach Étienne Geoffroy Saint-Hilaire benannt. Ebenso die Vogelarten Schistes geoffroyi, Neomorphus geoffroyi und Geoffroyus geoffroyi.)

Fuchsia regia (Vell.) Munz

Mit Gruß an den Botanischen Garten der Universität Tübingen, der eine artenreiche Sammlung von Fuchsia-Arten aufweist. Die Gattung wurde nach Leonhart Fuchs (* 17. Januar 1501 in Wemding; † 10. Mai 1566 in Tübingen) benannt, der die Gattung nie selbst sah.

Fuchsia regia, mit Gruß an den Botanischen Garten der Universität Tübingen, der eine artenreiche Sammlung von Fuchsia-Arten aufweist. Die Gattung wurde nach Leonhart Fuchs (1501-1566) benannt, der die Gattung nie selbst sah.

Lavoisiera itambana Mart. & Schrank ex DC., endemisch am Pico do Itambé

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Hoffmannseggella itambana (Pabst) V.P.Castro & Chiron

Endemit in Minas Gerais
basiônimo Laelia itambana Pabst
homotípico Cattleya itambana (Pabst) Van den Berg
homotípico Sophronitis itambana (Pabst) C.Berg & M.W.Chase

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 Sinningia magnifica (Otto & A.Dietr.) Wiehler
endemisch im Südosten Brasiliens

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Epidendrum xanthinum Lindl.
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Vellozia metzgerae L.B.Sm.
Endemit in Minas Gerais
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Lobelia fistulosa Vell.
Endemit in Südostbrasilien
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Wir konnten den Grünmaskenkolibri (Hyacinth Visorbearer, Augastes scutatus) und den Blauen Gabelschwanzkolibri (Swallow-tailed Hummingbird, Eupetomena macroura) beobachten:
Eupetomena macroura

Eupetomena macroura

 

 

Augastes scutatus

Augastes scutatus

Beim Rückweg wurde noch eine Schlange entdeckt, die nach schlechten Fotos von Marco und Manuel durch Lucas und seine Freunde Carlos Castro und Tiágo Lima eindeutig als Bothrops neuwiedi (WAGLER, 1824), benannt nach Prinz Maximilian Alexander Philipp zu Wied-Neuwied, bestimmt wurde:

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Lucas verschickt Fotos an seine Kollegen, die umgehend Arten aller Gruppen bestimmen helfen.

Lucas verschickt Fotos an seine Kollegen, die umgehend Arten aller Gruppen bestimmen helfen.

Rast beim Aufstieg, Aufstieg und Gipfelfoto

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Material für die Befestigung des Weges

Material für die Befestigung des Weges

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Auf unseren Touren im Nationalpark Serra do Cipó (campo rupestre) und in der Serra do Caraça haben wir viele verschiedene Kolibriarten gesehen. Kolibris sind sehr kleine Vögel, die durch ihre schimmernden Gefiederfarben auffallen. Ein „Markenzeichen“ von Kolibris ist, dass sie im Flug präzise auf der Stelle verharren können und dabei den Nektar aus Blüten zu sich nehmen können. Dies ist durch einen Flügelschlag, der sowohl beim Ab- als auch beim  Aufschlag einen Auftrieb erzeugt, möglich. Bei 40 bis 50 Flügelschlägen pro Sekunde sind die Flügel mit dem bloßen Auge nur noch verschwommen zu erkennen. Durch die spezielle Anpassung des Schwirrflugs benötigen Kolibris an einem Tag mehr Nahrung, als sie selbst wiegen, um den hohen Energiebedarf zu decken. Ihr Herzschlag beträgt in Ruhe ca. 400 Schläge pro Sekunde, was beim Schwirrflug vor einer Blüte auf bis zu 1200 Schläge pro Minute ansteigen kann. Um nicht zu verhungern, müssen Kolibris etwa alle 15 Minuten Nahrung in Form von Nektar als Energie- und Insekten als Proteinquelle zu sich nehmen. Nachts sparen sie Energie, indem sie in den Torpor, eine Art Kältestarre, verfallen. Im Torpor fahren sie ihren Herzschlag auf ca. 36 Schläge pro Minute herunter und ihre Temperatur von 42°C auf ca. 18°C.

Grünmaskenkolibri, Hyazinth Visorbearer (Augastes scutatus)

Der Grünmaskenkolibri (Augastes scutatus) ist eine endemische Kolibriart, die nur in bestimmten Gebieten Brasiliens vorkommt. Endemiten sind Sippen, deren Verbreitung auf ein eng begrenztes Gebiet beschränkt ist und die beispielsweise auf Inseln oder in Gebirgen, also räumlich isoliert vorkommen.

Augastes scutatus ist in den Hochgebirgen der Serra do Caraça, Serra do Santo und Serra do Cipó von Minas Gerais anzutreffen. Zwei der Gebiete haben wir im Laufe unserer zoologischen Exkursion besucht, so dass wir die Art des öfteren hören, beobachten und fotografieren konnten.

Der Vogel ist ca. 8,5 cm groß und fällt vor allem durch das weiße bis cremefarbene Brustband und einen weißen Fleck hinter dem Auge auf. Das Gefieder schimmert glänzend grün bis goldbronzegrün, der Schnabel ist 21 mm lang und schwarz.

Da die Individuen sehr standorttreu sind, haben wir sie wiederholt an bestimmten Stellen in ca. 3m Höhe aufgefunden, was für sie typisch ist.

Die bevorzugten Nektar liefenden Pflanzen sind Lychnophora pinaster [Arnica-Mineira], Eremanthus incanus und E. crotonoides (Asteraceae), Stachytarpheta glabra (Verbenaceae), Psittacanthus robustus (Loranthaceae), Vochysia spec. (Vochysiaceae), Barbacenia spec. (Velloziaceae).

Das Weibchen kümmert sich allein um den Nestbau und das Ausbrüten der Eier, was eine für Kolibris typische Verhaltensweise ist. Für den Nestbau verwendet es Schuppen von Baumfarnen, Kakteenwatte und Spinnenfäden. Die Nester weisen dadurch eine gelblichweiße Färbung auf. In der Brutzeit legen die Weibchen immer 2 „Tic-Tac“-große Eier. Die Brutzeit beträgt ca. 2, die Aufzucht ca. 4 Wochen. Danach verlassen die Kolibris selbständig das Nest.

Die folgenden Fotos wurden uns dankenswerterweise zur Verfügung gestellt von Lucas Aguiar Carrara und Luciene Carrara P. Faria (zum Vergrößern der Fotos bitte klicken):

Augastes_scutatus_ninho-8 Augastes_scutatus-ninho1 Augastes_scutatus-N7

Der Exkursionsteilnehmer Uwe Zimmermann fotografierte ein Tier im Flug über Stachytarpheta glabra:

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Eine interessante Veröffentlichung zu der Art findet sich hier.

Gesehen haben wir zudem noch folgene Kolibriarten:

  • Colibri serrirastris (White-vented Violetear, 15 cm)
  • Amazilia lactea (Sapphire-spangled Emerald, 9,5 cm)
  • Leucochloris albicollis (White-throated Hummingbird, 11 cm)
  • Heliomaster squamosus (Stripe-breasted Starthroat, 12 cm)
  • Phaethornis pretrei (Planalto Hermit, 15 cm)
  • Campylopterus largipennis diamantinensis (Gray-breasted Sabrewing, 12 cm)
  • Eupetomena macroura (Swallow-tailed Hummingbird, 15 cm)
  • Calliphlox amethystina (Amethyst Woodstar, Männchen 8,5 cm, Weibchen 7,5 cm)
  • Chlorostilbon lucidus (Glittering-bellied Emerald, 8,5cm)
  • Hylocharis cyanus (White-chinned Sapphire, 8,5 cm)
  • Clytolaema rubricauda (Brazilien Ruby, 12 cm)

Ronja Bauer

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Nachdem wir im Pantanal eine Woche lang uns weder richtig waschen noch gemütlich schlafen konnten, waren die heißen Duschen und unglaublich weichen Betten in unserer vorrübergehenden neuen Heimat eine wahre Wohltat für unsere geschundenen, zerstochenen Körper und schmerzenden Rücken. Es ist nicht vorstellbar, wie luxuriös es einem erscheinen kann, sich schlicht und einfach jederzeit die Hände waschen zu können, oder wie schön die Entspannung auf dem stillen Örtchen ist, wenn nicht dauernd Moskitos um einen herumsurren und man sich nicht ständig vor Vogelspinnen und giftigen Schlangen in Acht nehmen muss!

Wie immer quälten wir uns morgens um 5 Uhr aus den herrlich gemütlichen Betten, doch beim Anblick des liebevoll von Tante Nelly hergerichteten Frühstücks, das aus viel Obst und frisch gebackenen Leckereien bestand, starteten wir motiviert in den Tag.

Um 6 Uhr fuhren wir mit dem Bus los, mit dem Ziel den beiden BiologInnen Lucas Aguiar Carrara und Luciene Carrara P. Faria bei der Arbeit zuzuschauen. Während wir aus den Fenstern schauten, beobachteten wir unsere neue Umgebung, die sich von allem bisher Gesehenen unterschied. Der Gebirgszug Serra do Cipó stellt eine biogeographische Barriere zwischen dem Cerrado, der Savannen-Vegetationsform, und der Mata Atlântica, dem atlantischen Regenwald, dar. Wir fuhren von ca. 800 Höhenmetern auf 1300 m den Berg hinauf in den Nebel hinein und konnten währenddessen die verschiedenen Vegetationstypen betrachten. Je nach Gesteinstyp und somit Nährstoffgehalt des Bodens wechselten sich karge Strauchlandschaften und kleine Wälder ab.

Oben angekommen begrüßten uns Lucas und Luciene. Die beiden OrnithologInnen haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Vögel ihres 3 ha großen privaten Naturschutzgebietes (RPPN Aves Gerais) in Morro do Pilar zu identifizieren und Daten über diese zu erheben. Hierfür spannen sie meistens einmal pro Monat früh morgens an mehreren Stellen im anliegenden Wald Japan-Netze auf. Dies sind sehr feine, grobmaschige Netze, welche von Vögeln nicht gesehen werden können. Die Netze müssen nach Sonnenaufgang stündlich bis 11 Uhr vormittags kontrolliert werden. An diesem Tag durften wir die beiden bei den Kontrollen der Netze begleiten.

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Im Laufe des Vormittags entdeckten wir drei Individuen verschiedener Vogelarten, die vorsichtig aus den Netzen befreit und zum Haus gebracht wurden. Hier wurden die Vögel gewogen, vermessen, bestimmt und beringt, um bei einem Wiederfang die Vögel identifizieren zu können.

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Um unnötigen Stress zu vermeiden, wurden die Vögel sofort danach wieder freigelassen.

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Gefunden wurden an diesem Tag ein Männchen der Art Thalurania glaucops, eines der Art Haplospiza unicolor und eines der Art Drymophila ochropyga. Besonders aufregend war der Fund von Drymophila ochropyga, eine vom Aussterben bedrohte Vogelart, die an diesem Tag erst das zweite Mal seit 2008 gefangen wurde.

In den letzten 5 Jahren beringten die beiden BiologInnen auf die oben beschriebene Weise 665 Vögel, von denen etwa 20% wiedergefangen wurden. Diese Vögel gehörten zu 239 verschiedenen Arten, von denen 47 Arten endemisch für diese Gegend sind, d.h. nur hier vorkommen, und 13 bereits vom Aussterben bedroht sind (Liste 2011).

Nachtrag 13. März: Lucas und Lucienne berichten von der 240. in dem RPPN Aves Gerais nachgewiesenen Vogelart:

Dysithamnus_mentalis

„Realizamos o segundo dia de amostragem de aves na RPPN e gostaríamos de compartilhar com vocês a captura de uma nova espécie para a listagem: a choquinha-lisa Dysithamnus mentalis. Já havíamos registrado a espécie nos arredores a 800m de altitude, mas foi a primeira vez que alcançou a RPPN (1300m). Era um jovem macho, provavelmente em busca de novos terrirórios. Agora são 240 espécies na RPPN Aves Gerais! Anexamos uma foto. Reparem que as coberteiras superiores da asa ainda não estão totalmente escuras como no macho adulto.“

Bei der Gelegenheit sei auf xeno-canto, eine hervorragende homepage mit Vogelstimmen hingewiesen!

Außer diesen Vögeln wurde in einer Lebendfalle ein kleines Opossum (Marmosops incanus) gefangen, das großes Entzücken hervorrief.

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Die Serra do Cipó ist übrigens eins der Gebiete, wenn nicht das Gebiet mit den meisten endemischen Tier- und Pflanzenarten der Welt!

Nach einem ausgiebigen Mittagessen starteten wir bei nun bestem Wetter eine Wanderung durch die erstaunliche, fremdartige Landschaft der anderen Straßenseite. Wir erklommen einen kleinen Hügel, der über und über mit seltsam anmutenden, blasslila blühenden Individuen der Gattung Vellozia (Velloziaceae) bewachsen war.

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Wir entdeckten die „abgefahrendste Heuschrecke ever!“, eine 6cm große, kunterbunte, wie von einem anderen Planeten stammende Heuschrecke, die wir bisher leider noch nicht bestimmt haben.

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Lucas entdeckte ein panaschiertes Exemplar der Vellozia-Art:

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Wir genossen die weite Aussicht über die unberührte Landschaft aus grünen Hügeln und Bergen.

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Gruppenfoto im RPPN Aves Gerais

Anschließend fuhren wir eine kurze Strecke zu dem ausschließlich mit einer Extragenehmigung zugänglichen Nationalpark Serra do Cipó. Die Landschaft war so surreal, dass wir uns in die raue Vorzeit versetzt fühlten – wir hätten uns nicht gewundert, wären plötzlich rieisge Dinosaurier neben uns herumgestapft. Die Pflanzen hier hatten überdimensionale und andersartige Proportionen. Die BotanikerInnen unter uns blühten auf bzw. drehten durch, entdeckten „putzige“ Gräser oder standen beim Anblick der seltenen, endemischen Pflanzenarten kurz vor einem Herzstillstand.

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Ziel dieser Wanderung war ein Wäldchen mächtiger, uralter Vellozia gigantea-„Bäume“, die zwischen großen Felsblöcken wuchsen. Wir kletterten über Felsbrocken, während die Sonne auf uns herunterbrannte.

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Durch seinen charakteristischen Gesang entdeckten wir den hier endemischen Grünmasken- oder Schildkolibri, Augastes scutatus. Dank dessen Standortstreue konnten wir ihn relativ lange auf einem nahe gelegenen Ast beobachten. Sein glänzendes grünes Federkleid mit dem weißem Brustband rief unter den ornithologisch Begeisterten unter uns großes Entzücken hervor.

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In der nahe gelegenen Auffangstation für beschlagnahmte Vögel konnten wir noch zahlreiche Papageienarten aus der Nähe betrachten.

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Lea Böttinger und Michaela Maucher

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