Am ersten Morgen im Pantanal konnten Frühaufsteher einen Mittleren Ameisenbär (Tamandua teradactyla) bestaunen, während andere sich ganz darauf konzentrierten, den Moskitos zu entgehen und ihr Gepäck zu trocknen. An den folgenden Tagen führten unsere Guides Gordo und der stets barfüßige Pedro im umliegenden Gebiet umher, während das übrige Personal im Camp das Mittag- und Abendessen vorbereiteten und einen Traktor mit Anhänger als Ersatz für den Brutão vom nächsten, etwa 20 Kilometer entfernten Hof heranschafften.
Unter den Sichtungen und Funden befanden sich unter anderem Capybaras (Hydrochoerus hydrochaeris), Kaimane (Caiman yacare), Jabirus (Jabiru mycteria), Tigerdommeln (Tigrisoma lineatum), Kleine Blaureiher (Egretta caerulea), Wehrvögel (Chauna torquata), Pampashirsche (Ozotoceros bezoarticus) und Sumpfhirsche (Blastocerus dichotomus).
Pampashirsch (Ozotoceros bezoarticus)
Dabei war ein besonderes Highlight das Finden einer Seekanne, Nymphoides grayana. Sie gehört zu den Fieberkleegewächsen. Bei uns in Deutschland gibt es von dieser Familie zum Beispiel der Fieberklee (Menyanthes trifoliata) und die Europäische Seekanne (Nymphoides peltata) die genauso wie Nymphoides grayana, Grays Seekanne, auf nassen Böden oder sogar im Wasser vor.
Auf dem Weg zum Piranha-Fischen am zweiten Tag konnte außerdem ein Sechsbinden-Gürteltier (Euphractus sexcinctus) gesichtet werden, das sich im gleichen gemütlichen Tempo fortbewegte wie der Traktor mit aufgeladenen Exkursionteilnehmenden (natürlich gab es auch bei dieser Autofahrt kurz nach der Abfahrt eine kleine Panne, es fehlten Radmuttern am Pickup, was eine kleine Verzögerung hervorrief).
Weitere Arten von Ameisenbären (Myrmecophaga tridactyla), Gürteltieren sowie Nasenbären (Nasua nasua) zeigten sich leider nicht, was möglicherweise auf die extreme Trockenheit und die Feuer in diesem Jahr zurückgeführt werden kann. Die Trockenheit hatte den angenehmen Effekt, dass wir uns trockenen Fußes im Pantanal fortbewegen konnte, allerdings bedeutete sie auch, dass es außer warmen schlammigen Tümpeln keine Möglichkeiten zum Waschen von Geschirr und Exkursionsteilnehmenden gab.
Die weiteren Nächte blieben trocken und bis auf zahlreiche Moskitostiche und dieses Jahr auch mal Zecken gab es auch keine unangenehmen Zusammenstöße mit der Tierwelt, auch wenn neben Bienen (Apis mellifera) auch Wander- und Bananenspinnen (Phoneutria nigriventer) im Camp auftauchten. Neben Beobachtungstouren gehörten zum Programm auch nächtliches Sternegucken, Tattoos mit dem Fruchtsaft von Genipapo (Genipa americana), studentische Vorträge und das Flechten von Arm- und Halsbändern aus Palmenfasern.
Nach drei Tagen und vier Nächten voller Erlebnisse und mit mehr Komfort im Pantanal als gedacht stand der Rückweg zur Fazenda Santa Clara an. Da der Traktoranhänger wesentlich weniger Platz bot als der Brutão, bedurfte es einer abenteuerlichen Gepäckkonstruktion über den Köpfen der Passagiere. Damit ging dann tatsächlich alles gut, die obligatorische Panne ging auf einen platten Reifen am Traktor zurück und ereignete sich fast genau an der Stelle, an der auch schon der Brutão aufgegeben hatte. Es konnte hier aber relativ schnell durch einen Holzkeil Abhilfe geschafft werden, der zur Entlastung des Plattfußes in die Radaufhängung gerammt wurde.
Der nun auf drei Rädern fahrende Traktor wurde zu seinem Besitzer zurückgebracht und Gepäck und Passagiere auf die Ladeflächen von zwei Pickups und den altbekannten Kleinbus der Fazenda umverteilt, der uns entgegengefahren war. Endlich erreichten wir dann die Fazenda, wo wir den Dreck der letzten Tage abwaschen, in Betten schlafen und wieder das Tapirbaby (Tapirus terrestris) streicheln konnten.
Am nächsten Tag wurden noch Möglichkeiten zu Ausritten und Bootsfahrten geboten, bevor es abends wieder zum Flughafen losging in Richtung der nächsten Station, dem Parque Nacional das Sempre-Vivas.
Ganz besonders möchten wir uns bei Sabine Urban für viele der tollen Bilder bedanken. Am Rio Cristalino und hier im Pantanal haben wir dank dir unvergessliche Aufnahmen bekommen.