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Archive for the ‘Brasilien-Exkursion 2019’ Category

In wenigen Wochen startet die 27. Brasilienexkursion. Während die Aufregung steigt und die Vorbereitungen laufen, trafen sich fünf TeilnehmerInnen der 2019er Exkursionsgruppe in der Stadthalle Reutlingen beim HORIZONTA-Festival. Und zwar aus gutem Grund: dem Schutz des Atlantischen Regenwaldes und der Goldkopflöwenäffchen (Leontopithecus chrysomelas)!

Das HORIZONTA-Festival möchte die Vielfalt und Faszination der Erde mit Multivisions-Vorträgen von Naturfotografen und Abenteurern aufzeigen. Initiiert wurde es vom Naturfotografen Markus Mauthe, dessen Fazenda Almada in den vergangenen Jahren Ziel der Exkursionsgruppen des geoökölogischen Geländepraktikums war und die stark gefährdeten Goldkopflöwenäffchen beheimatet.

Um den Lebensraum der Löwenaffen zu schützen und einen Teil des bereits stark fragmentierten Atlantischen Regenwaldes zu erhalten und erweitern, wurde 2016 das Almada Mata Atlântica Project (AMAP) gegründet. Mit dem gezielten Aufkauf und der Aufforstung von Landflächen versucht man seither, bestehende Wälder zu schützen, wichtige Gebiete zu verbinden sowie die ökologisch nachhaltige und sozial verträgliche Landnutzung zu fördern. Das von AMAP organisierte HORIZONTA-Festival dient daher auch dazu, auf die Projekte und Probleme vor Ort aufmerksam zu machen. Die Erlöse aus den Festivals gehen dabei vollständig an die Naturschutzorganisation. AMAP war auch beim 9. Deutsch-Brasilianischen Umweltsymposium an der Uni Hohenheim präsent, vgl. Blog 2019.

Aufforstungsflächen auf der Fazenda Bom Pastor (2017)

Auch im letzten Jahr waren wir auf der Fazenda zu Besuch und wurden auf der benachbarten Fazenda Bom Pastor untergebracht und versorgt. Diese Fazenda wurde erst kürzlich aufgekauft. Dank der Unterstützung von Förderern, Baumpaten und vielen freiwilligen Helfern konnte hier 2019 mit dem Aufforsten von neuen Flächen begonnen werden. Auch auf der neu aufgekauften Fazenda Julia wird nun mit der Anpflanzung von Bäumen begonnen.

Dafür wird auch auf den kommenden HORIZONTA-Festivals in Kiel, Lübeck, Kassel und Hamburg wieder fleißig nach Baumparten gesucht. Und auch wir werden die Arbeit von AMAP beim Festival in Kassel, aber auch als glückliche Baumpaten weiterhin von ganzem Herzen unterstützen! Währenddessen darf sich die neue Brasiliengruppe schon auf den Besuch der wunderschönen Fazendas und auf die Goldkopflöwenäffchen in wenigen Wochen freuen.

Mehr dazu in älteren Blog-Beiträgen: 12.

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Während die Exkursionsgruppe im Rahmen des Geoökologischen Praktikums durch die Bundesstaaten Bahia und Rio Grande do Sul reiste, verabschiedeten sich Marvin und Nils in Ilhéus von der Gruppe und begaben sich zurück in Richtung des Amazonas-Regenwaldes. Das Ziel war das Instituto Araguaia im Cantão State Park in Tocantins, an dem Nils 2017 fast vier Monate lang Riesenotter (Pteronura brasiliensis) erforscht hat (Hier der Praktikumsbericht).

Zwischenstopp in der Hauptstadt Brasília mit Besichtigung einiger Sehenswürdigkeiten wie der Catedral Metropolitana de Brasília.

Cantão

Angekommen in Cantão erwartete uns ein vollkommen ungewohntes Bild. Während unsere letzten Aufenthalte zur Trockenzeit stattfanden und große Sandbänke sowie trockene Wälder vorzufinden waren, steht aktuell der Igapó-Wald fast fünf Meter tief unter Wasser. Entsprechend standen an Stelle von großen Wanderungen tägliche Kanufahrten auf dem Programm, bei welchen wir den Wald auf ungewohnte Weiße auf dem Wasser durchquerten. Besonders spannend waren dabei die Araguaia-Flussdelfine (Inia araguaiensis), welche nahezu täglich neugierig unser Kanu verfolgten.

Araguaia-Flussdelfin

Mit dem Kanu im Wald

Noch häufiger waren die überall an den Flüssen und Seen sitzenden Hoatzins (Opisthocomus hoazin) anzutreffen, die mit ihren Grunzlauten ständig zu hören sind. Während der Regenzeit nutzen sie Büsche und Bäume, welche durch das steigende Wasser für Prädatoren wie Nasenbären und Kapuziner nicht zu erreichen sind, zur Brut. Der ansteigende Wasserpegel stellt jedoch auch eine Gefahr für die Gelege dar, da einige Nester zu überschwemmen drohen. Allein mit dem Sturm in unserer letzten Nacht an der Forschungsstation ist das Wasser in dem Gebiet um rund 20 cm angestiegen.

Gelege eines Hoatzins

Hoatzin

Neben den für uns unsichtbaren Jaguaren, waren natürlich auch die Riesenotter eines der Hauptziele unserer Reise nach Cantão. Da mit angestiegenem Wasserstand ein Großteil des 90.000 Hektar großen Parks unter Wasser steht, lassen sich die „Wölfe der Flüsse“ zur Regenzeit nur sehr selten blicken. Umso schöner ist es, alt bekannte Ottergesichter wiederzusehen (leider ohne Bild).

Unser Kanu mit praktischem Elektromotor

Wer in Cantão überleben will, muss mit den enormen Wassermassen zur Regenzeit zurechtkommen. Während fast alle Giftschlangenarten aufgrund fehlender Anpassung nur im angrenzenden Cerrado zu finden sind, wandern große Tiere wie Tapire und Jaguare verstärkt zur Regenzeit in die Savannenlandschaft. Entsprechend wichtig ist der Schutz beider Ökosysteme. Mit der Gründung eines ersten privaten Schutzgebietes (RPPN) 2017 und Plänen für eine Ausdehnung der unter Schutz stehenden Fläche durch weitere RPPNs (Link)kann nicht nur die in Cantão lebende Tierwelt ganzjährig geschützt werden, sondern auch ein Stück des durch den Soja-Anbau stark zurückgegangenem Tiefland-Cerrados, der artenreichsten Savanne der Welt.

Früh morgens im Cerrado

Hühnerfresser (Spilotes pullatus) als Untermieter im Haus. Eine der Schlangenarten, die auch zur Regenzeit im Igapó zu finden sind.

Wer dem steigenden Wasser nicht aus dem Weg gehen kann, muss sich etwas anderes einfallen lassen. Ameisenstaaten verlassen ihre Bauten und halten sich als große Kugeln an den letzten aus dem Wasser ragenden Stängeln und Grashalmen fest. Als unachtsamer Kanufahrer kann dies zum plötzlichen Angriff zahlreicher Feuerameisen führen, welche ohne Zweifel das Kanu entern würden. Ein beherzter Sprung der Insassen ins tiefe Wasser und das Zurücklassen des Kanus wären die Folgen. Zum Glück haben wir diese Erfahrung nicht machen müssen.

Ameisennest

Blutstirnkardinal (Paroaria baeri)

Abschließend stand noch eine Bootstour zum Rio Araguaia auf dem Programm. Der Rio Araguaia bildet gemeinsam mit dem Rio Tocantins, in welchen er mündet, den 32. längsten Fluss der Welt und ist damit einer der wichtigsten Flüsse Brasilien. Hier an der Grenze zu Cantão ist er über 2 km breit, überflutet aber zusätzlich noch die Wälder auf beiden Uferseiten.

Blick auf den Rio Araguaia

Prachtvoller Baum

Nach unserem Aufenthalt in diesem faszinierenden Ökosystem trafen wir am Flughafen in São Paulo auf die Teilnehmer des Geoökologischen Praktikums, um mit ihnen gemeinsam zurück nach Deutschland zu fliegen.

Unsere Mitbewohnerin „Sarinha“ werden wir vermissen (Großmazama, Mazama americana).

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Auf der Nachbar-Fazenda von Pró-Mata finden sich neben einem Wasserfall Jahrhunderte alte Baumfarne (Dicksonia sellowiana).

Blick auf die Lagoa Itapeva von unserer Terrasse aus.

Gustavo Bartelli, Umweltingeneur, ehemals von der Tübinger Partneruniversität Univates, Lajeado, gibt am Abend einen Einblick, wie er für Umweltgutachten eine Drohne einsetzt.

Die Drohne in der Praxis.

Sie landet am Startpunkt, nachdem sie das Forschungsgebäude in genau 100 m Höhe überflogen hat.

Unendlich viele Fotos fügte ein Computerprogramm zu der fertigen Luftansicht der Station und des angrenzenden Tümpels zusammen.

Weitere Bilder und Text folgen.

*) Time to say goodbye – Andrea Bocelli, Sarah Brightman (1997)

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Erste Araukarien auf dem Weg nach Pró Mata

Milvago chimachima (Gelbkopf- Karakara)

Einer der drei im Araukarienwald vorkommenden Geierfalken.

Besuch auf Pró-Mata

Am Samstag suchte uns Dr. Thomas Schmitt, Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Rio Grande do Sul und Santa Catarina, auf der Forschungsstation auf Pró-Mata auf. Er war von Dr. Rainer Radtke eingeladen worden, nachdem er 2018 nach Porto Alegre kam und sich über die Tübinger Aktivitäten im Araukarienwald ein Bild machen wollte.

Bei den abendlichen Seminaren erläuterte Dr. Schmitt die Aufgaben und Struktur des Auswärtigen Amtes und die eines Generalkonsuls.

Auf einer Versuchsfläche brachten der Generalkonsul und die Tübinger Studierenden erfolgreich Araukariensetzlinge aus.

Abendfüllender Vortrag über Araukarien von Dr. Glauco Schüssler, Verwalter von Pró-Mata seit November 2018. Als Bachelorstudent der PUCRS kam er erstmals nach Pró-Mata als Tübingen hier das Araukarienwald-Projekt im SHIFT-Programm durchführte. Danach war er als Masterstudent der UFRGS und zuletzt als Doktorand über die UFSC, Florinanópolis, ebenfalls regelmäßig im Schutzgebiet.

Für alle, die schon Araukarien im Radtke-Hain gepflanzt haben: Es geht voran und zwar gut! Rückschläge wie das Einfallen verwilderter europäischer Wildschweine nach der Pflanzung 2018 und ihrer Zerstörung werden kompensiert.

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In Ilhéus machten wir vor unserer Abreise noch einen Abstecher auf den Markt.

Unvorstellbare Mengen an Obst warten hier auf hungrige Marktbesucher.

Zitrusfrüchte werden hier noch von Hand sortiert.

Dieser Stand gehört Jesus.

Im Markt wird neben Obst auch Fisch gehandelt.

Die Arbeit als Marktbestücker ist sehr erschöpfend.

Viele neue Eindrücke auf allen Sinnesebenen begleiteten uns auf unserer weiteren Reise. Der Markt war eine tolle Erfahrung, um einen Einblick ist das normale Leben der Menschen in Ilhéus zu gewinnen. Besonders interessant war für uns zu sehen, was die lokalen Händler hier anbieten.

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Überfahrt von Camamu nach Barra Grande und zum Rotalgenriff in Taipu de Fora.

Vorträge zu Mangroven und Riffbildung im angemessenen Ambiente.

Ein einzelner Fischer im Mangrovenbereich.

Text folgt.

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Ein letztes gemeinsames Bild mit den Brasilianern mit Blick auf die Küste von Ilheus

Text und weitere Bilder folgen

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Auf unserer nächsten Station suchten wir die Michelin Kautschuk- und Kakaoplantage in Bahia auf. Seitdem das Gebiet 1984 von Michelin erworben wurde, erprobt das Unternehmen auf dieser Fläche innovative Agrarformen wie zum Beispiel den Agroforstansatz.

Agroforst mit Kautschuk und Kakao

Kautschukmilch wird in einem Sammelbehälter aufgefangen und danach verarbeitet.

Auf dem Gelände wechseln sich die Plantagen mit Atlantischem Regenwald ab, der zusammen genommen etwa 1.350 Hektar umfasst. Die einzelnen Flächen sind dabei durch Korridore verbunden. In der dazugehörigen Forschungsstation wurde unsere Gruppe wie seit 2015 erneut beherbergt.

Dort wurden wir von Diego aus Venezuela geführt, der in seiner Promotion über Lachesis muta, der Buschmeister-Schlange in den Wäldern der Plantage forschte. Bei einer nächtlichen Frosch- und Reptiliensuche in einem der unter Schutz gestellten Wäldern stießen wir u.a. auf Phyllomedusa burmeisteri, einen sehr seltenen Laubfrosch, und auf Strobilurus torquatus, Mircos Lieblingsechse.

Enyalius catenatus

Strobilurus torquatus

Suchbild: Findet ihr den Frosch? (Proceratophrys boiei)

Pristimantis paulodutrai

Am Tag darauf nahmen wir das Gelände näher unter die Lupe, wir sammelten Bodenproben und bestimmten den Wassergehalt. Außerdem nahmen wir unterschiedliche Wasserproben, um Indizien über biogeochemische Prozesse zu erhalten und zeichneten das Mikroklima an unterschiedlichen Stellen mittels Datenloggern auf. Mit Vegetationsaufnahmen machten wir uns ein Bild der unterschiedlichen Pflanzengesellschaften vor Ort.

Wasserprobennahme von einer Bromelie.

Blick in die Kakaoplantage

Paula bei der Messung der Bodenfeuchte in der Kakaoplantage.

Diego führte uns sicher durch den Wald.

Daniel, einer der brasilianischen Studenten, erklärte uns viel zur Flora und Fauna.

Um Informationen über die geologischen Ausgangsbedingungen für die Bodenbildung (Pedogenese) zu erhalten, untersuchten wir mehrere Aufschlüsse im Gelände.

Metamorph überprägter Granit.

An einem nahegelegenen Wasserfall nahmen wir Suspensionsproben, welche später unter dem Mikroskop unter anderem auf Pollen und Mikroplastik analysiert werden sollen.

Der zum Michelin Gelände gehörende Wasserfall, im RPPN Ouro Verde.

Filtration des Flusswassers auf der Suche nach Diatomeen und anderer Fracht.

Tags darauf begleitete uns Kevin Flescher, der wissenschaftliche Leiter der Forschungsstation, der seit 20 Jahren die erfolgreiche Wiederaufforstung sowie die Gastwissenschaftler betreut. Seine Ausführungen brachten uns die Praxis und Indikatoren einer erfolgreichen Wiederaufforstung und Wiedereinführung der heimischen Fauna näher. So ist die Jagd der Einheimischen das größte Hindernis für einen artenreichen Agroforst, da die Tiere durch die Jäger mit ihren Hunden verschreckt werden.

Kevin erläutert umfassend die Zusammenhänge in einem tropischen Regenwald.

Am höchsten Punkt der mehrstündigen Demonstrationen im Freiland, machten wir bei feinem Nieselregen eine erholsame Pause.

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DAAD-Beitrag

und in

https://www.daad.org.br/pt/2019/02/15/grupo-de-estudantes-de-biologia-de-tubingen-visita-o-daad/

erhielten wir viele Infos über Studieren und Promovieren in Brasilien.

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Auf dem Weg nach Milagres

Unser eintägiger Aufenthalt in der Caatinga führte uns auf einen Tafelberg am Ortsrand von Milagres. Milagre bedeutet Wunder. Während des Aufstiegs erfassten wir die typische Vegetation, sowie das Gestein und den Bodenwassergehalt. Bei einem Vortrag über dieses nur in Brasilien vorkommende Biom lernten wir unter anderem, dass es hier typischerweise sehr salzige Böden gibt, was sich auch deutlich im Leitungswasser bemerkbar machte.

Außerdem ist die Caatinga einer der größten trockenen tropischen Wälder und wegen der extremen Wasserverfügbarkeit sehr komplex. Etwa 10 % des Landes bestehen aus diesem Biom. Caatinga bedeutet übersetzt „weißer Wald“, was man auf dem Tafelberg in Milagres leider nicht so deutlich sah. Die Vegetation ist saisonal: Sobald Regen fällt, ist alles grün. Die Regenzeit bzw. die Lage der innertropischen Konvergenzzone (ITCZ) beschäftigten uns an diesem Tag besonders. Passenderweise fiel unser Aufenthalt in der Caatinga quasi auf die Tagundnachtgleiche. Ab diesem Tag überschreitet die Sonne den Äquator und wandert auf die Nordhalbkugel. Auch die innertropische Konvergenzzone verschiebt sich – etwas zeitverschoben – nach Norden, was bedeutet, dass die Regenzeit hier nun dem Ende entgegen geht.

Auch nachmittags konnten wir unser neu erworbenes Wissen anwenden. In der Flachland-Caatinga hinter unserer Pousada sahen wir charakteristische Florenelemente wie beispielsweise den Melonenkaktus (Melocactus bahiensis) und den Mandacarú (Cereus jamacaru). Zusätzlich führten wir zeitnah nach einem Regenschauer Infiltrationsmessungen an Orten mit verschiedenen Bewuchsformen durch. Die hier gewonnenen Ergebnisse wollen wir im Laufe unserer Exkursion mit weiteren Stationen vergleichen.

Wer weiß, wie der wissenschaftliche Name dieses Caatinga-Kaktusses ist?

Nicht nur wir, sondern auch die Kakteen-Freunde Bernhard und Bettina aus Darmstadt, haben den Kaktus als Melocactus bahiensis ((Britton & Rose) Lutzelb.) identifiziert.

Heliomaster squamosus (Temminck, 1823)

Auch ein wunderschöner Violettkehl-Kolibri zeigte sich in Aktion.

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Zum Auftakt unseres geoökologischen Geländepraktikums flogen wir nach Ilhéus, Bahia, und trafen dort auf Prof. Dr. Mirco Solé und Dr. Martin Ebner aus Tübingen, der zusammen mit Dr. Rainer Radtke die nächsten drei Wochen mit uns unterwegs sein wird. Auf der Fazenda Bom Pastor außerhalb der Stadt wollten wir mehr über das Biom Mata Atlântica, die Landwirtschaftsform des Cabruca-Waldes und die NGO AMAP erfahren. Hierbei begleiteten uns 15 Masterstudenten der Universidade Estadual de Santa Cruz aus Ilhéus (Fachrichtung Zoologie), sowie die Arbeitsgruppe von Mirco Solé (Fachrichtung Herpetologie), der im Übrigen früher auch in Tübingen studiert und promoviert hat.

Die Fazenda Bom Pastor, auf der wir unterkamen und verpflegt wurden, gehört seit einem Jahr der 2017 gegründeten deutschen Naturschutzorganisation AMAP (Beitrag folgt).

Die Fazenda Almada

Fazenda Bom Pastor

Christian und Anna von AMAP

Tom W., ein früherer Tübinger, ist jetzt bei AMAP für die wissenschaftlichen Projekte zuständig.

M. von AMAP

Terrasse und Schlafplatz auf der Fazenda

Unsere Köchinnen auf der Fazenda Bom Pastor

Im Kinderheim war es auch nicht anders.

Am ersten Morgen erhielten wir eine Einführung bzw. Wiederholung der Grundlagen der Geoökologie und der lokalen Situation. Große Flächen des Atlantischen Regenwaldes mussten hier den Kakaoplantagen weichen, sodass aktuell nur noch 7% davon erhalten sind. Inzwischen wird Kakao hier in sogenannten Cabruca-Wäldern angebaut. Dort wachsen dann ertragreiche Kakaobäume im Schatten von großen endemischen Baumarten. Dadurch wird ein intaktes Ökosystem generiert, welches auch die Biodiversität fördert. Außerdem wird, aufgrund vieler Bromelien und Insektenreichtum, ein bevorzugter Lebensraum für Goldkopf-Löwenäffchen (Leontopithecus chrysomelas) geschaffen, während gleichzeitig die lokale Bevölkerung wirtschaftlich vom Kakao profitiert.

Unser Guide Bila führte uns, wie die Jahre zuvor, erfolgreich zu den Goldkopf-Löwenäffchen in der Cabruca. Hier mit Telemetrieausrüstung.

Um das Ökosystem genauer zu beschreiben haben wir an verschiedenen Stellen Wasser-, Boden- und Gesteinsproben entnommen, Bodenwassergehalt und Mikroklima gemessen und Vegetationsaufnahmen durchgeführt. Hiermit wollen wir Stoffkreisläufe und Zusammenhänge im Cabruca-System ergründen, die sich aus dem Zusammenspiel zwischen Lithosphäre, Biosphäre und Atmosphäre ergeben. Mit Hilfe der ausgewerteten Daten konnten wir deutlich erkennen, dass die Cabruca-Wälder eine Landwirtschaftsform sind, die ein nachhaltiges und ertragreiches Ökosystem schaffen. Unsere Ergebnisse zeigten, dass in den Wäldern der Wasserhaushalt ausgeglichener und die Wassernutzungseffizienz der Kakaopflanzen besser ist als auf gerodeten Freiflächen in unmittelbarer Nähe – auf vergleichbarem Untergrund. Die Temperaturamplituden sind dort geringer und die Luftfeuchte viel höher. Dadurch werden Transpirationsverluste reduziert. In diesem Agroforstsystem findet eine große und gesunde Goldkopflöwenäffchen Population von ca. 2000-3000 Individuen ein Zuhause, welche sogar zwei Mal im Jahr Nachwuchs bekommen. Wir konnten eine Gruppe dieser seltenen Krallenaffen an beiden Tagen beobachten.

Wasserproben analysieren

Martin in Aktion

Probennahmen am Rio de Conte – Grüße an Philipp

Martin Ebner bei der theoretischen Einführung

Bei den Nachtwanderungen aber auch tagsüber wurden verschiedene Schlangen und Vögel entdeckt.

Hundskopfboa (Corallus hortulanus):

Falsche Korallenschlange (Oxyhropus guibei):

Indigo-Schlange (Drymarchon corais):

Nachtschwalbe (Nyctidromus albicollis) auf dem Boden und Weißohrsittich (Pyrrhura leucotis) mit Gespenstschrecke (Phasmatodea):

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Unser nächster und für einige der letzte Reiseort der Exkursion ist Bonito. Hier besuchten wir am ersten Tag die Doline Buraco das Araras. Hier konnten wir unter Anderem Grünflügelaras (Ara chloroptera) begleitet von Riesentukanen (Ramphastos toco) beobachten:

Schreieule (Asio clamator)

Am Rio da Prata und Rio Sucuri gingen wir auf Schnorcheltouren, wo wir neben anderen Arten Barben- (Prochilodus lineatus) und Blutsalmler (Hyphessobrycon eques), Dorado (Salminus brasiliensis), Piraputanga (Brycon hilarii), Dreipunkt-Leporinus (Leporinus friderici) und Schilderwels (Liposarcus anistsi) beobachten konnten, während wir ruhig durchs Wasser trieben.

Abschlussfoto der vierwöchigen Exkursion am Rio Sucuri (Sucuri = Anakonda)

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Anflug auf das Pantanal

Auf dem Weg auf die Fazenda Santa Clara im Pantanal trafen wir bei Aquidauana auf vier Tübinger. Gisele Lenz vom Brasilien-Zentrum, ihr Mann Luciano und ihre beiden Kinder.

Ankunft bei der Fazenda Santa Clara im Pantanal nach einer über 30-stündigen Busreise.

Brutão fährt uns immer noch sicher durchs Pantanal.

Tapir Spektakel auf dem Weg zum Camp:

Unser Camp im Pantanal …

… mit angrenzendem Tümpel

„Obsession for Men“ von Calvin Klein soll wie immer Groß- und Kleinkatzen vor die Fotofallen locken.

Bei Sonnenuntergang fliegen Hunderte von Papageien zu Ihrem Schlafplatz.

Freilandunterricht während der Exkursion, mit Vorträgen über Blatthühnchen, Brüllaffen, Riesenotter, Kolumbien und Peru.

Aus der Genipapo-Frucht (Genipa americana) lässt sich ein blauer Farbstoff gewinnen. Hier für: „Alles Schlampen außer Mutti“

Gordo und Pedro erlegten aus dem fahrenden Auto heraus ein verwildertes Hausschwein für uns, um dem Reis und Bohnen-Menü eine willkommene Abwechslung zu bieten.

Südlicher Tamandua (Tamandua tetradactyla) im Camp.

Bootsfahrt auf dem Rio Abobral:

Die zu den Kranichvögeln gehörende und selten zu beobachtende Zwergbinsenralle (Heliornis fulica).

Eine acht-köpfige Riesenotterfamilie führte vor unserem Boot ein außergewöhnliches Spektakel auf:

Bei einer nächtlichen Bootsfahrt auf dem Rio Abobral bekamen wir den tagsüber sehr scheuen Kahnschnabel (Cochlearius cochlearius) mehrfach zu Gesicht

Blauscheiteltrogon (Trogon curucui)                                             

Rotbrustfischer (Megaceryle torquata)

Ein Pärchen Schwarzer Brüllaffen (Alouatta caraya).

Großschnabel-Seeschwalbe (Phaetusa simplex) (Gruß an Erich Weber)

Wir konnten auch den Großen Ameisenbär (Myrmecophaga tridactyla) erspähen. Hier macht der Ameisenbär das, was ein Ameisenbär eben so macht: sich Ameisen einverleiben:

Gegen Ende der ersten Exkursion erreichten wir schließlich am 4. März nach über 30 Stunden Busfahrt das berühmt-berüchtigte Pantanal. Aufgrund der erwarteten gewaltigen Moskitodichte wurde diesem Highlight mit gemischten Gefühlen entgegengesehen.

Zur Eingewöhnung verbrachten wir eine Nacht im Hängemattenlager der Fazenda Santa Clara, wo wir abends sogleich Kaimane fütterten. Am nächsten Morgen brachte uns der Brutão, nachdem wir uns an der letzten Bar noch mit einem kühlen Guaraná gestärkt hatten, zu unserem zukünftigen Camp. Dieses war bei unserer Ankunft ein unscheinbares Acuri-Palmenwäldchen, in dem wir beim Zelte aufbauen einer Bothrops begegneten. Doch schon nach kurzer Zeit war es ein gemütliches Zuhause mit Grill, Bar, Umkleideplane, Zahnputzecke, Hängematten und Zelten. In unserem „WC“ ließ sich sogar ein Südlicher Tamandua (Tamandua tetradactyla) blicken.

Der vorm Camp gelegene Tümpel sah für manche am ersten Tag eventuell noch etwas abstoßend aus, doch im Laufe der Woche wuschen wir uns alle, wie Rainer es prophezeit hatte, mehrfach darin direkt neben den Kaimanen. Eine von uns sah zwar auch bei der größten Hitze und Anstrengung noch fresh aus, aber viele anderen hatten das Gefühl, ihr Körper könnte bei der Hitze in einen flüssigen Aggregatszustand übergehen.

Tagsüber machten wir vormittags und nachmittags Touren durchs nahe gelegene Gelände, bei denen wir beispielsweise Wasserbüffel, Nasenbären, Ameisenbären, Pantanal-Hirsche, Wasserschweine, Savannah Hawks, Jabirus, Rosa Löffler, Snail Kites, Monk Parakeets und viele weitere spannende Tiere sahen. Die Mittage verbrachten wir im Camp und hörten Vorträge über Blatthühnchen, Brüllaffen, Riesenotter, Kolumbien und Peru. An den letzten beiden Nachmittagen lernten wir etwas Praktisches fürs Leben: Angeln. Bis zum Hals im Wasser stehend warfen wir unsere Köder aus und testeten, wie sehr Piranhas wirklich Blutgeruch mögen. Auch wenn wir nur zwei Piranhas und einige andere Fische (Traira, Hoplia) fingen, reichte es für das Abendessen. Ergänzend zu unserem Fang gab es am letzten Abend auch noch frisch erlegtes verwildertes Hausschwein. Die Abende ließen wir danach beim Betrachten des Sonnenuntergangs samt der heimfliegenden Papageien und des atemberaubenden Sternenhimmels ausklingen.

Während unseres Aufenthalts im Pantanal musste zum Glück niemand ins Krankenhaus gebracht werden. Allerdings gelangte ein schwarzer Skorpion als blinder Passagier auf einer Badehose in unseren Tümpel und stach – bevor auch er baden ging – zu und einige von uns hätten, auch wenn dieses Jahr angeblich nur wenige Moskitos um uns herumschwirrten, pünktlich zum Karneval als Sams durchgehen können, da wir teilweise trotz der Moskitonetze und Abwehrspray nicht verschont blieben.

Die Zeit ging überraschend schnell vorbei und so fuhren wir am 9. März schließlich wieder zurück ins Hängemattenlager. Am selben Abend bot sich uns auf der Bootsfahrt auf dem Rio Abobral ein einmaliger Anblick: 8 Riesenotter tummelten sich direkt vor uns im Wasser und auch eine seltene Zwergbinsenralle, ein Blauscheiteltrogon, Rotbrustfischer, Großschnabel-Seeschwalben, ein Kahnschnabel sowie Brüllaffen zeigten sich.

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Hier sind noch zwei Artikel, die man auf keinen Fall verpassen sollte:

Diarionews und O Livre berichteten über unseren Aufenthalt am Cristalino.

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Wir haben eine weite Strecke zurück gelegt. Vom Bundesstaat Minas Gerais ausgehend ging es zu Luft, Land und Wasser an den Rio Cristalino im Bundesstaat Mato Grosso. Dort, hunderte Kilometer entfernt in nordwestlicher Richtung, lag unsere nächste Unterkunft wieder in einem Schutzgebiet, die Cristalino Lodge. Dieses private Schutzgebiet nahe der Stadt Alta Floresta umfasst 11.399 ha unberührten Regenwald, wessen Schutzstatus auch in Zukunft nie aufgehoben werden kann.

Ordnungsgemäß empfing uns der Regenwald ab dem Rio Teles Pires mit einem tropischen Regenschauer, der sich und uns gewaschen hat.

Wer fälschlicherweise ohne Regenschirm aus dem Haus geht wird gegebenenfalls nass.

Bei Dunkelheit machten wir uns am ersten Abend auf die Suche nach Tieren am Fluss. Dabei fanden wir verschiedene Arten von Fischen, eine Fledermaus, Spinnen und leider auch zahlreiche Moskitos, die sich über unser Blut zum Abendessen freuten. Der Rio Cristalino ist mit seinen 114 km ein kleinerer Seitenfluss am südlichen Rand des Amazonas-Bioms. Sein Wasser ist relativ klar. An seiner Mündung in den Teles Pires konnten wir deutlich einen Farbunterschied der beiden Gewässer erkennen, der dunkle Rio Cristalino trifft hier auf den hellen Teles Pires.

Zum Teil brachen wir bereits um 5 Uhr morgens zu Tierbeobachtungen auf. Umgeben von Regenwald auf 50 Meter hohen Aussichtstürmen und auf unseren kleinen Wanderungen durch das Gebiet sahen wir diverse Vogelarten wie Weißbrusttukane (Ramphastos tucanus) und Parastirnvögel (Psarocolius bifasciatus). Weißwangenklammeraffen (Ateles marginatus) und Spix-Brüllaffen (Alouatta discolor) kreuzten ebenfalls unsere Wege.

Ramphastos tucanus (Linnaeus, 1758)

Psarocolius bifasciatus (Spix, 1824)

Psarocolius bifasciatus

Ateles marginatus (E. Geoffroy, 1809)

Eine seltene Sichtung gelang im Morgengrauen des ersten Tages vom 50 Meter hohen Aussichtsturm. Grüße an Jenny.

Die Touren am Cristalino wurden von den erfahrenen Guides geleitet. Alfredo, der einige Wochen lang mit Ureinwohnern zusammen lebte und von ihnen lernte, fühlt sich in diesem Wald wie zu Hause. Er spricht Deutsch und führte uns die letzten Tage durch dieses tropische Labyrinth. Dabei zeigte er uns die botanischen Besonderheiten des Regenwaldes und wie verschiedene Pflanzen als Arzneimittel oder für das tägliche Leben genutzt werden können. Einige Beispiele sind die Chinarinde, der weiße Kakao und der Kautschuk-Baum. Besonders eindrucksvoll war dabei auch der älteste Baum des Waldes, ein mindestens 800 Jahre alter Paranuss-Baum (Bertholletia excelsa).

Alfredo verdeutlicht welches Ausmaß Bäume im Amazonasregenwald erreichen können.

Außerdem begleiteten uns die Guides auf den Bootstouren, wo wir vom Wasser aus weitere Tiere wie Riesenotter (Pteronura brasiliensis), Zickzackreiher (Zebrilus undulatus), Kurzlappen-Schirmvogel (Cephalopterus ornatus) und drei Arten von Eisvögel erspähen konnten. Zu unserer Freude konnten wir eines Morgens ein Azara-Aguti (Dasyprocta azarae) und ein Neunbinden-Gürteltier (Dasypus novemcinctus) sichten.

Pteronura brasiliensis (Gmelin, 1788)

Deutlich zeigte sich in den letzten Tagen die hohe Artenvielfalt dieses Bioms, denn auch ein Kaiman, mehrere Echsen, Pfeilgiftfrösche und Schmetterlinge wie den Doxocopa agathina bekamen wir zu Gesicht.

Ameerega flavopicta am Serra Trail

Doxocopa agathina (Cramer, 1777)

Campephilus melanoleucos

Abends hielten einige Exkursionsteilnehmer Vorträge zu Tukanen, Harpyien, Aras, Pfeilgiftfröschen und dem Entwaldungsgürtel. Am letzten Abend erzählte uns Vitória Da Riva Carvalho, die Besitzerin des Schutzgebietes, mehr über das ganze Projekt und die Historie dahinter. Zu später Stunde zeigte sich dann auch die erste große Schlange, eine Hundskopfboa (Corallus hortulanus).

Corallus hortulanus

Nach dem letzten Mittagessen hieß es Abschied nehmen von diesem schönen Ort. Wir hatten vier einzigartige Tage hier verbracht. Und so gingen wir schließlich, wie wir kamen, indem wir ein letztes Mal mit den Motorbooten den Rio Cristalino hinunter fuhren.

Abreise der Gruppe vom Cristalino

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Hier in São João da Chapada ist die Welt noch in Ordnung. Die männliche Bevölkerung frönt dem Müßiggang.

Ein typischer Sonntagnachmittag im brasilianischen Hinterland.

Cirlei, eine unserer beiden begnadeten Köchinnen, ließ es sich nicht nehmen, uns in ihrem Heimatdorf eine Art „Stadt“-Führung zu gewähren.

Für Speis und Trank war bei Hunger und Durst gesorgt.

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Erste Einführung zum Nationalpark Sempre-Vivas, wo der Cerrado in die Felsvegetation Campo Rupestre übergeht.

Letzte Station vor dem Nationalpark Sempre-Vivas (Macaco = Affe)

Nur wenigen ist es vergönnt einen Nationalpark in Begleitung der ICMBio-Chefetage zu besuchen.

Wir danken Paula Leão Ferreira, Leiterin des Nationalparks, Márcio Lucca und Daniel Riosde Magalhães Borges, beide Umweltanalysten des NPs, Emard Geraldo da Cruz, Leiter der NP-Brigade, Vagner Alves dos Santos, UFMG, Diamantina, Seu Geraldo und Marcodepim, Feuerbeobachter im NP.

Die Nationalpark-Chefin Paula von ICMBio stellt den im Jahre 2002 gegründeten NP vor.

Ein unvergessliches Erlebnis für jedermann. Aus der eigenen Caraça-Produktion Jaboticaba-Likör. Doch von den meisten wenig goutiert, fand er im NP dann doch eine dankbare Abnehmerin.

Actinocephalus bongardii (A.St.-Hil.)

Jahrelang ging dem zweiten Leiter der Exkursion, Michael Koltzenburg, das Herz beim Anblick von Vellozien und Eriocaulaceae auf. Michael wirkte von 2007 bis einschließlich 2018 mit. Dafür danken ihm Generationen von Studierenden und speziell Rainer Radtke. 

V. re. Rosangela, Emarde und Cirlei unterstützten uns während der Tage im NP.

Cirlei und Rosangela waren im einzigen Haus des NPs für die Haute Cuisine verantwortlich. Selten so gut gegessen!

Wie so oft über die letzten Jahre, sind An- und Abfahrt vom gewünschten Ziel mit Hindernissen versehen.

Heliactin bilophus (Temminck, 1820)

Heliactin bilophus (Temminck, 1820)

Ein spektakulärer aber seltener Anblick: der Goldhauben-Schmuckkolibri.

Zwischen dem NP und Belo Horizonte suchten wir, wie 2018, die Gruta de Maquiné auf. Bekannt wurde diese und umliegende Höhlen durch den dänischen Forscher Peter Lund (1801 – 1880). Er konnte als erster nachweisen, dass es doch zu einem Zusammenleben von Menschen und Megafauna, wie Riesenfaultier und Riesengürteltier gegeben hatte.

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In den letzten Tagen waren wir zu Gast im Nationalpark Sempre Vivas in der Nähe von Diamantina. Der Park selbst wurde im Jahr 2002 gegründet und erstreckt sich über 124.000 Hektar Fläche. Dort durften wir die unvergleichlichen Landschaften von Cerrado, Campo Rupestre, Mata Atlântica und Überschwemmungsgebiet erleben.

Als erstes erhielten wir eine Einführung in die Gründung und das Management des Parks von Paula Leão Ferreira, der aktuellen Leiterin. Sie erklärte uns, dass es zu Anfang schwierig war, der Bevölkerung zu vermitteln, warum der Park und die darin lebenden Pflanzen und Tiere geschützt werden müssen. Heute werden aber schon alle Entscheidungen gemeinsam von der Parkleitung, den angrenzenden Gemeinden und mit eingebundenen Universitäten getroffen. So ist ein nachhaltiges Management möglich und eine Aufklärung der Menschen auch hinsichtlich des Umgangs mit den endemischen und gefährdeten Sempre-vivas (Strohblumen).

Neben Wanderungen im Gelände, bei denen wir die hohe Artenvielfalt und enorme Endemitenzahl bestaunen durften bekamen wir auch von Márcio Lucca, dem ehemaligen Leiter des Parks, einen Einblick in das Leben der Blumensammler und Garimpeiros. Die Garimpeiros gehen immer noch in den angrenzenden Gebieten ihrem harten Lebenserwerb, dem Diamanten schürfen nach. Er zeigte uns zum Beispiel die Höhlen, in denen die Blumensammler früher während der Pflück-Saison ihre Nächte verbrachten und in denen man auch heute noch Reste von Farnwedeln findet.

Eine dieser Höhlen beherbergt auch sehr alte Höhlenmalereien, die etwa 5.000 bis 10.000 Jahre alt sein soll.

Nachts gab uns Paula einen Einblick in ihr Fachgebiet, die Amphibien. Uns gelang es in tiefster Dunkelheit und nur mit Stirnlampen einige der winzigen und auch größeren Frösche und Kröten aufzuspüren und zu identifizieren.

Morgens und in den Pausen konnten wir die große Vielfalt an Vögeln nahe an der Station beobachten, von Truthahngeiern bis hin zu einigen Kolibris und Steißhühnern konnten wir dabei aufmerksam alles betrachten und uns im Bestimmen mit dem Fernglas und Führer üben.

Colibri serrirostris (Vieillot, 1816)

Colibri serrirostris (Vieillot, 1816)

Colaptes campestris (Vieillot, 1818)

Colaptes campestris (Vieillot, 1818)

Eupetomena macroura (Gmelin, 1788)

Eupetomena macroura (Gmelin, 1788)

Pseudoleistes guirahuro (Vieillot, 1819)

Pseudoleistes guirahuro (Vieillot, 1819)

Die Station selbst dient als Zentrale für die Angestellten des Nationalparks, die Wege ausbessern und das Gelände frei von Wilderern und illegal Sammelnden halten. Vor allem ist eine Aufgabe die Brandüberwachung. Besonders in den heißen Monaten kann es immer wieder zu Feuern kommen, sei es durch Selbstentzündung oder Brandstifterei, weshalb für die Überwachung zwei Männer verantwortlich sind. Sie verbringen sieben Tage in der Station und dann wieder sieben Tage in ihrer Heimat São João.

Der Einblick in die Arbeit hier und die Offenheit der Angestellten und Leiter des Sempre Vivas Nationalparks waren für uns alle eine Bereicherung und ein Erlebnis, an das wir noch lange denken werden.

 

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Das Kloster Caraça liegt im Übergangsgebiet vom Atlantischen Regenwald und dem Cerrado.

Penelope obscura

Paula berichtete anlässlich Alexander von Humboldts 250. Geburtstages über sein Leben und seine Reisen. Weitere Infos: 1

Während der Exkursion halten die Teilnehmer an den einzelnen Standorten Vorträge zum jeweiligen Biom.

Wie in den vergangenen Jahren haben auch wir die Terrasse des Klosters Caraça zur Wildtierbeobachtung genutzt.

Das Warten gestaltete sich in den ersten beiden Nächten aufgrund starken Regens als sehr langwierig. Nur die geduldigsten Beobachter konnten in der ersten Nacht einen Tapir (Tapirus terrestris) beim Fressen von Früchten unter den nahe gelegenen Palmen beobachten. Der Mähnenwolf (Chrysocyon brachyurus) zeigte sich erst in der zweiten Nacht, allerdings wirkte er sehr angespannt.

Mit dem „Supermond“ als Glücksbringer, tauchte dann in der dritten Nacht bereits zu früher Stunde ein Mähnenwolf auf der Terrasse auf und bediente sich gierig an dem ausgelegten Fleisch.

Zum Nachtisch gab es leckere Bananen.

 

Nur wenige Minuten nach dem Verschwinden des Mähnenwolfs, entdeckte Sina einen sich nähernden Tapir. Zielstrebig steuerte er erneut auf die vielen Früchte bei den Palmen zu und begab sich dabei direkt vor die von uns aufgestellte Kamerafalle. Endlich konnten wir alle das größte terrestrische Säugetier Südamerikas mit eigenen Augen bestaunen.

Auch ein neugieriger Maikong (Cerdocyon thous) war zu sehen.

Wie immer ruft die Tübingen Brasilienexkursion bei den lokalen Medien großes Interesse hervor. Neben Facebookeinträgen der einzelnen Organisationen und Zeitungsartikeln nimmt hier ein TV-Sender ein Interview auf. Das Interview kann man nun im Internet bestaunen.

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Stopp am Rio Doce vier Jahre nach der Umweltkatastrophe.

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In Minas Gerais machten wir uns in einem Reservat auf die Suche nach Spinnenaffen. Unser Guide Roberto, der dort geboren und aufgewachsen ist, erklärte uns wie heilig der Wald für ihn sei und wie wichtig es ist, diesen und die dort lebenden Tiere zu schützen.

Unser Weg führte uns weit in das Innere des Reservats, wo wir schließlich auch auf Muriquis stießen.

Muriquis, die zur Großgruppe der Klammerschwanzaffen gehören, fressen Früchte und Blätter und können bis zu 40 Jahre alt werden. In dem Reservat ist der Großteil der noch lebenden nördlichen Spinnenaffen zu finden. Im Unterschied zu den nördlichen Spinnenaffen haben die südlichen Spinnenaffen überragende Eckzähne während die nördlichen gleichlange Zähne haben.

In dem Reservat konnten wir auch eine Vogelspinne und eine Natter, die Wagler´s Schlange (Xenodon merremii) sichten.

Wagler´s Schlange (Xenodon merremii)

männliche Lasiodora (C. L. Koch, 1850)

Proceratophrys boiei (Wied-Neuwied, 1825)

Nymphalidae – Diaethria clymena (Cramer, 1775)

Chromacris speciosa – Romaleidae

* Faces in the Forest – Karen B. Strier ISBN 9780674290082

Weitere Informationen & Bilder folgen.

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Am Morgen erreichten uns Unwetterwarnungen mit gemeldeten Starkregenereignissen für den Großraum Rio, weswegen sogar die Schulen geschlossen blieben. Trotz heftigen Regens blieb das Unwetter hinter den Erwartungen des Wetterberichtes. So konnten wir nur mit einer zeitlichen Verzögerung in einer Regenpause eine Familie von Goldgelben Löwenäffchen, oder auf portugiesisch Mico-leão-dourado (Leontopithecus rosalia) bestaunen. Hier hatten wir großes Glück, denn wir stießen schon ziemlich schnell auf die Tiere. Während wir Informationen zu der Art in diesem Gebiet erhielten, blieben die Affen noch lange Zeit in Sichtweite. Es gesellte sich sogar ein Tier einer anderen Art der Familie Callitrichidae, ein neugieriges Schwarzbüscheläffchen (Callithrix penicilatta), dazu.

Wir besichtigten den Hauptsitz der Associação Mico-Leão-Dourado im Reserva Biológica Poço das Antas, das 5000 Hektar große, erste Schutzgebiet Brasiliens. Hier hielt Luis Paulo Ferraz einen spannenden Vortrag über das Projekt und die Arbeit im Reserva Biológica. Es wurde uns klargemacht, wie wichtig die Arbeit zum Erhalt der Art ist, die vor 30 Jahren stark vom Aussterben bedroht war. Durch erfolgreiche Arbeit der Associação stieg die Population in den letzten Jahren auf 3200 Individuen an. Durch eine andauernde Gelbfieberepidemie wurde die Population jedoch kürzlich wieder dezimiert.

Am nächsten Tag erwartete uns eine 10-stündige Busfahrt in das 512 km entfernte Ipanema im Bundesstaat Minas Gerais. Bei einem kurzen Stop im Nationalpark Serra dos Orgãos erzählte uns Lucas bei atemberaubender Aussicht etwas über die Flora der Mata Atlântica. Hier wurde kürzlich ein leuzistischer Puma (Puma concolor) mit einer Kamerafalle entdeckt.

 

In der Zwischenzeit hat die AMLD unseren Blogbeitrag auf Ihre Facebookseite gestellt.

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Bevor es am zweiten Tag in den Botanischen Garten ging, hatten wir vormittags noch einen Termin beim DAAD, dem Deutschen Akademischen Austauschdienst in Rio. Hier erfuhren wir von Dr. Martina Schulze einiges über Austauschprogramme und Verträge zwischen deutschen und brasilianischen Universitäten. Außerdem erhielten wir viele Infos über Studieren und Promovieren in Brasilien.

Besuch beim DAAD

Im Botanischen Garten wurde das Interesse direkt von der Flora abgelenkt, da ein junger Greifstachler (Coendou villosus) entdeckt wurde.

Zu unserem großen Glück, haben wir auch direkt ein Braunkehl-Faultier (Bradypus variegatus) zu Gesicht bekommen. Auch Weißbüscheläffchen (Callithrix jacchus) und ein Eichhörnchen (Sciurus ingrami) ließen sich blicken.

Nach den wundervollen Tieren haben wir noch eine Führung durch das Orchideen-Haus des Botanischen Gartens besuchen dürfen. Dort empfing uns die Kuratorin der Orchideen Sammlung Delfina de Araújo sehr freundlich und zeigte uns die Pflanzen, die nicht für die Besuchen zugänglich sind.

Cattleya crispa Lind. ist endemisch für den Atlantischen Regenwald. Man findet sie also nur in Minas Gerais, Espírito Santo und Rio de Janeiro.

Cattleya crispa Lind.

Als der Botanische Garten in Rio de Janeiro 1809 eröffnet wurde war die Renanthera coccinea (Lour) die erste Pflanze dort. Sie steht bis heute und ist damit 210 Jahre alt.

Renanthera coccinea Lour

Sobralia spec. wurde von João Barbosa Rodrigues gesammelt. 1890 wurde er der Direktor des Botanischen Gartens in Rio de Janeiro.

Sobralia spec.

Diese Pflanze wird für medizinische Zwecke verwendet.

Cyrtopodium spec.

Miltonia moreliana ist auch endemisch für den Atlantischen Regenwald.

Miltonia moreliana

Fotografiert wurden diese beiden Schildkröten in einem Teich mit großen Lilien (Victoria amazonica). Sie sind endemisch in Südamerika.

Phrynops geoffroanus (Schweigger, 1812)

Trachemys scripta elegans ist heimisch in den USA und Trachemys dorbigni lebt in Brasilien, Uruguay und Argentinien.

Trachemys scripta elegans (Wied-Neuwied), Trachemys dorbigni (Duméril & Bibron, 1835)

Tropidurus torquatus (Wied-Neuwied, 1820)

Neben den Wildarten hat das Orchideen-Haus auch Hybride.

Natural primary – Hybrid

Peristeria elata Hooker ist die Nationalblume von Panama.

Peristeria elata (Hooker)

Aus diesen Schoten von Vanilla planifolia wird Vanilin gewonnen.

Vanilla planifolia (Jacks. ex Andrews 1808)

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Nach einem 11-stündigen Flug wurden wir am Flughafen in Rio de Janeiro von unseren Betreuern Rainer Radtke und Lucas Assis in Empfang genommen. Bei bereits schwülen 38°C um 7 Uhr morgens ging es mit zwei Bussen direkt zum Chagas Institut „Fiocruz“. Dort besichtigten wir das „Castelo Mourisco“, wo bereits seit über 100 Jahren über Parasiten geforscht wird, unter anderem von Carlos Chagas und Oswaldo Cruz, welche auch Namensgeber für tropische Krankheiten wurden. Nebenbei wurde hier auch schon Bud Spencer in „Vier Fäuste für Rio“ von der Treppe gestoßen.

Gruppenfoto vor dem Castelo Mourisco 

Der nächste Stop war das erst kürzlich im September abgebrannte Naturhistorische Museum von Rio de Janeiro, wo auch die erste Papageienart, der Goldstirnsittich (Eupsittula aurea) bestaunt werden konnte.
Anschließend ging es noch in die portugiesische Bibliothek „Real Gabinete Português de Leitura„, die Rainer erst wenige Tage vorher entdeckt hatte und uns nicht vorenthalten wollte.

Real Gabinete Português de Leitura

Mit dem Prachtfregattvogel (Fregata magnificens) und dem Rabengeier (Coragyps atratus) konnten wir auch schon zwei für Rio de Janeiro typische Vogelarten kreisend am Himmel beobachten.

 

 

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Am Ende der 2. Lehrveranstaltung werden wir in Rio Grande do Sul den Araukarienwald auf Pró-Mata aufsuchen. Bei der gestrigen Anreise um Vorbereitungen zu treffen, wurde nach 177 km, also 3 km vor Erreichen des Ziels, sprich der Forschungsstation, die Fahrt jäh gestoppt. Ein großer Baum lag quer über dem Anfahrtsweg. Und entweder war es extrem hartes Holz oder die Kette der Motorsäge war extrem stumpf, auf jeden Fall dauerte es mehr als eine Stunde bis es weitergehen konnte.

Weg frei für Pro-Mata

Aber auf die deutschstämmigen Brasilianer ist Verlass. Ein Bier zum Empfang nach der schweißtreibenden Arbeit. Urwald-Bier.

Das Urwald-Bier

Wie es wohl sein wird, wenn die Praktikumsteilnehmer Ende März nach Pró-Mata anreisen?

Aufregendes bei der Rückfahrt

Bei einem Zwischenstopp in São Francisco de Paula ergaben sich dank Hanno Gutschwager Jr. diese beiden Sichtungen:

Grünhaubenelfe, Stephanoxis lalandi

und

Styxeule, Asio stygius

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Das Video zeigt die einzigartige und atemberaubende Diversität des Cristalino Rivers.

Vielleicht auch für uns dann live zum Belauschen: Die eindrucksvollen Klänge vom „Musicien Wren“, dem Jazz Bird.

Ob wir sowas wohl auch sehen werden? Jaguar vs Ameisenbär

 

 

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Die zoologische Schausammlung der Universität Tübingen diente, wie in den vergangenen Jahren (1, 2, 3), als Einführung für die BrasilienexkursionsteilnehmerInnen in die Avifauna und Säugetierwelt Südamerikas. Durch die beiden vorerfahrenen Studenten Nils und Marvin Kaczmarek wurden die TeilnehmerInnen durch die Sammlung geführt. Die schon bestehenden Interessen wurden dadurch nochmals weiter gesteigert. Wir sind schon mal gespannt, was wir tatsächlich in freier Wildbahn zu Gesicht bekommen.

Abb. 1: Einstieg in die Führung mit Marvins Erläuterungen zur Säugetierwelt in Südamerika

Abb. 2: Gespannt werden Nils Ausführungen zur Avifauna Südamerikas gelauscht

Abb. 3: Rainer Radtke, der die Exkursion seit 1989 organisiert und durchführt, erläutert den 2019er Brasilienfahrern Details zur Fauna Südamerikas

Info zum Tapir:

https://www.facebook.com/INCAB.BRASIL/videos/519477811905654/

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Die 26. Zoologische Exkursion und das 17. Geoökologische Gelände-Praktikum in Brasilien stehen an. Zur Vorbereitung trafen sich die 2019er TeilnehmerInnen in Tübingen zur Verleihung der Nachhaltigkeitspreise. Hauptredner war Alfred T. Ritter (Ritter Sport, Waldenbuch), der die diesjährige Sustainability Lecture zum Thema „Nachhaltige Entwicklung als Perspektive für Unternehmen: Das Beispiel (der Firma) Ritter“ hielt. Während der Exkursion treffen wir auf Kakao im südamazonischen Primärregenwald und später beim Geoökologie-Praktikum auf Kakao als Plantagenanbau im Agroforstansatz im Atlantischen Regenwald und als Unterwuchs in Kautschukplantagen.

Alfred T. Ritter bei seinem Vortrag über Kakao für Ritter Sport aus Nicaragua

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