Rio Cristalino: Das Knurren des Motorbootes
Nachdem die Sonne in Rio Cristalino untergegangen ist, verspeisen einige Studierende ihren Nachtisch zügig, um eine Nachttour in den Dschungel zu starten. Hierbei wurden die Pfade, die bei den Wanderungen am Tag abgelaufen wurden, noch einmal im Dunkeln aufgesucht. Ziel dabei war es seltene Tiere wie den Tapir oder eine Kleinkatze zu entdecken, die sich uns bei Sonnenlicht nicht zeigten. Der Schein der Stirnlampe lockte einige Fledermäuse an und der Klang der Zikaden und Frösche füllte den Dschungel in einem Konzert unter dem Sternenhimmel.
Uns offenbarte sich die Schönheit des Dschungels bei Dunkelheit und es zeigte sich eine Vielzahl von Insekten, die sich am Tag vor der Sonne versteckten. Dabei entdeckten wir Gottesanbeterinnen, sich paarende Motten und Spinnen und eine Geißelspinne. Aber auch Amphibien wie Frösche und Kröten mit „Hörnern“, sowie Reptilien wie ein Gecko am Spieß, der uns auch in darauffolgenden Nächten am selben Ast auffiel. In Erstaunen versetzte uns bereits bei der ersten Nachttour eine über einen Meter lange prächtig gefärbte Schlange (Red amazonian snake). Diese schlängelte sich am Pfad endlang auf uns zu und brachte uns dazu, wie angewurzelt stehen zu bleiben, um sie zu betrachten, bis sie auf einen umgefallenen Baumstamm zuschlängelte und im Gehölz verschwand. In darauffolgenden Nächten wurden Frösche sowie auch Skorpione an Baumstämmen entdeckt, leuchtende Termitenhügel (vgl. Bericht von 2013) betrachtet und das Stimmkonzert der Nacht wurde in der Dunkelheit genossen. Die Erfahrungen der Nachttouren weckten unser Interesse, sodass wir uns jede Nacht vom Dschungel angezogen fühlten und sobald die anderen Gruppenmitglieder die Betten aufsuchten, begaben wir uns auf neue Abenteuer in die Natur.
In der letzten Nacht am Rio Cristalino unternehmen wir noch eine letzte hoffnungsvolle Tour, dieses mal einen uns im Dunkeln unbekannten Weg am Fluss entlang. Nachdem wir die bereits üblichen Insekten, Amphibien und Frösche betrachteten, wurden Geräusche aus dem Dschungel wahrgenommen, die ein größeres Tier vermuten ließen. Neugier und Angst mischten sich und das Geraschel kam immer näher, bis auch das Geklackere von Pekarizähnen zu hören war und uns zum Rückzug bewog. Auf dem Weg am Fluss entlang unfern der Pekari-Geräusche und mit erhöhtem Adrenalinpegel versetzte uns das plötzliche Knurren des Jaguars in Aufregung. Nach dem hektischen Leuchten in den Dschungel und Fluss stellte sich schnell heraus, dass es sich hierbei nur um das Starten eines Motorbootes im Fluss handelte.
Geißelspinne (Amblypygi)
Sich paarende Motten
Gecko am Spieß
Gottesanbeterin
Pantanal: Zwischen Rinderherden und Stacheldrahtzaun
Nach Bewundern des Sternenhimmels in Pantanal begaben wir uns erneut auf eine Nachttour, in der Hoffnung einen Ameisenbären zu sehen. Hierfür mussten wir an einer Herde Nelore-Rinder vorbei, die wir unbeabsichtigt aufscheuchten und die panisch durch ein Wasserloch davon galoppierten. Als nächste Hürde überquerten wir einen Stacheldrahtzaun, wobei sich eine Studentin eine bleibende Erinnerung holte. Im Licht der Stirnlampe begleitete uns die reflektierenden Augen der Füchse, Kaimane und Hirsche. Im Sand entdeckten wir eine handteller-große Skorpionsspinne, welche uns durch ihr komisches Aussehen zwischen Spinne und Skorpion verwirrte. Ein treuer Begleiter durch die Nachtwanderungen im Pantanal war die Nachtschwalbe, ihre reflektierenden Augen ließen uns mehrfach auf neue Tiere hoffen, bis sie dann in die Lüfte aufstieg.
Nachtschwalbe: Rufous nightjar (Caprimulgus rufus)
Geißelskorpion (Amblypygi)
Kloster Caraça: Verwechslung bei der Mähnenwolf-Fütterung: Mäppchen statt Banane?
In der ersten Nacht wurde bereits mit dem Biologen Lucas eine Nachtwanderung unternommen, auf der eine kleine Gruppe Füchse sowie der Mähnenwolf (Chrysocyon brachyurus) gesichtet wurde. In der zweiten Nacht lauschten wir dem Konzert der Hammerfrösche am Teich und sahen eine Gruppe von Füchsen, die den Parkplatz aufsuchten. Eine überraschende Sichtung zeigte sich uns auf dem Heimweg vom Kloster zu den Unterkünften. Hierbei handelte es sich um eine kleine Schlange namens Oxyrhopus rhombifer.
In der letzten Nacht, als alle Studierenden den Mähnenwolf bereits mehrfach bei der Fütterung gesehen hatten und die Betten aufsuchten, blieben wir mit Lucas noch länger bei Popcorn und Zitronentee auf der Terrasse in Hoffnung auf noch bessere Bilder. Hierbei wurden wir Zeuge, wie der Mähnenwolf mit Bananen gefüttert wurde und diese beinahe aus der Hand fraß. Das Tier traute sich bis zu den Treppenstufen, auf denen wir saßen und verwechselte ein dort liegendes Schreibmäppchen mit einer Banane. Auffällig war außerdem, dass der Mähnenwolf sich sehr elegant im Passgang bewegte, während er uns entgegen auf die Futterschale zulief.
Serra Bonita: Trockene Spinnen statt feuchter Frösche
Auch in der Serra Bonita gab es die Möglichkeit, nachts in den Dschungel zu gehen. Hier folgten wir dem Biologen Mirko auf der Suche nach Giftschlangen und Fröschen in den Wald. Aufgrund der hohen Trockenheit entdeckten wir leider keine Schlange und nur einen Direktentwickler-Frosch. Aber auffällig war eine hohe Anzahl verschiedenster Spinnen. So entdeckten wir bereits zu Beginn eine Vogelspinne ohne Beine, die bei lebendigem Leibe von Ameisen verspeist wurde. Kurz darauf sahen wir eine auffällig helle Spinne sowie eine Spinne mit einem in Aufsicht fast quadratischen Leib. Gegen Ende unserer Tour bemerkten wir noch eine recht große Vogelspinne, die direkt neben uns auf einem Baum saß und sich von der vorbeilaufenden Gruppe nicht stören ließ.
Haddadus binotatus
Eine Vogelspinne wird von Ameisen gefressen
Text: Laura W., Helene E., Fotos: Helene E., Laura W., Micha K.
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