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Posts Tagged ‘Friedrich Freiherr von Hoyningen Huene’

Am 15.4.2013 wäre Irmela von Hoyningen-Huene 100 Jahre alt geworden. Kurz nach ihrem 99. Geburtstag war sie 2012 sanft entschlafen. Am Montag, dem 8.4., fanden sich die TeilnehmerInnen des 11. Geoökologischen Gelände-Praktikums in São Pedro do Sul im paläontologischen Museum Walter Ilha ein. Die Stadt hatte eine Gedenkfeier für „Dona Irmela“ vorbereitet.

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Das historische Museum Fernando Ferrari und das paläontologische Museum Walter Ilha befinden sich in São Pedro do Sul unter einem Dach.

Die Museumsdirektorin wurde von der Kulturreferentin der Stadt begleitet, diese wiederum vom Lokalradio Rádio Municipal São Pedrense. In einem Live-Interview äußerte sich Dr. Rainer Radtke zu den Hintergründen der Feierlichkeit.

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São Pedro do Sul, eine Stadt mitten im Herzen von Rio Grande do Sul, blickt auf eine lange Verbindung mit Tübingen zurück. 1928 kam Friedrich Freiherr von Hoyningen-Huene, Professor für Paläontologie der Universität Tübingen, mit seinem Assistenten Rudolf Stahlecker hierher in die sprichwörtliche Pampa Südbrasiliens, unweit der Grenzen nach Argentinien und Uruguay. Ergebnis ihrer neunmonatigen Grabungen waren zwei Saurier: Chiniquodon theotonicus, ein räuberisch lebender dicynodonter Saurier und Stahleckeria potens, ein grasfressender Dicynodont. Beide Tiere sind seit den 1930er Jahren im Therapsidensaal des Paläontologischen Instituts zu sehen.

Radtke und sein Kollege Ebner hatten für die anwesende Taisnara Fragoso eine Überraschung dabei. Taisnaras Urgroßvater Theutonico hatte von Huene tatkräftig unterstützt, so dass von Huene den einen Fund nach ihm benannte. Die Urenkelin erhielt ein Foto des Chiniquodon theotonicus aus Tübingen fürs Familienarchiv. In einem Dokumentarfilm über von Huene aus dem Jahr 2012 war sie eine der Hauptakteurinnen.

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Die Urenkelin von „seu Theutonico“ mit dem Foto des nach ihrem Urgroßvater benannten Sauriers.

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Chiniquodon theotonicus (mit Dank an Philipe Havlik)

2011 war Claudio Einloft erstmals nach Tübingen gekommen, um die Stahleckeria zu sehen. Kurz nach der Ausgrabung der Saurier durch von Huene hatte Einlofts Großvater die Ländereien erworben, die bis heute in seinem Besitz sind. In Tübingen kam es zur Begegnung mit der damals 98-jährigen Irmela, der letzten lebenden Tochter des Freiherrn. Trotz ihres hohen Alters waren ihr die Erzählungen ihres Großvaters über Brasilien im Detail präsent. Sie, die mit rund 70 Jahren eine künstlerische Richtung einschlug, fertigte im Anschluss an das deutsch-brasilianische Zusammentreffen zwei Zeichnungen an mit dem Titel: „In Erinnerung an die Ausgrabungen meines Vaters in Brasilien 1928/29“.

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Beide Zeichnungen konnte Radtke im Januar 2012 dem Museum übergeben. Nun, am 21.4.2013, erscheinen sie ebenso im Werksverzeichnis der Künstlerin.

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Claudio Einloft mit der früheren Museumsdirektorin Tiana Cabral. Im Hintergrund ein Poster mit der „Tübinger“ Stahleckeria potens.

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Im Anschluss wurde Irmela von Hoyningen-Huenes gedacht.

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Wertschätzung der künstlerischen Werke von Irmela von Hoyningen-Huene durch die Gemeinde São Pedro do Sul. (Entwurf: Janete Dalla Costa, Direktorin des Museums)

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Der Bürgermeister der Stadt bedankt sich bei Radtke, dass er die Stadt erneut aufsucht und gedenkt des 100. Geburtstags von Irmela von Hoyningen-Huene.

Am Nachmittag führte Einloft die PraktikumsteilnehmerInnen aus Tübingen nach São Lucas und Chiniquá zu den Originalfundstätten der beiden Saurier.

Fundstelle

Fundstätte

In der „Sanga da árvore“ hatte von Huene die Stahleckeria ausgegraben, wo früher ein Baum (árvore) stand, heute findet man zwei Büsche vor (links im Bild).

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Erläuterungen an diesem wissenschaftshistorisch bedeutenden Ort in Chiniquá.

Wenig weit entfernt liegt in São Lucas der Fundort des Chiniquodon. Von Huene hatte erste Knochen von hier in Tübingen erhalten, was ihn bewog, seine Expedition hierher zu führen.

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Originalfundort von Chiniquodon an der RS 287, die Porto Alegre mit Uruguiana an der Grenze nach Argentinien verbindet.

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Der Tag klang ortstypisch mit einem Churrasco auf Einlofts Anwesen aus (Foto: Einloft mit angemessenem Fleischspieß).

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Das während des Tages Erlebte und Erfahrene wurde beim Churrasco reflektiert.

RR

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