Auf unserer nächsten Station suchten wir die Michelin Kautschuk- und Kakaoplantage in Bahia auf. Seitdem das Gebiet 1984 von Michelin erworben wurde, erprobt das Unternehmen auf dieser Fläche innovative Agrarformen wie zum Beispiel den Agroforstansatz.
Auf dem Gelände wechseln sich die Plantagen mit Atlantischem Regenwald ab, der zusammen genommen etwa 1.350 Hektar umfasst. Die einzelnen Flächen sind dabei durch Korridore verbunden. In der dazugehörigen Forschungsstation wurde unsere Gruppe wie seit 2015 erneut beherbergt.
Dort wurden wir von Diego aus Venezuela geführt, der in seiner Promotion über Lachesis muta, der Buschmeister-Schlange in den Wäldern der Plantage forschte. Bei einer nächtlichen Frosch- und Reptiliensuche in einem der unter Schutz gestellten Wäldern stießen wir u.a. auf Phyllomedusa burmeisteri, einen sehr seltenen Laubfrosch, und auf Strobilurus torquatus, Mircos Lieblingsechse.
Am Tag darauf nahmen wir das Gelände näher unter die Lupe, wir sammelten Bodenproben und bestimmten den Wassergehalt. Außerdem nahmen wir unterschiedliche Wasserproben, um Indizien über biogeochemische Prozesse zu erhalten und zeichneten das Mikroklima an unterschiedlichen Stellen mittels Datenloggern auf. Mit Vegetationsaufnahmen machten wir uns ein Bild der unterschiedlichen Pflanzengesellschaften vor Ort.
Um Informationen über die geologischen Ausgangsbedingungen für die Bodenbildung (Pedogenese) zu erhalten, untersuchten wir mehrere Aufschlüsse im Gelände.
An einem nahegelegenen Wasserfall nahmen wir Suspensionsproben, welche später unter dem Mikroskop unter anderem auf Pollen und Mikroplastik analysiert werden sollen.
Tags darauf begleitete uns Kevin Flescher, der wissenschaftliche Leiter der Forschungsstation, der seit 20 Jahren die erfolgreiche Wiederaufforstung sowie die Gastwissenschaftler betreut. Seine Ausführungen brachten uns die Praxis und Indikatoren einer erfolgreichen Wiederaufforstung und Wiedereinführung der heimischen Fauna näher. So ist die Jagd der Einheimischen das größte Hindernis für einen artenreichen Agroforst, da die Tiere durch die Jäger mit ihren Hunden verschreckt werden.
Kevin erläutert umfassend die Zusammenhänge in einem tropischen Regenwald.
Am höchsten Punkt der mehrstündigen Demonstrationen im Freiland, machten wir bei feinem Nieselregen eine erholsame Pause.