Um einen Blick auf die Goldenen Löwenäffchen (Leontopithecus rosalia) oder auf Portugiesisch Mico-leão-dourado, eine der bekanntesten Vorzeigearten Brasiliens, zu erhaschen, machten wir uns früh morgens auf den Weg in das Naturschutzgebiet der Associação Mico-leão-dourado (AMLD). Durch Sender, mit denen die Alphatiere der einzelnen Gruppen von den Rangern der Organisation ausgestattet werden, war es uns ein Leichtes die kleinen Krallenaffen ausfindig zu machen.
Auf den ersten Blick fiel auf: die Affen leben in Verbänden mit dem eigentlich nicht einheimischen Weißbüschelaffen (Callithrix jacchus). Dieser wurde im vergangenen Jahrhundert wegen ihres süßen Aussehens als Haustier aus dem Norden Brasiliens eingeführt und verdrängen die einheimischen Löwenäffchen, da sie die gleiche ökologischen Nische haben.
Ziel der AMLD ist es, seit ihrem fast 30-jährigen Bestehen, ein 25.000 ha großes, nicht fragmentiertes Habitat für die Affen zu kreieren, auf dem 2.500 Individuen Platz finden sollen. Denn das Hauptrisiko für die stark bedrohte Art ist die Degradation und vor allem Fragmentierung des Habitats im Atlantischen Regenwald nordöstlich der Stadt Rio de Janeiro, die zu Inzuchtdepressionen in den Einzelpopulationen führen kann. Dies soll unter anderem durch Bildung von grünen Korridoren vermieden werden, die die einzelnen Habitatfragmente untereinander verbinden. So wird im Moment an einer Brücke gebaut, die später bepflanzt werden und so eine Überquerungsmöglichkeit über die Bundesstraße BR101 für die Primaten bieten soll. Neben den vielen einheimischen Arten wurden auch andere Arten angepflanzt, mit dem Ziel die Bodenqualität zu verbessern.
An anderer Stelle hat das bereits gut funktioniert: seit 17 Jahren besteht ein Korridor, der eine Fazenda mit einem großen angrenzenden Waldstück verbindet. Der Korridor wurde von den Tieren gut angenommen und trägt zum Austausch verschiedener Gruppen bei.
Außerdem wird durch die Mitarbeiter der AMLD großflächig Brach- und Weideland renaturiert, indem sie dieses mit einheimischen Arten, die die Goldenen Löwenäffchen als Lebensraum präferieren, wieder bepflanzen. Das Land für dieses Vorhaben erhält die Organisation vor allem durch Spenden vom Staat und von NGOs. Populationen vor Ort wurden durch das Einbringen von in Zoos gezüchteten Individuen gestärkt und so die genetische Vielfalt erhöht.
Unser Jahrgang war der erste, der das neue Forschungs- und Tourismuscenter der AMLD bestaunen durfte, welches dieses Jahr eingeweiht wurde. Auf dem ehemaligen Farmgelände entstand in den letzten Jahren eine Station für die Mitarbeiter aus dem biologischen wie journalistischen Bereich und ein Empfangszentrum für interessierte Besucher. Um den Erhalt dieser Art zu gewährleisten, will die AMLD in Zukunft die einheimische Bevölkerung erreichen. Sie erhoffen sich dadurch in Zukunft mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung zu erhalten. In dem geplanten Straßencafé soll über die Tiere informiert werden.
Die Organisation hat seit ihrer Gründung viel erreicht. Während die Population anfangs nur noch etwa 200 Tieren umfasste, so waren es im Jahr 2014 bereits wieder 3.700 Individuen. Tragischerweise setzte die Gelbfieberepidemie im Jahre 2017 den Primaten sehr zu. Nur 68% der Affen überlebten den Ausbruch der Krankheit. Glücklicherweise konnte die Population sich seitdem wieder erholen. Wir bedanken uns bei der AMLD für die spannenden Einblicke in ihre Arbeit und verfolgen die Entwicklungen in Zukunft gespannt!
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