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Archive for März 2015

Nach einer Nacht in Porto Alegre und einem kurzem Besuch der Partneruniversität UNISC in Santa Cruz do Sul ging unsere Reise im Rahmen des Geoökologischen Praktikums weiter nach Candelária. Hier machten wir Halt, um die ansässigen Paläontologen rund um Carlos Rodrigues bei einer Fossilenausgrabung zu unterstützen.
Bevor wir zur Grabungsstelle aufbrachen, nahmen wir uns am Morgen noch Zeit, um im Museu Municipal de Candelária Ausstellungsstücke regionaler Fossilienfunde zu betrachten. Dadurch erhielten wir eine erste Vorstellung von dem, was uns erwarten würde.
Angekommen an der Grabungsstelle konnten wir einen ersten Blick auf die durch Ausspülen schon freigelegten Knochenstücke werfen. Versehen mit Schaufel, Hammer und Meisel legten wir sofort los, in der Hoffnung, selbst etwa 230 Millionen Jahre alte Knochenelemente freizulegen. Es dauerte nicht lange, bis die ersten Fossilien aus dem aus der Trias stammenden Flusssediment ausgegraben wurden. Bei den Fundstücken handelt es sich überwiegend um Fingerglieder, Handknochen, Armknochen, Wirbel und Rippen. Diese stammten von mehreren Individuen verschiedener Arten, unter anderem vom herbivoren Dinodontosaurus turpior und dem Prädator Prestosuchus chiniquensis. Die gesammelten Knochen wurden schließlich zum Museum gebracht, wo sie nun auf die weitere Auswertung warten. (MaKa)

Bericht in der Gazeta do Sul aus Candelária

Bericht in der UNISC-Zeitung

Im paläontologischen Museum zeigte uns Carlos (wie schon 2013 und 2014) die bisher in Candelária gefundenen Saurier. Auf der Tafel sind die meisten davon abgebildet.

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Der letzte verbliebene Tübinger Dienst-VW-Bus (T 2) schaffte es bis zur Grabungsstelle.

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Sr. Belarmino vom paläontologischen Museum unterstützte uns kräftig bei den Grabungen.

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Sr. Belarmino zeigt stolz den ersten Fund, Carlos einen späteren.

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Carlos aus Candelária (li.) und Claudio aus São Pedro do Sul lernten sich durch unsere Aktivität kennen.

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Carlos präsentiert stolz das Botucaraitherium: Botucaraitherium belarminoi, a prozostrodontian cynodont from the Late Triassic of Brazil. It is known from a single type species. Im Hintergrund sieht man den Fundort des bisher einzigen Indivuduums der Art. Auf Wunsch von Carlos scannt die Tübinger Doktorandin der Paläontologie, Juliane Hinz, das äusserst fragile Tier. Carlos, Belarmino und Claudio Einloft verfolgen den Scanvorgang interessiert.

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Nachdem die Gazeta do Sul einen Zeitungsbericht über die Anwesenheit der Tübinger Gruppe veröffentlichte, war auch die Folha de Candelária zu einem Interview mit uns im Museum erschienen.

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Wie im letzten Jahr bat das Radio Triangulo Dr. Ebner, Dr. Radtke und Carlos Rodrigues zu einem Live-Interview. Gehört haben es allen im weiten Umkreis von Candelária wie wir danach erfahren durften. Suzana Couto stellte die Fragen erneut routiniert.

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Wir danken für die vorbildliche Zusammenarbeit:

Air Teixeira Menezes, Besitzer der Fazenda Campo de Estância, auf der wir nach den Fossilien graben konnten.
Alexandre Ramos, Fazenda-Angestellter, der im Oktober 2014 die ersten Anzeichen der fossilen Saurier im Gelände fand.

Carlos Rodrigues, Museumsleiter und Organisator der Grabung Sr. Belarmino Steffanello, ehrenamtlicher Mitarbeiter des Museums.

Elídrio Heinen, der die Grabung filmisch für das Museum Aristides Carlos Rodrigues, Candelária, begleitete.
Aline Bredow, freiwillige Mitarbeiterin, früher UNISC, Partneruniversität von Tübingen.
Ederson Fuchs, freiwilliger Mitarbeiter, früher UNISC, Francisco Taques, freiwilliger Mitarbeiter, früher UNISC.

Cesar Schultz, Prof. für Paläontologie, UFRGS, Partneruniversität von Tübingen. Über ihn war die Grabung ordnungsgemäss bei der zuständigen Stelle DNPM, Departamento Nacional de Produção Mineral, Ministério de Minas e Energia, angemeldet worden.

 


In Candelária gekauft. Wer entdeckt den Fehler?

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Übrigens: Die Zahl der Zugriffe auf diesen Blog hat die 200.000er Marke geknackt! Danke für Ihr Interesse!

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SWR

Das SWR-Team begleitete uns rund 2 Wochen, zuerst in Minas Gerais, danach in Bahia.

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Um 9 Uhr morgens sind die TeilnehmerInnen des geoökologischen Geländepraktikums zur UESC (Universidade Estadual de Santa Cruz), Ilhéus, Bahia, abgefahren, um sich dort den Campus anzuschauen. An der UESC folgten Dr. Mirco Solé (früher Uni Tübingen, jetzt UESC), Dr. Martin Ebner und Dr. Rainer Radtke der Einladung der Rektorin der Universität, Adélia Maria Carvalho de Meio Pinheiro. Die Rektorin war im Juni 2012 als Mitglied der ABRUEM – Associação Brasileira das Universidades Estaduais e Municipais, der Rektorenkonferenz der bundesstaatlichen und Gemeinde-Universitäten nach Stuttgart und Tübingen gekommen.

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Ab abend flogen sie dann in Richtung Porto Alegre. Am Mittag verabschiedete sich der kleine Rest, um über Campinas nach São Paulo zu gelangen und dort den Nachtflieger nach Frankfurt zu besteigen.

Die einen warten auf den Flug nach São Paulo und Rio, die anderen auf den nach Porto Alegre und 5 warten zu diesem Zeitpunkt überraschender Weise auf den Flug Ilhéus - São Paulo - Frankfurt.

Die einen warten auf den Flug nach São Paulo und Rio, die anderen auf den nach Porto Alegre und 5 warten zu diesem Zeitpunkt überraschender Weise auf den Flug Ilhéus – São Paulo – Frankfurt.

Fortsetzung 19:30 Uhr: So weit der Plan. Bein Einchecken der SeparatistInnen fehlten von 7 Leuten 5 Buchungscodes, so dass diese 5 Personen umgebucht werden mussten. Mal sehen, ob sie den Nachtflieger nach Frankfurt tatsächlich bekommen. Die zwei „Glücklichen“ MK und KH reisen dafür ab Campinas ohne großes Gepäck, weil dieses dank AZUL gleich in Ilhéus gestrandet ist. Nach 30 Minuten Verspätung ging zwar der vorgesehene Flug, aber das vergebliche Warten auf das Gepäck in Campinas und die Fehlanzeige verschlangen weitere Zeit, so dass ein schnelles und deshalb mäßig kostengünstiges Taxi nach Guarulhos notwenig wurde. Immerhin sitzen nun zwei Leute ansonsten planmäßig im Gate nach Frankfurt… Die fünf Umgecheckten erreichten den Transatlantik-Flug dank „zügig“ fahrender Taxifahrer auch noch rechtzeitig.

Ankunft der 7er-Teilgruppe in Tübingen bzw. am jeweiligen Bestimmungsort erfolgreich und vollzählig am Abend des 25.3. Nur zwei Rucksäcke irren noch durch die Welt.

Nachtrag 28.03.2015: Dank der engagierten Suche der Gepäckermittlung in Frankfurt wurden die beiden fehlenden Rucksäcke nach einer Odyssee nach Stuttgart geflogen, wo wir sie schießlich abholen konnten.

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Am 23.3.2015 zeigte uns Giomario dos Santos Souza in einem Waldstück nördlich von Ilhéus eine Gruppe von Goldkopflöwenäffchen (Leontopithecus chrysomelas). Diese leben in der Region häufig in Sekundärwäldern oder in Kakao-Plantagen. In diesem Fall handelte es sich um eine dichte Plantage mit hohen Baumüberhältern, in der die Tiere offenbar die notwendige Nahrung und einen hohen Strukturreichtum finden. Ein Tier einer Gruppe hat ein Senderhalsband, aber trotzdem konnte mit der  Richtantenne kein Signal empfangen werden. Bei der Suche entdeckte Giomario eine weitere Gruppe hoch oben in Bäumen. Wir konnten beobachten, wie sie insbesondere in epiphytischen Bromelien nach Nahrung suchten.

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Am Nachmittag besuchten wie in der Nähe die kleine Schokoladenfabrik Mendoá, durch die uns ihr Besitzer Prof. Raimondo Mororó eine ausführliche Führung gab. Der Kakao wird auf betriebseigenen Plantagen erzeugt und die besten Samen werden für eine kleine feine Produktlinie direkt im eigenen Haus verarbeitet.

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Zum Abschied überreicht Rainer einige Kostproben einer im Raum Tübingen hergestellten Schokoladensorte .

Am Straßenrand nahe des Wäldchens mit den Goldkopflöwenäffchen fanden Dr. Solé und Dr. Ebner einen überfahrenen Südamerikanische Buschmeister (Lachesis muta), den wir alle gerne – allerdings aus sicherer Entfernung  – lebend gesehen hätten.

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Fische Bahia (Barra Grande) am Sonntag, 22.3.2015

  • Pomacentridae
    • Stegastes fuscus
    • Stegastes variabilis
    • Abudefduf saxatilis
    • Chromis multilineata
    • Microspathodon chrysurus
  • Muraenidae
    • Gymnothorax miliaris
    • Gymnothorax vicinus / funebris
  • Mugilidae
    • Mugil
  • Holocentridae
    • Myripristis jacobus
  • Grammatidae
    • Gramma brasiliensis
  • Carangidae
    • 2 Arten
  • Mugilidae
    • Pseudupeneus maculatus
  • Chaetodontidae
    • Chaetodon striatus
  • Haemulidae
    • Anisotremus surinamensis
    • Anisotremus viriginicus
    • Haemulon steindachmeri
  • Lutjanidae
    • Lutjanus jocu
  • Belonidae
    • 1 Art (vermutlich Ablennes hians)
  • Pomacanthidae
    • Holacanthus ciliaris
  • Labridae
    • Thalassoma noronhanum
    • Halichoeres brasiliensis
    • Bodianus rufus
  • Blennidae
  • Acanthuridae
    • Acanthurus coeruleus
    • Acanthurus bahianus
  • Pempherididae
    • Pempheris schomburgki

Det.: Jannik Beninde

Quelle: IBAMA (2008): Guia para Identificação de PEIXES ORNAMENTAIS BRASILEIROS

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Die Nachbereitung durch JB ergab noch weitere Wied-Arten:

1. Formicivora rufa (zu Wied-Neuwied, 1831) – Zimtrücken-Ameisenfänger, gesehen am Pico de Itambé
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2. Coryphospingus pileatus (zu Wied-Neuwied, 1821) – Graukronfink, gesehen in der Serra do Cipó
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3. Automolus leucophthalmus (zu Wied-Neuwied, 1821) – Weißaugen-Baumspäher, gesehen in der Serra Bonita
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4. Philydor atricapillus (zu Wied-Neuwied, 1821) – Schwarzscheitel-Blattspäher, gesehen in der Serra Bonita
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5. Phaeothlypis rivularis (zu Wied-Neuwied, 1821) – Flußwaldsänger, gesehen am Wasserfall bei Michelin
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6. Thraupis palmarum (zu Wied-Neuwied, 1821) Palmentangare, immer wieder gesehen.
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Mit einem Bus der Universidade Estadual de Santa Cruz fuhren wir über die Stadt Ilhéus weiter nach Norden, bis wir abends nach Sonnenuntergang die Reserva Ecológica Michelin (REM) erreichten.

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In der REM verbrachten wir eine knappe Woche mit Wanderungen und praktischen Übungen zu Bromelien, Ameisenlöwen, Fischen und Heuschrecken.

Abschied von der Michelin-Sation und den brasilianischen Studierenden der UESC nach einer gemeinsamen Woche im Freiland.

Abschied von der Michelin-Sation und den brasilianischen Studierenden der UESC nach einer gemeinsamen Woche im Freiland.

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Nach einer weiteren längeren Fahrt sind wir, von Jequitonhonha kommend, in der Serra Bonita, einem gut 2200 Hektar großen RPPN in der Mata Atlântica angekommen.

Wilhelm macht alles klar für den Besuch auf der Serra Bonita.

Wilhelm macht alles klar für den Besuch auf der Serra Bonita.

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Blick von der Terrasse des Hauptgebäudes über den Küstenregenwald und die Stadt Camacan nach Osten zum Atlantik

Nachdem wir im Morgengrauen in der Forschungsstation aufgestanden sind, um die enorme Artenvielfalt der Vögel zu erahnen, werden wir uns heute ein Bild eines noch bestehenden Primärwaldbestandes erwandern. Von nun an werden uns Prof. Dr. Mirco Solé von der Universidade Estadual de Santa Cruz in Ilhéus, Bahia, und Dr. Martin Ebner von der Universität Tübingen durch die tropische Biologie führen. Von der UESC begleiteten uns Studierende: Indira Castro, Jéssica Lago, Beatriz Kellen, David Hafner und Maiara Alves.

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Dr. Ebner beim Erläutern der Höhenverbreitung der Baumfarngattungen

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Verschwitzt und durchgenässt (nach Feature auf DLF, 30.11., 16:30 Uhr): Bei amphibischem Wetter erläutert Dr. Solé die Auswirkungen des Klimawandels auf die Höhenverbreitung von Amphibienarten.

Wir hofften vergeblich auf Sichtung der Primatenarten

• Southern-Bahian Masked Titi Monkey (Callicebus melanochir);
• Wied’s Black-tufted-ear Marmoset (Callithrix kuhlii)*;
• Yellow-breasted Capuchin (Cebus xanthosternos);
• Golden-headed Lion Tamarin (Leontopithecus chrysomelas).

Ausgestorben sind der Northern Muriqui (Brachyteles hypoxanthus) und der Brown Howler Monkey (Alouatta guariba).

*: Die Art wurde 1985 von Coimbra-Filho beschrieben und heißt auf deutsch Kuhl-Büschelaffe. Die Verwirrung um den gültigen Namen wird in IUCN dargestellt; Wied-Neuwied hatte 1826 wohl einen Bastard beschrieben. Interessanterweise war auch uns 2013 in Caraça ein möglicher Bastard aufgefallen!

In der ersten Nacht kletterte über unseren Köpfen bereits ein Wickelbär (Potos flavus) in den Baumkronen herum und ein Hammerfrog Hypsiboas faber (Wied-Neuwied, 1821) hämmerte seinen Ruf in die beginnende Nacht, als wir noch auf den Allrad-Transport zur Forschungsstation warteten.

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Aus: Abbildungen zur Naturgeschichte Brasiliens. Herausgegeben von Maximilian, Prinzen von Wied-Neuwied Published 1822 by im Verlage des Grossherzogl. Sächs. priv. Landes-Industrie-Comptoirs in Weimar.

Auf der Suche nach Amphibien (Liste der bekannten Amhibien-Arten der Serra Bonita) im feuchten Laub des epiphytenreichen Regenwaldes fanden wir eine Pristimantes-Art.

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In der Nacht fanden wir einen auch in Wieds Reisebericht erwähnten Schnellkäfer Pyrophorus spec. (Elateridae) mit Leuchtorganen:

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Eine Nachtwanderung ergab die nächste Wied-Art, und zwar die Jararaca-Lanzenotter Bothrops jararaca Wied, 1824.

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Aus: Abbildungen zur Naturgeschichte Brasiliens. Herausgegeben von Maximilian, Prinzen von Wied-Neuwied Published 1822 by im Verlage des Grossherzogl. Sächs. priv. Landes-Industrie-Comptoirs in Weimar.

Blühende Bäume in der Serra Bonita:

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Unterwegs von Jequitinhonha nach  Nordosten änderte sich nach Verlassen des Bundesstaates Minas Gerais in den Bundesstaat Bahia das Landschaftsbild von erodierten Rinderweiden in fragmentierten Küstenregenwaldresten zu gigantischen Eukalyptusplantagen. Das Thema Gigaliner ist in Brasilien offenbar längst erledigt.

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In der Mata Escura oberhalb von Jequitinhonha konnten wir riesige Erosionsrinnen (Lavaka) auf der durch die Abholzung nur noch mit wenig festigender Vegetation versehenen Hochfläche sehen.

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Auch  waren große Hangbereiche Opfer von teilweise gelegten Waldbränden geworden.

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Ein Priel bei auflaufendem Wasser an der Küste bei Ilhéus als Kinderspielplatz…

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Unter Führung von Márcea Nogueira von ICMBio sahen wir uns verschiedene Stellen der Mata Escura, einem gesamtstaatlichen Schutzgebiet oberhalb von Jequitinhonha an. Hier finden sich  Primärwaldreste des Küstenregenwaldes im Übergang zu Cerrado-Vegetation.

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Aus dem Reisebericht von Maximilian Wied-Neuwied

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Am Montagabend fand im Kulturhaus der Stadt eine Zusammenkunft statt, bei der eine musikalische Darbietung mit lokalem Bezug gezeigt wurde. Die seit zwei Jahren bestehende „Associação Amizade Neuwied-Jequitinhonha –  ANEJE” will das Andenken an Prinz Maximilian Alexander Philipp zu Wied-Neuwied beleben und die Bedeutung der indigenen Gruppen hervorheben. Der Borun Quäck/Kuék begleitete seinerzeit Prinz Maximilian auf seiner Reise durch Brasilien und zurück nach Deutschland.

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Die Präsdidentin von Aneje, Rita Lucena

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Der frühere Bürgermeister Roberto Botelho gab einen Rückblick.

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Associação „Amizade Neuwied-Jequitinhonha“
Freundschaft  Neuwied-Jequitinhonha  e.V.
Rua Cel. Ramiro Pereira, 112
CEP 39960-000 Jequitinhonha MG
tel. 55 33 3741 17 47
aneje.jequi@yahoo.com.br

2011 wurden der Schädel und weitere sterbliche Überreste von Quäck in Jequitinhonha an den legitimen Nachfolgerstamm, dem Quäck angehört hatte, die Krenak, übergeben. Damals waren Indigene der Aranã, der Krenak , der Maxakali, Mucurin, der Pataxó-Pankararu und der Pataxó Hã-Hã-Hãe anwesend.

Djanira Krenak recebe Kuu00EAk das mu00E3os do Prefeito RB-1

Berichte dazu: 1234

Auch in der taz erschien ein Essay über die Krenak.

Am Dienstagmorgen wurden wir nach einer architektonischen Stadtführung durch den verantwortlichen Architekten des Patrimônio Histórico, Dr. Efizio Afonso Cardoso, zu einem Empfang bei der Bürgermeisterin Iracilda Dias da Silva ins Rathaus der Stadt eingeladen.

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Unsere Anwesenheit in der Stadt war auch vorab schon ein Medienereignis.

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Artikel im Journal informativo Jequitinhonha März 2015

Vielleicht entwickelt sich ja in der Zukunft mehr aus diesem ersten Kontakt zwischen der Stadt Jequitinhonha, Deutschland und Neuwied.

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Gestern abend hat uns Lucas Coelho de Assis nach der wieder sehr interessanten Etappe durch Minas Gerais verlassen, um mit dem Linienbus zurück nach Belo Horizonte zu fahren. In der Station im RPPN Felicano Miguel Abdala hatte er zuvor noch von Rainer die Bestätigung seines Lehrauftrags der Universität Tübingen erhalten.

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Heute fahren wir eine für die Exkursion neue Strecke, und zwar von Ipanema nach Jequitinhonha. Dort wird es weitere Berichte zu Prinz Maximilian Alexander Philipp zu Wied-Neuwied geben. Seit drei Tagen begleitet uns ein Filmteam des SWR, das auch dieses Thema aufgreifen wird.

Währenddessen demonstrieren landesweit mehr als eine Million Menschen gegen Präsidentin Dilma Rousseff. Ein Korruptionsskandal um den Ölkonzern Petrobras bedrängt Brasiliens Regierungspartei.

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Als wir vor wenigen Wochen mit dem Bus stundenlang durch die scheinbar endlose Agrarlandschaft von Mato Grosso und Mato Grosso do Sul gefahren sind, haben wir uns Gedanken über den Anbau von Soja und anderen flächenintensiven Produkten in Brasilien gemacht. Die ARD sendete nun einen Beitrag über den Soja-Anbau im Nachbarland Argentinien.

Aber auch in  Brasilien sind Millionen Hektar Regenwald durch Soja-Anbau in Gefahr.

Passend hierzu weitere aktuelle Links:

Millionen Bäumen sollen in Amazonien für Staudämme abgeholzt werden. Die Energie ist für Aluminiumhütten und Bergbaukonzerne verplant. Der Fluss Tapajós wird dafür zerstört. Die Mundurukú-Indianer wehren sich.

Die dunkle Seite des Zuckers (FAZ 01.04.2015)

Manche denken sich angesichts der riesigen Felder ihren Teil. Grünes Herz

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Im Wald des RPPN Felicano Miguel Abdala fanden wir auch die Wied-Art Proceratophrys boiei (Wied-Neuwied, 1825):

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Wie schon in den vergangenen Jahren (2012, 2013, 2014) wurden wir im RPPN Felicano Miguel Abdala wieder herzlich von Roberto empfangen, der uns an zwei Tagen zu den Northern Muriquis (Brachyteles hypoxanthus) führte. Wied erwähnt die Art in seinen Aufzeichnungen und sandte sie an Kuhl, der sie wissenschaftlich beschrieb.

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Aus: Abbildungen zur Naturgeschichte Brasiliens. Herausgegeben von Maximilian, Prinzen von Wied-Neuwied Published 1822 by im Verlage des Grossherzogl. Sächs. priv. Landes-Industrie-Comptoirs in Weimar.

Ein Muruqui etwa in der von Wied-Neuwied skizzierten Haltung

Ein Muruqui etwa in der von Wied-Neuwied skizzierten Haltung

Die Affen sind los… Begegnungen der besonderen Art

Ein Knacken in den Ästen, Rascheln im Blätterdach, ein Pfeifen: die Affen sind da.

Auf dem Rückweg von einem Trail trafen wir unerwartet direkt am Besucherzentrum der Station des RPPN Feliciano Miguel Abdala auf eine Gruppe Nördlicher Spinnenaffen, die unseren Weg in unmittelbarer Nähe überquerten. Zwar wurden wir vom Guide Roberto dazu in gebührendem Abstand aufgehalten, damit sich die friedlichen und neugierigen Tiere nicht zu sehr an menschliche Nähe gewöhnen. Doch auch aus einigen Metern Entfernung war der Anblick der ca. 25 Tiere in den Bäumen beeindruckend.

Diese gehörten zu einer der vier in dem RPPN lebenden Gruppen, die zusammen insgesamt ca. 375 Individuen umfassen. Damit stellt die dort vertretene Population ca. 40% der Gesamtanzahl der aktuell lebenden Nördlichen Muriquis, die wohl inzwischen zwischen 1000 und 1300 zu verorten ist, dar.

Diese Zahlen sind erfreulich, denn als Karen B. Strier von der University of Wisconsin vor ungefähr 30 Jahren ihre Forschung zu den Nördlichen Muriqui begann, waren in dem Schutzgebiet nur noch 40 Individuen anzutreffen. Laut ihren Prognosen ist nun die maximale Anzahl von Individuen, die das begrenzte Gebiet fassen kann, erreicht. Eine Stagnation im Wachstum wäre durch das Anlegen von Korridoren zu anderen Gebieten, in denen Muriqui-Gruppen leben, zu überwinden. Die Arbeit daran ist mühsam und teuer, da die dafür nötigen Gebiete auf über 100 Besitzer verteilt sind.

Finanziert wird die Erhaltung der Muriquis aus verschiedenen Quellen, beispielsweise müssen die Betreiber von Flusskaftwerken Ausgleichszahlungen an den Naturschutz leisten. Eine andere große Hoffnung stellt die Nutzung der Muriqui als öffentlichkeitswirksame Flagship-Species dar. So sind diese Tiere, deren indigener Name ‚friedliches Tier des Waldes‘ nicht nur optisch beeindruckend, sondern sind auch durch ihre unübliche Sozialstruktur sympathisch: Aggression spielt in der Gruppe keine Rolle, was sich unter anderem darin äußert, dass es keinen Geschlechtsdimorphismus gibt, optische Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen sind also äußerst schwach ausgeprägt. Die Jungtiere bleiben zwei Jahre bei der Mutter, mit erreichen der Geschlechtsreife nach ca. 7,5 Jahren verlassen die Weibchen die Gruppe, um sich in einer neuen, nicht verwandten Gruppe fortzupflanzen. Auch im Alter von 40 Jahren sind Muriqui-Weibchen noch fortpflanzungsfähig. Bei der Aufsicht der Jungtiere helfen auch die älteren Individuen: so bilden sie z.B. mit vollem Körpereinsatz Brücken, über die auch fremde Jungtiere Lücken im Geäst überqueren können. Auch Körperkontakt spielt eine große Rolle bei den Muriqui, die sich oft gegenseitig umarmen. Einen besonderen Stellenwert nehmen diese Umarmungen bei der Verteidigung der Gruppe ein: wird diese angegriffen, umarmen sich die Männchen. Dadurch wirken sie zum einen größer, zum anderen stärken sie die Moral der Gruppe. Auch auf unsere Präsenz reagierten die großen Primaten (zählt man die Extremitäten mit, erreichen sie eine stattliche Größe von ca. 2m) gelassen.

Es ist nicht verwunderlich, dass diese soziale, friedliche und sympathische Art ebenfalls zur Debatte stand, als es um die Entscheidung für ein Fifa-WM-Logo ging. Leider verloren die Muriquis das Rennen gegen das (stark gefährdete) Nördliche Kugel-Gürteltier Tolypeutes tricinctus, das mehr an einen Ball erinnert.

Diesen Tieren in freier Natur so nahe zu kommen, war für alle eine einzigartige Erfahrung. Und es blieb nicht bei dem einen Zusammentreffen: Nachmittags kreuzte vollkommen überraschend eine weitere Teilgruppe unseren Weg, diesmal waren auch einige große Männchen dabei.

Welch ein Glück wir an dem ersten Tag im Schutzgebiet hatten, zeigte der folgende. Den ganzen Tag über konnte ein einziger Muriqui aus der Ferne gesichtet werden.

Für die fehlenden Spinnenaffen entschädigten jedoch einige Brüllaffen, die sich zum Mittagsschlaf und zum Fressen in den Baumkronen über unseren Köpfen aufhielten und gelassen unsere Gruppe bei der Mittagspause beobachteten. Anders als die Muriqui, die am liebsten Früchte und Blüten naschen, bleiben die Brüllaffen Alouatta guariba clamitans, die vor allem Blätter fressen, meist an einem Ort, was die Beobachtung erleichtert. Zuletzt konnten auch Kapuziner-Affen gesichtet werden.

Das seltene Krallenäffchen Callithrix flaviceps, welches ebenfalls in diesem Waldstück vorkommt, machte sich allerdings rar.

Die Sichtung der drei Affenarten, verschiedener Vogelarten, einer Vogelspinne, zahlreicher Schmetterlinge, und diverser anderer Insekten machte uns eindrücklich den Artenreichtum dieser kleinen, fragmentierten Waldstücke des Mata Atlântica (Atlantischer Regenwald) bewusst. Die Bildung von Korridoren, die vor allem unter der Flagge der Muriqui vorangetrieben wird, ist auch im Hinblick auf die anderen Arten und die Erhaltung des Artenreichtums unabdingbar.

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(Infoquelle: Vortrag von Marcello Nery, Mitschrieb von Manuel). Marcello Nery ist einer der Verantwortlichen für die Erstellung von Schutzprogrammen für den Northern Muruqui.)

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Während die meisten beobachteten oder fotografierten, fand Viktoria die Muβe, einen der Spinnenaffen zu zeichnen.

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Zum Unterschied der Habitatansprüche der Northern und Southern Muriquis erschien 2010 eine Arbeit in Ecotropica (Boubli et al. 2010).

Die Fotofalle erwischte einen Nasenbär.

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Am 12.03.15 fuhren wir über Belo Horizonte und Manhuaçu in 10 Stunden brutto nach Ipanema, um dort wieder in dem bewährten Hotel zu nächtigen. Die nächsten Tage werden uns unter anderem mit dem Northern Muriqui (Brachyteles hypoxanthus) beschäftigen. Angaben zur Bedrohung der Art finden sich u.a. hier.

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Einsame Lichtkegel bewegten sich im Dunkeln auf Tante Nellies Pousada in der Serra do Cipó zu. Nach und nach ließen sich einzelne Schemen ausmachen, welche sich schließlich als sechs Personen mit Strinlampen entpuppten. Die meisten Personen hatten einen feuchten Hosenboden und bis zur Brust hin nasse T-Shirts. Die Hosenbeine und Schuhe hingegen waren trocken. So manchem interessierten Beobachter mag sich nun vielleicht die Frage stellen, wie es dazu gekommen war.

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Die Lösung des Rätsels verbirgt sich auf dem Grund des hiesigen Flusses bei den schwach elektrischen Fischen. Wir hatten uns am späten Nachmittag zu sechst, noch mit trockenen T-Shirts, auf die Suche nach ebendiesen gemacht. Als wir bei Dämmerung ausgestattet mit zwei Netzen an der Messstelle ankamen, schlugen sich unsere Guides Lucas und Frederico direkt in das Dickicht aus Wurzeln und verschiedensten Wasserpflanzen. Auch wir zogen unsere Hosen und Schuhe aus und begaben uns in den Schlamm. Mit Elektroden, Verstärkern und Aufnahmegeräten ausgestattet, wateten wir im etwa knietiefen Wasser am Uferrand entlang.

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Dabei gelang es uns die Signale mehrerer elektrischer Fische zu registrieren und aufzunehmen. Hierbei handelte es sich zunächst um Signale von sogenannten „Summern“. Zu diesen zählt auch die Art Eigenmania virescens, welche wir bereits am Rio Cristalino identifizieren konnten. Unter dem Begriff „Summer“ werden schwach elektrische Fische zusammengefasst, welche ein kontinuierliches elektrisches Signal abgeben. Bei Umwandlung in ein akustisches Signal ertönt dieses, dem Namen entsprechend, dann als durchgehendes Summen. Darüber hinaus spürten wir in dem Gewässer auch sogenannte „Knatterer“ auf. Im Gegensatz zu den Summern geben diese mehrere kurze aufeinanderfolgende elektrische Impulse ab. Das akustische Signal erinnerte uns dabei an das Brummen eines Motorbootes.

Trotz der Dunkelheit, wegen welcher wir mittlerweile mit Stirnlampen arbeiten mussten, bekam unser Guide Frederico Moreira Bélizario tatsächlich einen „Knatterer“ ins Netz. Dieser gehörte höchstwahrscheinlich der Gattung Gymnotus an. Detailliertere Angaben werden nach genauerer Analyse folgen.

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Dass das Wasser doch nicht überall Knietief, sondern partiell eher hüfthoch war, bemerkten wir leider erst als wir bis zur Brust samt T-Shirt eingesunken waren. Soviel also zu den nassen T-Shirts.

Angestachelt von der nächtlichen Aktion überraschte uns Frederico dann am nächsten Nachmittag mit zwei weiteren Exemplaren der Gattung Gymnotus, welche er von einem befreundeten Nachbarn fangen ließ. Diese wurden uns bei unserer Rückkehr von der nächsten Tagestour in einem Eimer überreicht. Da wir nun die Fische zum ersten Mal isoliert hatten, gelangen uns sehr gute und deutliche Aufnahmen. (MP)

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Die OrnithologInnen Lucas A. Carrara und Luciene P. Faria von Aves Gerais erläuterten im Parque Nacional da Serra do Cipó ihre Untersuchungen zur Biologie von zwei von Prinz Maximilian Alexander Philipp zu Wied-Neuwied beschriebenen Arten, und zwar dem Rotstirn-Bündelnister (Rufous-fronted Thornbird, Phacellodomus rufifrons) und dem sehr heimlich lebenden Östlichen Rötelbaumspäher (Chestnut-capped Foliage-gleaner, Hylocryptus rectirostris).

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Der Ausflug bot neben der Sichtung auch einen Einblick in die Methoden der Feldornithologie, da beide Einblick in ihre Arbeiten zu den beiden Wied-Arten gewährten.

Da es sich bei Hylocryptus – wie der Name bereits sagt – um eine kryptische, also versteckte Vogelart handelt, liegt hier die Hauptschwierigkeit darin, den scheuen Vogel zunächst aufzuspüren und sichtbar zu machen. Dies gelingt über das Abspielen von Vogelrufen, die eine Revierverletzung simulieren und damit die Vögel zur Verteidigung hervorlocken. Hierbei muss darauf geachtet werden, dass der Ruf intensiv genug ist, um die Vögel anzulocken, aber nicht so stark, dass sie sich ernsthaft bedroht fühlen und dadurch verjagt werden. Im Zuge einer wissenschaftlichen Arbeit von Luciene wurden die Tiere zudem mit Japannetzen gefangen und beringt, um die Größe der Reviere bestimmen und die Individuen eindeutig identifizieren zu können. Aus den daraus gewonnenen Daten konnten Hochrechnungen darüber angestellt werden, wie viele Individuen der Art in Brasilien vorkommen. Hieraus lies sich schlussfolgern, dass die Art Hylocryptus rectirostris zwar selten, aber aktuell nicht vom Aussterben bedroht ist.

Obwohl auch die zweite Wied-Art, Phacellodomus rufifrons zur Familie der Töpfervögel (Furnariidae) gehört, weicht ihr Verhalten grundlegend von dem des Hylocryptus ab. Phacellodomus hat eine im Vogelreich seltene Sozialstruktur ausgebildet: meist leben mehrere Individuen (bis zu 9) in einer Gruppe zusammen, in der anfallende Aufgaben, z.B. die Brutpflege geteilt werden. Auch hier wurde mit Lockrufen gearbeitet, um die Gruppen aufzuspüren, ihre Größe und ihr Revier zu bestimmen. Durch Entnahme von Blutproben konnten die Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der Gruppen bestimmt werden, wobei sich herausstellte, dass zwischen den Gruppenmitgliedern jeweils zumindest entfernte Verwandtschaft zu dem dominanten Pärchen besteht.

Auch die Frage nach dem Vorteil der besonderen Sozialstruktur lies sich durch die Arbeit von Lucas und Luciene klären: Langfristige Beobachtungen ergaben, dass größere Gruppen dank ihrer Arbeitsteilung einen besseren Fortpflanzungserfolg erzielen und sich gegen kleinere Gruppen oder auch einzelne Paare durchsetzen können.

An dem Beispiel von Hyllocryptus rectirostris und Phacellodorus rufifrons lässt sich zum einen leicht veranschaulichen, dass trotz naher Verwandtschaft das Verhalten innerhalb der Familien deutlich abweichen kann. Zum anderen tritt die Notwendigkeit klar zu Tage, in der Feldarbeit seine Methoden an die Lebensweise des Forschungsobjekts anzupassen. Die Sichtung der beiden Arten lieferte so einen lehrreichen Einblick in die Praxis der biologischen, speziell der ornithologischen Feldarbeit.

Nester von Phacellodomus rufifrons

Nester von Phacellodomus rufifrons

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Phacellodomus rufifrons

Hylocryptus rectirostris, schwer zu entdecken

Hylocryptus rectirostris, schwer zu entdecken

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Nest von Hylocryptus rectirostris im Steilufer des Cipó-Flusses

Nesteingang von Hylocryptus rectirostris im Steilufer des Cipó-Flusses

Hier findet sich eine Artenliste der Vögel des Nationalparks Serra do Cipó, zusammengestellt von Marcos Rodrigues, Lucas A. Carrara, Luciene P. Faria & Henrique B. Gomes.

Bei einer Vorführung von Netzfang und Beringung im RPPN Aves Gerais wurde eine weitere Wied-Art gefangen, und zwar der Rotkehl-Mückenfresser (Rufous Gnateater, Conopophaga lineata).

Conopophaga lineata

Conopophaga lineata

Bei dieser näheren Erläuterung der feldornithologischen Methoden lernten wir sehr viel und viele von uns durften auch selbst ein wenig tätig werden, weil wir uns dieses Jahr über außerordentlich viele gefangene Vögel freuen durften.

Bereits in den frühen Morgenstunden wurden mehrere Japannetze aufgespannt. Zu dieser frühen Tageszeit ist die Chance auf einen Vogel als Fang im Netz am größten. Die Netze bleiben den ganzen Tag aufgespannt und werden über Nacht wieder abgebaut. Über den Tag jedoch müssen sie regelmäßig kontrolliert werden. Gründe hierfür sind unter anderem die große Stresssituation, in der sich die im Netz verfangenen Vögel befinden oder die Tatsache, dass diese Vögel eine leichte Beute für Räuber darstellen.

Den Vogel ohne Schaden aus dem Netz zu entnehmen ist eine Kunst und erfordert Feingefühl und Übung. Damit der Vogel sich nicht verletzt, werden zuerst die Vogelbeine befreit, anschließend die Flügel und zuletzt der Kopf. Daraufhin wird der Vogel in einen Stoffbeutel hineingelegt und mitgenommen. An einem ruhigen Ort kann der Vogel mit einem gekonnten Griff aus dem Stoffbeutel genommen dann untersucht werden. Jetzt werden verschiedenste Daten des Vogels aufgenommen, wie z.B. Gewicht (Brutto (Vogel im Stoffbeutel) minus Netto (nur der Stoffbeutel)), Schnabellänge und diverse Körpermaße. Natürlich werden auch die Art und das Geschlecht bestimmt. Dafür müssen große ornithologische Kenntnisse vorhanden sein, weil es in Brasilien deutlich mehr Arten gibt als bei uns in Deutschland und sich viele Arten sehr ähnlich sehen. Hinzu kommt, dass sich Männchen und Weibchen im Aussehen bei manchen Arten unterscheiden, bei anderen jedoch nicht und auch juvenile Vögel oft noch andere Merkmale besitzen wie ein anderes Federkleid oder eine andere Augenfarbe als adulte Vögel. All diese Merkmale müssen erkannt und in die Datensammlung aufgenommen werden. Weitere interessante Merkmale, die untersucht werden sind der Brutfleck, bei dem der brütende Vogel temporär keine Federn mehr auf der Brust hat, damit die Übertragung der Körperwärme auf die Eier ungehindert stattfinden kann. Den Brutfleck können je nach Art sowohl Männchen und/oder Weibchen aufweisen. Auch die Nachbildung von neuen Federn wird bei jedem Vogel untersucht. Die Federn werden nach einem bestimmten Muster das ganze Leben über erneuert.

Nach dem Bestimmen der Beindicke wird nun der entsprechende Ring für den Vogel herausgesucht und mit Fingerspitzengefühl an dem zerbrechlichen Vogelbein angebracht. Zum Schluss wird noch die Ringnummer notiert und der Vogel hat die Prozedur überstanden. Einige von uns Studierenden hatten nun das Glück, den Vogel wieder in die Freiheit entlassen zu dürfen. Dabei ist zu beachten, dass ein Waldvogel auch wieder im Wald und nicht im Offenland freigelassen wird.

Es kann auch vorkommen, dass bereits beringte Vögel wieder gefangen werden. Auch bei diesen werden alle Daten aufgenommen.

Um Netzfang und Beringung von Vögeln durchführen zu dürfen, muss man in Brasilien wie auch in Deutschland einen aufwändigen Kurs absolvieren. (EB)

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Jannik hatte große Pläne, als er in Deutschland die Reuse in den Rucksack packte. Als Vorbereitung für ein Praktikum am Rio Cristalino im Juli sollte die erst kürzlich beschriebene Korona-Krötenkopfschildkröte (Mesoclemmys heliostemma) (Link 1; Link 2) in eben jenem entdeckt werden, in welchem sie zwar noch nicht beschrieben ist, aber durchaus vorkommen könnte. Entsprechend wurde die neue, unerprobte Reuse mit einem Köder versehen (eingelegte Sardinen, in der Literatur wird allerdings Makrele empfohlen), schnell in einen kleinen Bach gehängt und kurz befestigt. Doch der Plan sollte schnell durchkreuzt werden als die Reuse, die in einem kleinen Nebenarm des Rio Cristalino lag, nach einem heftigen Regenwaldschauer verschwand. Erst 2 Tage später tauchte sie ein paar Meter flussabwärts, an einem umgefallenen Baum hängend, wieder auf. Gefangen wurden eine gute Menge Laub und ein kleiner Fisch (Geophagus sp.; Cichlidae). Von ungetrübter Motivation begleitet wurde die Reuse aber erneut ausgeworfen. Dieses Mal im einem beruhigten Bereich des Rio Cristalino selbst. Beim Überprüfen des Netzes fanden wir aber leider nichts außer mehreren Löchern. Vermutlich hatte der Jaguar, welcher die Reuse am Vortag losgerissen hatte sich nun abermals den Köder schmecken lassen. Damit war unsere Zeit am Cristalino leider schon vorbei und wir hatten nichts weiter vorzuweisen als eine kaputte Reuse, Laub und einen kleinen Fisch. Im Pantanal angekommen, wurde die Reuse dann, modisch ansprechend, mit rotem Band repariert und mit genügend Sardinenöl geruchlich aufgebessert. Schließlich wagten wir einen weiteren Versuch in einem kleinen Tümpel. In diesem hatte sich zuvor ein großer Teil unserer Truppe noch gesäubert, bevor die Brillenkaimane sie vertrieben (später wurden die Brillenkaimane dann ihrerseits, zu Vorführzwecken, von unseren Guides herausgelockt).
Und dieses Mal fingen wir tatsächlich etwas Größeres: einen Piranha (Serrasalmidae).
Erst ein paar Tage später in Diamantina wollten wir es erneut versuchen. Unser Guide Lucas Coelho de Assis hatte hier von dem Barbesitzer Tião (Sebastião Maria Vieira), erfahren, dass er in dem kleinem Gewässer bei seiner Bar bis zu 8 Schildkröten gleichzeitig gesehen hat, welche nicht die häufige und synanthrope (an Menschen angepasst, folgend) Geoffroys Krötenkopfschildkröte (
Phrynops geoffroyanus) wäre, die wir schon am Rio Cristalino bei den Bootstouren entdecken konnten.

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Phrynops geoffroyanus

Also fragten wir Tião und er war so zuvorkommend und erlaubte uns netterweise, die Reuse aufzustellen. Also machte sich unsere kleine Truppe (Lucas, Wilhelm, Sabine, Jannik) an die Arbeit.

Beim Auspacken der Reuse gab es mal wieder ein altbekanntes Problem: es waren neue Löcher vorhanden. Neu war aber, dass diesmal auch das Bändel zum Festbinden auf unerklärliche Weise verschwunden war. Glücklicherweise war Tião auch dieses Mal zur Stelle und half uns mit Draht aus, mit dem die Löcher notdürftig geflickt wurden und die Reuse angebunden werden konnte. Danach wurde der empfohlene Thunfisch (in Öl, natürlich!) in die Ködertasche befördert und wir machten uns derweil auf dem Weg nach Biribiri. Da die Reuse auf dem Rückweg noch leer war, beschlossen wir sie noch eine Weile im Wasser zu lassen. Am übernächsten Tag, nach der Besteigung des Pico do Itambé, konnten wir zur Überprüfung zurückkommen.

Als es dann so weit war, lief uns Tião bereits entgegen und erzählte uns, dass er gerade erst geschaut hatte und wir nichts gefangen hätten. Doch als wir die Reuse bargen, bewegte sich doch etwas.

1 Schildkroete in Reuse_Jannik_Beninde 2 Schildkroete in Reuse_Jannik_Beninde

Und tatsächlich: Es handelte sich um die Plattschildkröte (Acanthochelys sp.), die zur Familie der Schlangenhalsschildkröten (Chelidae) gehört. Während die einen sich freuten,

3 Die Freude war gross_Jannik_Beninde

waren andere Beteiligte weniger erfreut:

4 Allerdings nicht auf beiden Seiten_Jannik_Beninde

Die Schlangenhalsschildkröten gehören zu den Halswender-Schildkröten, welche es nur in Australien, Neu-Guinea und Südamerika gibt. Halswender-Schildkröten (Pleurodira) sind die jüngere der beiden Schildkrötengruppen (die andere wird Halsberger-Schildkröten, Cryptodira genannt) und da es sie nicht in Europa gibt, sind sie für uns etwas Besonderes. Kennzeichnend für diese Gruppe ist, dass sie zum Schutz ihren Hals nicht nach hinten in den Panzer ziehen können (wie die Cryptodira), sondern den Kopf zur Seite in den Panzer falten.

8 Offensichtlich Halswender_Jannik_Beninde

Die Überraschung war allerdings groß als wir feststellten, dass der Carapax strahlenartige Verdickungen auf dem Panzer hatte und es damit nicht die erwartete Acanthochelys spixii war, sondern Acanthochelys radiolata (Strahlen-Plattschildkröte). Diese kommen eigentlich nur im Inneren des Atlantischen Regenwalds vor, jedoch nicht hier in Diamantina, was eigentlich im Cerrado liegt (Verbreitung laut der IUCN Schildkrötenspezialistengruppe). Diese Art wurde 1820 von Mikan beschrieben, wurde aber auch 1824 von Maximilian Prinz zu Wied-Neuwied im seinem Buch „Verzeichnis der Amphibien, zweiter Band der Naturgeschichte Brasiliens“ als Emys radiolata erwähnt. Dass unser Tier ein Männchen war, konnten wir an den an spornartig vergrößerten Schuppen am Bein und an der Analkerbe im Plastron erkennen.

9 und ein Maennchen_Jannik_Beninde

Mit einem Taschenmesser-Maß konnten wir die Größe des Tiers bestimmen (Carapaxlänge: 15 cm; Carapaxbreite: 9 cm), während wir das Gewicht mit Tiãos Ladenwaage bestimmt haben (310 g). So konnten wir vermuten, dass es sich um ein gerade adultes Tier handeln musste.

5 Carapaxlaenge_Jannik_Beninde 6 Carapaxbreite_Jannik_Beninde 7 Gewicht_Jannik_Beninde

Nach unserer ausgiebigen Begutachtung haben wir das am Ende doch eher zurückgezogene Tier wieder ins Wasser gesetzt, wo es sich schnell unter einem Stein versteckte.

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Wir hoffen damit nicht nur einen interessanten Fund für die Exkursion gemacht zu haben, sondern auch, dass wir durch die Begeisterung, die wir bei Tião und seiner Familie für die Schildkröte hervorrufen konnten, geholfen haben, diese Population von A. radiolata zu schützen.

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Nach den Tagen im Gebiet  um Diamantina fuhren wir über das Barockstädtchen Serro zur Serra do Cipó, um dort wieder bei „Tia Nelly“ unser Quartier aufzuschlagen. In Serro standen bis vor wenigen Wochen noch zwei mächtige Königspalmen vor dem Rathaus, die höher waren als die nahe Kirche. Sie wurden angeblich aus Sicherheitsgründen gefällt.

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Hier sind die beiden Baumstümpfe zu sehen.

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Unterwegs hielten wir an der Quelle des Jequitinonha-Flusses an, an dessen Ende wir in einigen Tagen sein werden. Die Suche nach schwach-elektrischen Fischen ergab keine Befunde.

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In der felsigen Landschaft fanden sich als botanische Besonderheiten:

Pilosocereus aurisetus (Werderm.) Byles & G.D.Rowley
Endemit Minas Gerais

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Vellozia abietina Mart.
Endemit Minas Gerais
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Portulaca hirsutissima Cambess.

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Wie einst Maximilian von Wied-Neuwied begegnen wir der Sapukaia-Nuss (Lecythis pisonis Cambess.) .
„Sanft rosenrot trat das junge Laub der Sapucaya Bäume hervor.“ So beschreibt Maximilian von Wied-Neuwied die Besonderheit des Sapucaia-Baums zunächst rötliche Laubblätter auszubilden, wodurch diese von weitem wie Blütenblätter erscheinen. Auch uns begegnet auf der Fahrt von Diamantina zur Serra do Cipó einer dieser beeindruckenden Bäume der Gattung Lecythis mit den großen kannenartigen und dickwandigen Nüssen, wobei in unserem Fall die Blätter bereits grün geworden sind. Lucas Coelho erklärt bei dieser Gelegenheit die Verbreitungsart der bis zu 40 Meter hohen Bäume, die früher auch zum Schiffbau verwendet wurden. Nach dem Abfall des Deckels der Sapukaia-Nuss legen Fledermäuse, die sich von der Frucht ernähren, zunächst kleinere innenliegende Samen frei. Diese werden von Agutis als Vorrat vergraben und die darin befindlichen Samen können – sofern die Agutis vergessen, sie wieder auszugraben – auskeimen.
Die außergewöhnlichen Früchte des Sapukaia-Baums sind in einer Zeichnung des Expeditionsmalers Albert Eckout von 1640 dargestellt, wie sie Maximilian von Wied-Neuwied durchaus bekannt gewesen sein dürfte. (CB)

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Spix-Aras (Cyanopsitta spixii) zählen zu den seltensten Vögeln der Welt. In der freien Natur gelten sie seit 15 Jahren als ausgestorben – und dennoch sollen sie in Brasilien wieder heimisch werden. Eine deutsch-brasilianische Kooperation soll jetzt das internationale Zuchtprogramm mit derzeit nur 90 Tieren in Brasilien, Deutschland und Katar entscheidend voranbringen.

Mehr beim BfN.

Weitere Links: 12. Auch in Brasilien wird das Thema diskutiert.

Youtube

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Nach einem entspannten Vormittag, den wir nutzten, um die Strapazen der Besteigung des Pico do Itambé am Vortag zu verarbeiten und die vorherigen Wochen zu rekapitulieren, brachen wir nach dem Mittagessen zum zweiten Mal in den Biribiri State Park auf. Dort teilte sich die Gruppe auf, um das Gebiet je nach Interesse auf verschiedenste Art und Weise zu erkunden. Ein Teil blieb im unteren Bereich des Wasserfalls.
Eine Gruppe um Lukas brach auf, um den Wasserfall und seinen zugehörigen Flusslauf so weit wie möglich zu erkunden. Während der erste Abschnitt noch recht leicht über flache Felsen und Wassertiefen führte, musste schon bald brusthohes Wasser durchwatet und später sogar durchschwommen werden. Im oberen Abschnitt mussten dann schließlich felsige, mehrere Meter hohe Wände und Wasserfälle erklommen werden. Als es tatsächlich nicht mehr weiter ging, genossen wir einen wunderschönen Ausblick über den State Park. Aufgrund eines sich nähernden Gewitters stiegen wir dann zügig zum Ausgangspunkt hinab.

Botanischer Höhepunkt am oberen Ende des Wasserfalls war die jüngst beschriebene in Minas Gerais endemische Merianthera eburnea R. Goldenb. & Fraga [Renato Goldenberg, Claudio N. de Fraga, André P. Fontana, Antoine N. Nicolas & Fabián A. Michelangeli (2012): Taxonomy and phylogeny of Merianthera (Melastomataceae). Taxon 61(5), 1040-1056]. Ein Beleg der Art findet sich im Jardim Botânico do Rio de Janeiro.

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Weiterhin bemerkenswerte Pflanzenarten:

Cipocereus minensis (Werderm.) Ritter
endemisch in Minas Gerais
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Rechts im Vordergrund die ebenfalls in Mnas Gerais endemnische  Euphorbia sipolisii N.E.Br.

Rechts im Vordergrund die ebenfalls in Mnas Gerais endemische Euphorbia sipolisii
N.E.Br.

Selbst Dr. Radtke ist von der unerwarteten Erscheinung angetan.

Selbst Dr. Radtke ist von der unerwarteten Erscheinung angetan.

Discocactus placentiformis (Lehm.) K.Schum.
endemisch in Minas Gerais
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Syagrus glaucescens Glaz. ex Becc.
endemisch in Minas Gerais
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Und eine weiß blühende Barbacenia-Art, deren Namen wir noch nicht feststellen konnten:
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 Auch fanden sich  zahlreiche Eriocaulaceae im Park.
Paepalanthus spec.

Ein prächtiges Beispiel: Paepalanthus spec.

 

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Auf den Spuren von Spix & Martius stiegen wir am 7. März 2015 auf den Pico do Itambé. Dieser 2052 Meter hohe Berg ist seit langem für seinen Reichtum an Endemiten bekannt, von denen wir eine ganze Reihe von Lucas Coelho de Assis gezeigt und teilweise auch mit Hilfe von Carlos Alberto Ferreira Junior vom Botanischen Garten in Belo Horizonte benannt bekamen.

Diamantina mit dem Pico do Itambé im Hintergrund

Diamantina mit dem Pico do Itambé im Hintergrund

Auguste de St. Hilaire sammelte 1816 am Pico do Itambé einen Beleg von Dyckia sordida, dessen Isotypus im Herbarium von Paris liegt.

(Nicht zu verwechseln mit Étienne Geoffroy Saint-Hilaire (* 15. April 1772 in Étampes; † 19. Juni 1844 in Paris), Zoologe. Die Säugetierarten Callithrix geoffroyi, Inia geoffrensis, Ateles geoffroyi, Nyctophilus geoffroyi, Anoura geoffroyi, Dasyurus geoffroyi und Leopardus geoffroyi sind nach Étienne Geoffroy Saint-Hilaire benannt. Ebenso die Vogelarten Schistes geoffroyi, Neomorphus geoffroyi und Geoffroyus geoffroyi.)

Fuchsia regia (Vell.) Munz

Mit Gruß an den Botanischen Garten der Universität Tübingen, der eine artenreiche Sammlung von Fuchsia-Arten aufweist. Die Gattung wurde nach Leonhart Fuchs (* 17. Januar 1501 in Wemding; † 10. Mai 1566 in Tübingen) benannt, der die Gattung nie selbst sah.

Fuchsia regia, mit Gruß an den Botanischen Garten der Universität Tübingen, der eine artenreiche Sammlung von Fuchsia-Arten aufweist. Die Gattung wurde nach Leonhart Fuchs (1501-1566) benannt, der die Gattung nie selbst sah.

Lavoisiera itambana Mart. & Schrank ex DC., endemisch am Pico do Itambé

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Hoffmannseggella itambana (Pabst) V.P.Castro & Chiron

Endemit in Minas Gerais
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homotípico Cattleya itambana (Pabst) Van den Berg
homotípico Sophronitis itambana (Pabst) C.Berg & M.W.Chase

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 Sinningia magnifica (Otto & A.Dietr.) Wiehler
endemisch im Südosten Brasiliens

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Epidendrum xanthinum Lindl.
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Vellozia metzgerae L.B.Sm.
Endemit in Minas Gerais
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Lobelia fistulosa Vell.
Endemit in Südostbrasilien
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Wir konnten den Grünmaskenkolibri (Hyacinth Visorbearer, Augastes scutatus) und den Blauen Gabelschwanzkolibri (Swallow-tailed Hummingbird, Eupetomena macroura) beobachten:
Eupetomena macroura

Eupetomena macroura

 

 

Augastes scutatus

Augastes scutatus

Beim Rückweg wurde noch eine Schlange entdeckt, die nach schlechten Fotos von Marco und Manuel durch Lucas und seine Freunde Carlos Castro und Tiágo Lima eindeutig als Bothrops neuwiedi (WAGLER, 1824), benannt nach Prinz Maximilian Alexander Philipp zu Wied-Neuwied, bestimmt wurde:

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Lucas verschickt Fotos an seine Kollegen, die umgehend Arten aller Gruppen bestimmen helfen.

Lucas verschickt Fotos an seine Kollegen, die umgehend Arten aller Gruppen bestimmen helfen.

Rast beim Aufstieg, Aufstieg und Gipfelfoto

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Material für die Befestigung des Weges

Material für die Befestigung des Weges

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Die legendäre Mulattin Chica da Silva stammte aus einem Bergort in Minas Gerais und war die Geliebte des verheirateten Unternehmers und Ortsvorstehers von Diamantina, João Fernandes de Oliveira. Er hatte die junge Sklavin mitsamt ihren beiden Kindern um 1750 gekauft. Oliveira verfiel ihr dermaßen, dass er ihr nach und nach jeden Wunsch erfüllte: er baute ihr einen Palast mit einem künstlichen See,
Lustgärten mit Springbrunnen und ein Theater. Da er seit 1744 Monopolist über die Diamantenminen von Diamantina war, besaß er die Macht und das entsprechende Vermögen.
Chica da Silva trug wie eine Prinzessin eines europäischen Königshauses höfische Kleidung und wurde in einer Sänfte durch die Gassen Diamantinas getragen. Für die höhergestellten Damen war es eine Schmach, dass sie dieser emporgekommenen Mulattin beim Kirchgang die Hand küssen mussten. Chica ließ pompöse Feste ausrichten, zu denen sie Schauspieler, Musiker und Schriftsteller einlud. Ihr Einfluss wuchs von Jahr zu Jahr. Durch ihre Stellung und Machtposition erreichte sie nicht nur die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Sklaven, sondern oftmals auch deren Freilassung. Sie starb 1797 und hinterließ de Oliveira 10 Kinder.
Der Palast der Kurtisane wurde später eingerissen und der See zugeschüttet. Als braune Barockfürstin blieb aber Chica da Silva in Diamantina und Minas Gerais unvergessen.

Das Geburtshaus von Chica da Silva

Tafel am Geburtshaus von Chica da Silva

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Das Geburtshaus von Chica da Silva

(Aus Brasilien ReiseKnowHow, Schmidt-Ferreira, der uns wiederholt am Federsee bei der Brasiliennachbesprechung besucht hat)

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Exkurs Fussball-WM: Nachwehen

Die Fussball-WM 2014 ist in Brasilien noch nicht vergessen. Aber dass jetzt das passiert, was Kritiker vorausgesagt hatten, ist doch erstaunlich:

485 Mio teures WM-Stadion wird zum Bus-Depot

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In der Nähe von Diamantina führte uns unser Lehrbeauftragter Lucas Coelho de Assis zu einer Stelle, an der sich Felsen- oder Berg-Meerschweinchen (Kerodon rupestris) und die Echse Tropidurus torquatus in einer felsigen Landschaft begegnen, beides Arten, die ebenfalls von Prinz Maximilian Alexander Philipp zu Wied-Neuwied beschrieben worden sind. Ein älterer, dort in einer kleinen Hütte lebender Mann namens Laerte ist anders als seine Nachbarn so von den Meerschweinchen begeistert, dass er sie mit Mangos und Guaven füttert und sie sich aber fluchtbereit der Hütte nähern.

DSC06480_20150306_MKoltzenburg P1030287_Esther_Baeuerle IMG_8397_Kaczmarek Felsenmeerschweinchen (Kerodon rupestris)

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Kerodon_1 Kerodon_2

Tropidurus_1 Tropidurus_2

Aus: Abbildungen zur Naturgeschichte Brasiliens. Herausgegeben von Maximilian, Prinzen von Wied-Neuwied Published 1822 by im Verlage des Grossherzogl. Sächs. priv. Landes-Industrie-Comptoirs in Weimar.

„Das Sammeln von Reptilien ist für den Reisenden das unbequemste, beschwerlichste Geschäft. Nur in wenigen Gegenden erhält man starken reinen Branntwein, wiewohl man schlechten an allen bewohnten Orten antrifft. Das gewöhnliche Agoa ardente de Canna (=Zuckerrohrschnaps) ist sehr schwach, und muß in den Flaschen, welche man mit Reptilien anfüllt oft erneuert werden, wenn sich diese conserviren sollen. Weit besser dient in diesem Falle der stärkere brasilianische Branntwein (Cachassa). Eine Hauptbeschwerde ist indessen der Mangel an tauglichen Gefäßen; man kann also nur kleine Thiere, besonders dünne Schlangen in Weinbouteillen setzten.“
(Aus Wied´s Reisebeschreibungen)

Ein Nachkomme von Prinz Maximilian Alexander Philipp zu Wied-Neuwied hält zwei Individuen von Tropidurus torquatus in der Hand:

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Nach  zwei Nachtflügen erreichten wir planmäßig Belo Horizonte, von wo aus wir mit zwei Kleinbussen nach Diamantina fuhren. Wir richten uns mal wieder im Netz ein und bemühen uns, endlich interessante Neuigkeiten mitzuteilen.

Sonnenaufgang über São Paulo

Sonnenaufgang über São Paulo

Die Ankunft in Diamantina wurde von einem Gewitterregen begleitet, der die steilen Pflaster-Straßen des Ortes in reißende Bäche verwandelte.

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Anschließend brach einer der beiden Transporter beim Parken mit einem Hinterrad in eine untergespülte Betonplatte ein, aus dem er mit einem Abschleppkran wieder herausgezogen werden musste. Außer ein paar kleinen Kratzern am Lack war nichts passiert…

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Aus Verzweiflung, Heimweh oder einfach weil er nicht lesen konnte oder wollte, biss ein Teilnehmer der Exkursion – der Name sei hier aus Pietätsgründen verschwiegen – in Erwartung eines süßen Bissens in ein Stück Seife.

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Tagsüber oder abends ohne Regen erscheint die Stadt, deren Zentrum in die Liste der UNESCO-Welterbestätten aufgenommen wurde, deutlich freundlicher.

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Abends erschien ein Weißohr-Opossum (Didelphis albiventris) in der Pension.

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Nach der mehrtägigen Fahrt von Aquidauana über den Rio Negro erreichten wir am 3.3. die Pousada Sta. Clara.

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Nach letzten Pantanal-typischen Aktivitäten brachen wir am Abend des 4.3. zum Flughafen nach Campo Grande auf. Der Internetzugang war  uns eine Zeitlang versperrt. Der Zeitungsartikel im hiesigen „Pantaneiro“ war inzwischen erschienen.

Pantaneiro-Artikel

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Bei der Rückfahrt aus dem Pantanal lief uns eine prächtige Köhler-Schildkröte (Chelonoides carbonaria) über den Weg.

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