Feeds:
Beiträge
Kommentare

Archive for 2. März 2019

Wir haben eine weite Strecke zurück gelegt. Vom Bundesstaat Minas Gerais ausgehend ging es zu Luft, Land und Wasser an den Rio Cristalino im Bundesstaat Mato Grosso. Dort, hunderte Kilometer entfernt in nordwestlicher Richtung, lag unsere nächste Unterkunft wieder in einem Schutzgebiet, die Cristalino Lodge. Dieses private Schutzgebiet nahe der Stadt Alta Floresta umfasst 11.399 ha unberührten Regenwald, wessen Schutzstatus auch in Zukunft nie aufgehoben werden kann.

Ordnungsgemäß empfing uns der Regenwald ab dem Rio Teles Pires mit einem tropischen Regenschauer, der sich und uns gewaschen hat.

Wer fälschlicherweise ohne Regenschirm aus dem Haus geht wird gegebenenfalls nass.

Bei Dunkelheit machten wir uns am ersten Abend auf die Suche nach Tieren am Fluss. Dabei fanden wir verschiedene Arten von Fischen, eine Fledermaus, Spinnen und leider auch zahlreiche Moskitos, die sich über unser Blut zum Abendessen freuten. Der Rio Cristalino ist mit seinen 114 km ein kleinerer Seitenfluss am südlichen Rand des Amazonas-Bioms. Sein Wasser ist relativ klar. An seiner Mündung in den Teles Pires konnten wir deutlich einen Farbunterschied der beiden Gewässer erkennen, der dunkle Rio Cristalino trifft hier auf den hellen Teles Pires.

Zum Teil brachen wir bereits um 5 Uhr morgens zu Tierbeobachtungen auf. Umgeben von Regenwald auf 50 Meter hohen Aussichtstürmen und auf unseren kleinen Wanderungen durch das Gebiet sahen wir diverse Vogelarten wie Weißbrusttukane (Ramphastos tucanus) und Parastirnvögel (Psarocolius bifasciatus). Weißwangenklammeraffen (Ateles marginatus) und Spix-Brüllaffen (Alouatta discolor) kreuzten ebenfalls unsere Wege.

Ramphastos tucanus (Linnaeus, 1758)

Psarocolius bifasciatus (Spix, 1824)

Psarocolius bifasciatus

Ateles marginatus (E. Geoffroy, 1809)

Eine seltene Sichtung gelang im Morgengrauen des ersten Tages vom 50 Meter hohen Aussichtsturm. Grüße an Jenny.

Die Touren am Cristalino wurden von den erfahrenen Guides geleitet. Alfredo, der einige Wochen lang mit Ureinwohnern zusammen lebte und von ihnen lernte, fühlt sich in diesem Wald wie zu Hause. Er spricht Deutsch und führte uns die letzten Tage durch dieses tropische Labyrinth. Dabei zeigte er uns die botanischen Besonderheiten des Regenwaldes und wie verschiedene Pflanzen als Arzneimittel oder für das tägliche Leben genutzt werden können. Einige Beispiele sind die Chinarinde, der weiße Kakao und der Kautschuk-Baum. Besonders eindrucksvoll war dabei auch der älteste Baum des Waldes, ein mindestens 800 Jahre alter Paranuss-Baum (Bertholletia excelsa).

Alfredo verdeutlicht welches Ausmaß Bäume im Amazonasregenwald erreichen können.

Außerdem begleiteten uns die Guides auf den Bootstouren, wo wir vom Wasser aus weitere Tiere wie Riesenotter (Pteronura brasiliensis), Zickzackreiher (Zebrilus undulatus), Kurzlappen-Schirmvogel (Cephalopterus ornatus) und drei Arten von Eisvögel erspähen konnten. Zu unserer Freude konnten wir eines Morgens ein Azara-Aguti (Dasyprocta azarae) und ein Neunbinden-Gürteltier (Dasypus novemcinctus) sichten.

Pteronura brasiliensis (Gmelin, 1788)

Deutlich zeigte sich in den letzten Tagen die hohe Artenvielfalt dieses Bioms, denn auch ein Kaiman, mehrere Echsen, Pfeilgiftfrösche und Schmetterlinge wie den Doxocopa agathina bekamen wir zu Gesicht.

Ameerega flavopicta am Serra Trail

Doxocopa agathina (Cramer, 1777)

Campephilus melanoleucos

Abends hielten einige Exkursionsteilnehmer Vorträge zu Tukanen, Harpyien, Aras, Pfeilgiftfröschen und dem Entwaldungsgürtel. Am letzten Abend erzählte uns Vitória Da Riva Carvalho, die Besitzerin des Schutzgebietes, mehr über das ganze Projekt und die Historie dahinter. Zu später Stunde zeigte sich dann auch die erste große Schlange, eine Hundskopfboa (Corallus hortulanus).

Corallus hortulanus

Nach dem letzten Mittagessen hieß es Abschied nehmen von diesem schönen Ort. Wir hatten vier einzigartige Tage hier verbracht. Und so gingen wir schließlich, wie wir kamen, indem wir ein letztes Mal mit den Motorbooten den Rio Cristalino hinunter fuhren.

Abreise der Gruppe vom Cristalino

Read Full Post »