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Posts Tagged ‘Ameerega flavopicta’

Nachdem der erste Anlauf auf den Serra-Trail buchstäblich zum Wassertreten wurde, haben wir uns für einen zweiten Tag besseres Wetter ausgesucht.

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Weiß jemand mehr über diese Pflanzengalle?

Mimikry

Ameerega flavopicta

Zigzag-Heron (Zebrilus undulatus) auf dem Nest

White-banded Swallow (Atticora fasciata)

Bat Falcon (Falco rufigularis)

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Nach einer trockenen Nacht, in der uns morgens um 3:45 ein Brüllaffe geweckt hatte, brachen wir per Boot zum Serra Trail auf. Mit dem Moment des Anlegens fing wieder kräftiger Regen an, der uns buchstäblich den Regen in die Schuhe trieb. Trotzdem fanden wir Wilde Ananas, den Pfeilgiftfrosch Ameerega flavopicta, Nachtschwalben,

den mit den Stinkmorcheln verwandten Pilz Staheliomyces cinctus

und viele andere Arten, die wir kameraschonend leider nicht fotografieren konnten…

Capybara oder Wasserschwein (Hydrochoerus hydrochaeris)

Ein großer Greifvogel trägt im Flug mit seinen Fängen einen Affen über der Lodge in Richtung Rio Teles Pires… Leider hatte für diesen nur Sekunden dauernden Moment niemand eine Kamera zur Hand.

Das hier suchen wir allerdings noch.

Am Rio Teles Pires

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In der Zwischenzeit geht der Aufenthalt von Jonas am Rio Cristalino zu Ende:

Nach nun etwas über zwei Monaten und über 350 Stunden reiner Feldarbeit wird es Zeit, ein vorläufiges Fazit zu ziehen. Es sind zwar noch nicht alle Daten restlos ausgewertet, doch gibt es klar zu erkennende Ergebnisse. In der Anfangszeit, als ich mich plötzlich ganz alleine, ohne Guide und ohne Exkursionsgruppe in dem unendlich erscheinenden Wald wiederfand, mit fremden Gerüchen, Geräuschen, Pflanzen und Tieren, war mir schon ab und zu mulmig im Bauch. Die Feldarbeit war nicht immer leicht. Ich bin teilweise physisch und psychisch stark gefordert worden, sei dies durch eine Gruppe Pekaris, die mich mit wildem Aufeinanderschlagen der Zähne am Weitergehen hinderten oder von einer 1,5 m langen Schlange, die ich übersehen hatte und die dann laut fauchend hinter mir ins Dickicht flüchtete. Ich musste lernen, während der Geländearbeit mit einigen Frustrationen umzugehen, zum Beispiel damit, dass ich nach drei Wochen täglicher Suche zu allen Tageszeiten immer noch keinen Adelphobates galactonotus zu Gesicht bekommen hatte. An manchen Tagen fiel mir das Aufstehen ganz schön schwer, doch die Forschungsfreude, endlich den heiß begehrten gelben Frosch zu finden und die unglaublich faszinierende Natur zu erkunden, zog mich förmlich aus dem Bett, noch bevor sich irgend ein Mitarbeiter der Lodge rührte.

um ins Gebiet zu kommen...

um ins Gebiet zu kommen…

Ich erinnere mich noch genau an die Glücksgefühle, die ich hatte, als ich nach 3 Wochen vergeblicher Suche endlich meinen ersten Adelphobates galactonotus gefunden hatte. Der mittägliche Regen war scheinbar gerade abgeklungen, also bestieg ich mein Kanu und begann den Fluss hoch zu paddeln. Auf halber Strecke setzte allerdings erneut ein Regenguss ein und ich hatte keine Chance, mitten auf dem Fluss an meinen Regenschutz zu kommen. Ich biss die Zähne zusammen und paddelte die letzten 15 Minuten den Fluss hinauf. Völlig durchnässt am Ufer angekommen überlegte ich mir, ob ich nicht umkehren und morgen wiederkommen sollte. Ich entschied mich allerdings dagegen und begab mich auf den 3 km langen Trail, der in mein Untersuchungsgebiet führt. Im Untersuchungsgebiet lief ich meine übliche 6 km lange Strecke ab und kroch hier und da ins Unterholz, wo ich einen vermeintlichen Froschruf hörte. Plötzlich zuckte ich zusammen, mitten auf dem Trail saß er, in voller Pracht, mein gelber Frosch, nach dem ich so lange vergebens in jedem Dickicht gesucht hatte. Vergessen die gefühlte Million von Moskitos, vergessen der süßliche Pheromenduft der Schweißbienen, der kiloschwer auf mir zu lasten schien – ich hatte meinen ersten gelben Frosch gesichtet. Er machte keinerlei Anstalten, sich auch nur einen Zentimeter wegzubewegen, wie ein echtes Fotomodell posierte er für ein paar Bilder. Erst als ich versuchte, behutsam seine Unterseite zu begutachten, war ihm das zu viel und mit einem Satz war er unter einem umgekippten Baumstamm verschwunden, von wo er sich nicht mehr herausbewegte. Angespornt durch den ersten Fund folgte ich aufmerksam dem Trail und tatsächlich konnte ich beim Abstieg noch ein Individuum entdecken. Auch dieses Exemplar machte keine Anstalten sich zu verstecken, vielmehr saß es geduckt und regungslos da, in der Hoffnung, mit seiner gelben Färbung inmitten der gelben und braunen Blätter zu verschwinden.

Adelphobates galactonotus

Adelphobates galactonotus

Insgesamt konnte ich 159 Ameerega flavopicta, 52 Ameerega picta und 21 Adelphobates galactonotus finden. Leider gelang es mir in meiner Untersuchungszeit nicht, den „Paranussfrosch“ Adolphobates castaneoticus zu entdecken.

Drei Froscharten

Drei Froscharten

Es gelang mir aber, Video- und Tonaufnahmen rufender Männchen von den beiden Ameerega-Arten zu machen, was meine Suche nach diesen zwei Arten sehr erleichterte, da die Frösche verstummen, sobald sie die Erschütterungen durch sich nähernden Schritte wahrnehmen. Durch das Abspielen der Tonaufnahmen gelang es mir jedoch, die Frösche anzulocken bzw. zum Weitersingen zu bewegen, wodurch ich sie identifizieren und kartieren konnte. Während der Kartierung zeigte sich, dass die höchste Aktivität der Ameerega-Arten am frühen Morgen zwischen 6.30 Uhr und 10 Uhr und am späten Nachmittag zwischen 16 Uhr und 18 Uhr ist.

Die erfolgreichste Zeit, auf Adelphobates galactonotus zu treffen, war stets nach einem heftigen Regenguss oder früh am Morgen, wenn es noch einigermaßen kühl und trocken war.

Das wohl bedeutendste Ergebnis ist, dass es deutliche Unterschiede in der Verbreitung von Ameerega flavopicta und Adelphobates galactonotus gibt zwischen der jetzigen Regenzeit und der Kartierung, die Martin Schlenhardt, ein früherer Praktikant von der Universität Tübingen in der Trockenzeit durchgeführt hat. Die Kartierung und Verbreitung von Ameerega picta, auf der anderen Flussseite, wurde von mir zum ersten Mal durchgeführt und kann deshalb nicht verglichen werden, allerdings liegt die Vermutung nahe, dass es sich um eine ähnliche Verbreitung handeln dürfte.

Das von mir an einer Catena kartierte Relief im Serra-Novo-Gebiet unterscheidet sich leicht von dem im Serra-Gebiet. Die Erhebung im Serra-Novo-Gebiet ist in etwa 40 m höher als das Serra-Gebiet. Nach dem ersten Anstieg im Serra-Novo-Gebiet auf etwa 60 m befindet man sich auf dem ersten relativ flachen Granitplateau, danach folgt etwa 20 Höhenmeter weiter relativ offener Wald. 120 m über dem Fluss schließt sich das zweite Plateau an, wo dann Ameerega picta angetroffen wurden. Beide Untersuchungsgebiete, diesseits und jenseits des Rio Cristalino, weisen ähnliche Vegetationstypen auf. Auf dem trockenen und heißen zweiten Plateau konnte ich häufig dickblättrige oder behaarte Pflanzen finden; dieser Vegetationstyp wird als Campo Rupestre bezeichnet. Häufig auf dem bloßen Fels wachsende Arten, die ich bestimmen konnte, sind Ananas ananassoides, Bromelia balansae, Bomarea edulis, Philodendron acutatum, Clusia wedelliana, Manihot anomala, Anacardium occidentale, Mimosa pudica und zwei Arten aus der Familie der Convolvulaceae sowie mehrere Orchideenarten. Nicht typisch für diesen Vegetationstyp sind Utricularia spec. und Costus scaler, die allerdings durch die großen wassersammelnden Vertiefungen im Fels auch auf dem heißen Plateau wachsen können. Die Häufigkeit von Ananas ananassoides ist im Serra-Novo-Gebiet deutlich geringer als im Serra-Gebiet, dafür ist hier aus der gleichen Familie Bromelia balansae dominanter.

Ananas ananassoides

Ananas ananassoides

Costrus scaler

Costus scaber

Bromelia balansae

Bromelia balansae

Bei den untersuchten Böden lassen sich in drei Hauptbodentypen unterscheiden. In Flussnähe findet man grauen Gleyeboden, der durch das Stauwasser des Flusses gebildet wurde und einen sehr hohen Tonanteil sowie einen stark reduktiven Charakter aufweist. Der Gleyeboden wird mit steigender Höhe durch den „klassischen“ Tropenboden, den Oxisol abgelöst. Der Boden ist orange-rot gefärbt, was auf Eisen- und Aluminiumverbindungen verweist, die durch Jahrhunderte lange Auswaschung der Minerale übrig geblieben sind. Der Boden hat nur eine wenige Zentimeter dicke Streuauflage und im obersten Horizont fast keinen Humusanteil. Die unteren Horizonte haben einen sehr hohen Tonanteil und sind sehr nährstoffarm. Am steilen Anstieg, wenn der Wald langsam niedriger wird und der Unterwuchs zunimmt, sind ziemlich unentwickelte O/C-Böden zu finden. In diesem Boden konnte ich sowohl einen sehr hohen Skelettanteil als auch recht hohen Humusanteil feststellen. Dieser unentwickelte O/C-Boden wird als Leptosol bezeichnet.

Relief

Relief

Die mit dem Datenlogger und dem Pluviometer erfassten Daten zeigen deutliche Unterschiede zwischen der Hochfläche und dem tiefer gelegenen Wald. Auf dem Granitplateau wurden im Schatten Maximaltemperaturen von 45,4°C gemessen, während im Wald nur Maximaltemperaturen von 29,7°C erreicht wurden. Die Tag- und Nacht-Differenz schwankte oben im Untersuchungsgebiet um ca. 23°C, im Wald nur um 11°C. Beim Niederschlag zeigte sich, dass im Wald im Mittel 3 mm weniger Niederschlag den Boden erreichte. Der maximale Niederschlag an einem Tag betrug 69 mm auf dem Plateau, im Wald wurden allerdings nur 49 mm in Bodennähe gemessen. Dies ist insofern von Bedeutung, weil somit auf dem Granitplateau die Vertiefungen schneller mit Regenwasser gefüllt werden und so den Pfeilgiftfröschen als Kaulquappenbecken zu Verfügung stehen.

Mit Wasser gefüllte Vertiefung auf einem Felsplateau

Mit Wasser gefüllte Vertiefung auf einem Felsplateau

Allerdings verursachen die hohen Temperaturen auf dem Granitplateau auch eine schnellere Austrocknung der kleineren Wasseransammlungen; nur die großen Pfützen trockneten während den Tagen ohne Regen nicht aus. Mehrfach konnte ich beobachten, dass die Kaulquappen in den kleinen Pfützen die Austrocknung nicht überlebten. Bei den Kaulquappen in den Bächen und in den großen Wasseransammlungen konnte eine kontinuierliche Entwicklung von kleinen Kaulquappen, über Kaulquappen mit Fußansätzen bis hin zum Jungfrosch beobachtet werden. Die ersten kleinen Jungfrösche fand ich um die Weihnachtszeit. Ich vermute, dass die starken Regengüsse im Oktober das erste Laichen ausgelöst hatten. Die Entwicklungszeit würde dann etwa 2,5 Monate betragen, was sich mit diversen Literaturangaben deckt. Da ich über einen längeren Zeitraum immer wieder kleine Kaulquappen gefunden habe, vermute ich, dass diese Pfeilgiftfrösche mehrmals im Jahr laichen, was auch von anderen Pfeilgiftfroscharten bekannt ist. Allerdings konnte ich die Kaulquappen nicht bestimmen und somit kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden, von welcher Art die Kaulquappen stammen. Auf dem Plateau wurden keine anderen Amphibienarten gefunden. Die Pfeilgiftfrösche fand ich häufig unter Steinplatten nahe den Wasseransammlungen und um diese herum die Jungfrösche; deshalb vermute ich, dass die Kaulquappen von den Pfeilgiftfröschen stammen.

Kaulquappen-.Entwicklung

Kaulquappen-Entwicklung

Das wichtigste Ergebnis ist die Verbreitung der Pfeilgiftfroscharten. Während der Trockenzeit waren Ameerega flavopicta und Adelphobates galactonotus nur in einem schmalen, auf 10 Höhenmeter begrenzten Bereich zu finden.

Verbreitung während der Trockenzeit

Verbreitung während der Trockenzeit

In meiner Kartierung konnte ich Ameerega flavopicta nur im oberen Bereich auf dem Granitplateau vorfinden. Männchen waren dabei meist im umgebenden niedrigen Gebüsch anzutreffen, während die Weibchen sich unter den kleinen abgesprengten Granitplatten befanden. Aus diesen unterschiedlichen Verbreitungen schließe ich auf eine Wanderung von Ameerega flavopicta in der Regenzeit zum Granitplateau, um die Wasseransammlungen für die Kaulquappen zu nutzen. Auf der anderen Flussseite wurde Ameerega picta ebenfalls nur im oberen Bereich des Granitplateaus angetroffen. Für beide Ameerega-Arten ist das Habitat in der Regenzeit klar das offene Granitplateau mit den Wasseransammlungen und dem umgebendem Gebüsch. Die beobachtete ähnliche Verbreitung, ähnliche Lebensweise, ähnliche Färbung und das ähnliches Verhalten bestärkt die Vermutung, dass die beiden Ameerega-Arten sich aus einem gemeinsamen Vorfahren entwickelt haben könnten.

Verbreitung in der Regenzeit

Verbreitung in der Regenzeit

Erstaunlich ist hingegen die Verbreitung von Adelphobates galactonotus, der in der Trockenzeit ebenfalls nur in dem genannten schmalen Bereich zu finden war. Ihn konnte ich hingegen im kompletten Untersuchungsgebiet finden. Adelphobates galactonotus begegnete ich sowohl in unmittelbarer Flussnähe als auch mitten auf dem Plateau oder in den Bereichen dazwischen. Durch den Vergleich der Kartierungen in der Trocken- und Regenzeit kann gezeigt werden, dass Adelphobates galactonotus sich aus dem schmalen, feuchten Trockenzeit-Rückzugsgebiet in der Regenzeit ausbreiten und eine weitaus größere Fläche als Verbreitungsgebiet einnehmen.

Vergleich

Vergleich

Aufgrund dieser Verteilung ist es nicht möglich, das Habitat von Adelphobates galactonotus eindeutig zu charakterisieren oder auf bestimmte biotische oder abiotische Faktoren zurückzuführen. Es ist daher wahrscheinlich, dass Adelphobates galactonotus verschiedene Wasserstellen wie Bäche, Pfützen, am Fluss gelegene Tümpel, aber auch  wassergefüllte Paranusschalen oder Wasseransammlungen in auf dem Boden liegenden Palmblättern für die Kaulquappen nutzt. Meinen Beobachtungen zufolge befanden sich die Fundorte häufig nahe umgestürzter Bäumen oder an Felsblöcken, die Adelphobates galactonotus nachts womöglich als Rückzugsraum dienen; einmal sah ich ein Individuum sogar in einer Baumhöhle.

Die Ergebnisse, Gefühle, Gerüche, Geräusche, die unbeschreiblichen Momente, Erfahrungen und Tierbegegnungen überwiegen bei Weitem jegliche „Mühen“ oder „Entbehrungen“, die ich auf mich nehmen musste. Dieses Forschungspraktikum hat mich um so viele unvergessliche Erfahrungen bereichert und mir die immense Biodiversität vor Augen geführt, dass ich wohl mein ganzes Leben daran denken werde. Es ist mir deshalb umso unbegreiflicher, wie Menschen diese enorme Vielfalt zerstören können und so viele Arten für immer ausgelöscht werden, bevor sie überhaupt von irgendjemanden gesehen oder in der Wissenschaft beschrieben werden konnten. Ich werde nach meiner Rückkehr das Masterstudium in Geoökologie fortsetzen und ich hoffe, mich nach Beendigung meines Studiums für den Artenschutz einsetzen zu können, um meinen Teil dazu beizutragen, diese Vielfalt auch in ferner Zukunft weitmöglichst zu erhalten

Besonders bedanken möchte ich mich bei Dr. Rainer Radtke, Baden-Württembergisches Brasilien-Zentrum der Universität Tübingen, der mit seiner großartigen, 8-wöchigen Brasilienexkursion den Grundstein für mein jetziges Forschungspraktikum gelegt und mir erneut ermöglicht hat, an den Rio Cristalino zurückzukehren, um dieses Forschungspraktikum durchzuführen, wobei er mich in allen Unwegsamkeiten wunderbar unterstützt hat.

Mein herzlichster Dank gilt Frau Vitória da Riva Silva, die mir mit ihrer Gastfreundschaft und Unterstützung die Möglichkeit geboten hat, dass ich dieses Forschungspraktikum am Rio Cristalino überhaupt durchführen konnte.

Schließlich bedanke ich mich beim Universitätsbund Tübingen e. V. und der Hanns-Voith-Stiftung Heidenheim, die mich großzügig finanziell unterstützt und somit zum Gelingen meines Forschungsprojektes beigetragen haben.

Jonas Benner

Jonas präsentiert den TV-Team Frösche

Jonas präsentiert den TV-Team Frösche

Jonas präsentiert den TV-Team Frösche

Jonas präsentiert den TV-Team Frösche

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Am Samstag, 01.12.2013, ist der vierte Praktikant am Rio Cristalino eingetroffen. Jonas Benner, der dieses Jahr an beiden Lehrveranstaltungen in Brasilien teilgenommen hatte, wird über die endemischen Pfeilgiftfrösche am Rio Cristalino arbeiten. Dabei wird er u. a. vergleichend Daten in der Regenzeit (jetzt!) erheben und mit denen, die Martin Schlenhardt in der Trockenzeit erhob, vergleichen. Im Februar werden wir Jonas mit den Exkursionsteilnehmern treffen.

1,   2,   3

Der erste Bericht von Jonas Benner:

Nach insgesamt 51-stündiger Anreise bin ich am Rio Cristalino angekommen. Wo bin ich?

Übersichtskarte

Übersichtskarte

Im Herzen Brasiliens mache ich mich auf die Suche nach Pfeilgiftfröschen. Der 330 km lange Rio Cristalino entspringt in Pará nordöstlich von Alta Floresta und fliesst nahe meines Untersuchungscamps in den Rio Teles Pires. Der Teles Pires fliesst im Norden mit dem Rio Juruena zusammen und bildet ab da den Rio Tapajós. Dieser fliesst bei Santarém in den Amazonas.

Um mich im Untersuchungsgebiet zurechtzufinden, führte mich Fino,  einer der lokalen Guides, den ich seit der Exkursion in 2013 kenne, durch das sich auf östlicher Flussseite befindliche  Untersuchungsgebiet. Dabei konnte ich erste Eindrücke sammeln. Wir  konnten in nur vier Stunden mehrere Individuen von Ameerega flavopicta  finden.

Ameerega flavopicta

Ameerega flavopicta

Ameerega flavopicta

Ameerega flavopicta

Ameerega flavopicta

Ameerega flavopicta

Das Untersuchungsgebiet ist ein großes Granitplateau, das sich 80 m über dem Flussniveau befindet. Die Vegetation auf dem Plateau gleicht eher einer Cerrado-Vegetation und weicht stark vom umgebendem Regenwald ab. In den vielen Vertiefungen im Granit sammelt sich Regenwasser und so bilden sie ideale Laichplätze für Amphibien. Ameerega flavopicta habe ich bisher in großer Zahl auf dem Plateau angetroffen.

Tiefer im Regenwald fand ich viele mit wassergefüllte Paranussschalen, die den wichtigsten Laichplatz für Adelphobates castaneoticus bilden, allerdings konnte ich bisher keine Pfeilgiftfrösche in und um die Schalen herum finden. Ziel ist es zu zeigen, dass die Frösche tatsächlich ihre Kaulquappen auf dem Rücken zur Paranussschale tragen und dort ins Wasser entlassen.

Auf der anderen Flussseite (Westen) gibt es ein ähnliches Gebiet mit einer weiteren Pfeilgiftfroschart, Ameerega picta. A. picta ist in etwa so groß wie Ameerega flavopicta, besiedelt ein vermutlich ähnliches Habitat und weicht nur leicht in der Färbung von A. flavopicta ab. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich früher um die gleiche Art handelte, die allerdings durch den Rio Cristalino als natürliche Barriere getrennt wurde.

Ameerega picta

Ameerega picta

Ameerega picta

Ameerega picta

Ameerega picta

Ameerega picta

Inzwischen habe ich nach dem erwünschten Regen auch Adelphobates galactonotus gefunden:

Adelphobates galactonotus

Adelphobates galactonotus

Um das Gebiet zu erreichen, in dem A. picta vorkommt, werde ich früh morgens mit dem Motorboot flussaufwärts in das Gebiet gebracht, im Schlepptau ein Kajak, meinem Transportmittel für den ca. 45 min dauernden Heimweg flussabwärts.

Ankunft im Gelände

Ankunft im Gelände

In der Frühe, wenn es noch kühler ist und die Frösche aktiver, begehe ich das komplette Gebiet einmal und nehme alle gefundenen Individuen auf. Danach habe ich in den ersten Tagen mit GPS, Höhenmesser und Geologenkompass eine Reliefkarte erstellt. Die darauf folgenden Tage nutze ich, um in die erstellte Reliefkarte Geologie, Hydrologie, Vegetationsunterschiede und durch Anlegen von Bodenprofilen die Bodenveränderung einzutragen.

Bodenprofil

Bodenprofil

Bodenprofil

Bodenprofil

Ich stellte fest, dass das Gebiet sich in ein höheres und ein tiefer gelegenes Plateau gliedert, das durch eine flachgründiges Waldstück verbunden ist.

Nach der ersten Auswertung meiner erhobenen Daten ist festzustellen, dass Ameerega picta nur im höher gelegenen offenen Wald und auf den Granitplateaus anzutreffen ist. Da auf dem bloßen Granit das Wasser
schnell abfließt und nur in den Vertiefungen kleine Pfützen bildet, stellen die kleinen offenen Waldzonen mit flachem Bodenprofil eine vermutlich wichtige Pufferzone für das Wasser dar.

Meine aufgestellte Hypothese konnte ich durch eigene Beobachtungen bestätigen, da es in den letzten drei Tagen nicht geregnet hat und die meisten Pfützen auf dem höheren Plateau ausgetrocknet sind. Über das
tiefer gelegene Plateau fließt dennoch Wasser aus dem mittleren Waldgebiet. Dieser abiotische Faktor stellt vermutlich eine wichtige Überlebensgrundlage für Ameerega picta dar.

Kaulquappen

Kaulquappen

Pfeilgiftfrösche sind sehr „scheu“. Sobald diese die geringste Erschütterung spüren, verstummen sie und sind mit ihrer Größe von etwas über 2 cm fast unmöglich aufzuspüren. Wenn die Pfeilgiftfrösche nicht gerade direkt über die Füße hüpfen, benötige ich viel Geduld, um sie zu auszumachen, was angesicht der Moskitoscharen eine große Herausforderung darstellt.

Ameerega picta, rufend

Ameerega picta, rufend

Es gelang mir, ein männliches Individuum während seiner Rufe zu photographieren und die Rufe aufzunehmen. Mit den aufgenommen Rufen hoffe ich, in den folgenden Tagen Ameerega picta leichter anlocken und damit kartieren zu können.

Auf der Suche nach den Pfeilgiftfröschen im Primärregenwald am Rio Cristalino

Auf der Suche nach den Pfeilgiftfröschen im Primärregenwald am Rio Cristalino

Heimweg nach einem langen Tag

Heimweg nach einem langen Tag

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