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Posts Tagged ‘Eupetomena macroura’

Von der Fazenda Santa Clara waren wir 26 Stunden mit Bussen und Flugzeugen unterwegs, bis wir abends Diamantina erreichten. Zwischendurch konnten wir ein wenig am Flughafen von São Paulo schlafen, wo wir 3 Stunden auf unseren Anschlussflug nach Belo Horizonte warteten.

Auf dem Weg von Belo Horizonte, der Hauptstadt des Bundesstaats Minas Gerais, nach Diamantina machten wir einen Zwischenstopp an der Höhle Gruta do Maquiné. Die Tropfsteinhöhle ist 650 m lang und an ihrer höchsten Stelle 18 m hoch. Sie wurde 1825 von dem damaligen Landbesitzer J. M. Maquiné entdeckt und 1835 durch den dänischen Paläontologen und Botaniker Peter W. Lund erforscht. Er beschäftigte sich mit den 7 Kammern der Höhle, die heute von Besuchern besichtigt werden können. Dabei fand er Skelette heute ausgestorbener Arten und eine Höhlenmalerei, die wahrscheinlich auf einen nomadischen Stamm von vor 5000 – 6000 Jahren zurückgeht. Bekannt ist die Höhle, weil man durch diese Funde nachweisen konnte, dass der moderne Mensch (Homo sapiens sapiens) noch zeitgleich mit der Megafauna (z.B. Riesenfaultier, Riesengürteltier) gelebt hat.

Zur Vorbereitung auf die geführte Tour in die Maquiné Höhle prüften wir unsere Haarnetze

… auf welche anschließend die Bauhelme aufgesetzt wurden.

Auf der Weiterfahrt konnten wir den für Minas Gerais charakteristischen Landschaftstyp, den Cerrado, sehen. Der Cerrado ist eine Savanne, die aus hohem Gras mit vereinzelten niedrigen Bäumen (3 – 9 m) besteht. Er erstreckt sich über eine Fläche so groß wie Alaska im Inland Südost-Brasiliens, bis an die Grenzen zu Bolivien und Paraguay. Das Klima ist halbtrocken mit einer Regenzeit von Oktober bis April. In dieser Zeit fällt der Großteil des Jahresniederschlages, der ungefähr bei 1000-2000 mm/a liegt. Tübingen: 780 mm/a. Während der Trockenzeit erreichen nur die Bäume Bodenwasser, während Gräser und Sträucher vertrocknen. Manche Pflanzen sind in der Lage ihr Chlorophyll nach Austrocknung neu zu bilden. Der Fachbegriff für diese Fähigkeit ist poikilochlorophyll.  Die Böden sind zwar tiefgründig, aber nährstoffarm und sauer, weshalb sie für die landwirtschaftliche Nutzung mit Kalk versetzt und gedüngt werden müssen. Das ist auch der Grund, warum hier natürlicherweise kein flächendeckender Wald vorkommt.

An einigen Stellen wurde großflächig gerodet, um Eukalyptusmonokulturen anzupflanzen. Die Stämme werden für die Cellulosegewinnung genutzt, die dann zum Beispiel in der Papierindustrie weiterverwendet werden. Ursprünglich kommt Eukalyptus aus Australien, Tasmanien und Ost-Indonesien. Die Bäume wachsen sehr schnell und werden aus diesem Grund weltweit in den Tropen und Subtropen als Nutzpflanzen angebaut. Da Eukalyptusblätter und -zweige ätherische Öle enthalten, erhöht die Anpflanzung die Gefahr der Ausbreitung von Waldbränden.

Leider konnten wir nicht wie geplant die nächsten Tage im Nationalpark Sempre-Vivas verbringen, weil die Zufahrtsstraße durch starke Regenfälle nicht passierbar war. Deshalb mussten wir auf ein Alternativprogramm ausweichen. Morgens wanderten wir zu der kleinen Fazenda von Laerte, der die Felsenmeerschweinchen (Kerodon rupestris) nicht wie die meisten anderen Landbesitzer jagt, sondern regelmäßig mit Maisschrot füttert. Die Felsenmeerschweinchen sind durch verdickte Zehenballen und längere Beine an ein Leben in trockenem, felsigem Gelände angepasst. Zu ihren Fressfeinden gehören Pumas und Greifvögel.

Felsenmeerschweinchen (Kerodon rupestris)

Kerodon rupestris mit Tropidurus torquatus

Die Felsvegetation der Region wird dominiert durch Vertreter der Familie der Eriocaulaceae und Velloziaceae. Beide gehören zu den Monokotyledonen, die Eriocaulaceae zur Ordnung der Poales (Süßgrasartige) und die Velloziaceae zu den Pandanales (Schraubenbaumartige).

Actinocephalus polyanthus gehört zu der Familie Eriocaulaceae

Im Anschluss sind wir entlang einer der ältesten Straßen Brasiliens zum Rio Jequitinhonha gefahren. Dort gab uns Uli K. einen Einblick in die bewegte Geschichte der Region: Die ersten Straßen Brasiliens wurden von Rio de Janeiro in das Landesinnere gebaut, um den Abbau von Gold und Diamanten zu fördern. Der Abbau begann in Brasilien zu Anfang des 18. Jahrhunderts und dauert bis heute an. Früher fand der Abbau unter der Führung des portugiesischen Königshauses statt. Es wurden ab 1538 Sklaven aus Afrika nach Brasilien gebracht, um auf Zuckerrohrplantagen zu arbeiten oder um Diamanten abzubauen. Erst 1888 wurde die Sklaverei in Brasilien beendet.

Zwei berühmte deutsche Naturforscher – Johann B. von Spix und Carl F. P. von Martius – kamen auf ihrer Brasilienexpedition auch genau an dieser Brücke vorbei. Die beiden waren 1817 in Erlangen als Teil der österreichischen Brasilienexkursion aufgebrochen und kamen 1820 zurück. Martius (Botaniker) verfasste zahlreiche Bände über die Flora Brasiliens, die noch heute als Grundlage der Erforschung der Botanik Brasiliens dienen. Spix publizierte über die Zoologie durch seinen frühen Tod (1826) jedoch deutlich weniger als von Martius. Bekannt sind seine Vogelbeschreibungen, weshalb man einen kleinen, blauen Ara nach ihm benannte. Der Spix-Ara (Cyanopsitta spixii) ist seit 2000 in der Wildnis ausgestorben, wird jedoch in verschiedenen Projekten gezüchtet. Gelebt hat er wahrscheinlich ausschließlich in den Galeriewäldern in Bahia.

Uli K. erläutert die Geschichte der Estrada Real

Der frühere Goethe-Instituts Bibliothekar Uli K. muss sich danach erstmal ausruhen.

Columbina picui strepitans: Eine von Spix im Jahre 1825 beschriebene Art

Im Anschluss betrachteten wir die Vegetation auf den dunklen Felsen in der Nähe des Flusses, auf denen die Temperatur in der Trockenperiode enorm ansteigt.

Portulaca hirsutissima besitzt starke Behaarung als Anpassung an hohe Temperaturen

Im Nationalreservat Biribiri haben wir uns im Wasserfall Cachoeira da Sentinela abgekühlt.

Ein Gruppenfoto beim Baden am Wasserfall Cachoeira da Sentinela

Nachmittags besichtigten wir Diamantina. Die Stadt liegt 284 km nördlich von Belo Horizonte und wurde im 17. Jahrhundert gegründet, als dort die ersten Diamanten Brasiliens gefunden wurden. Heute hat sie 44.000 Einwohner und eine wunderschöne Altstadt mit Gebäuden in barocker Bauweise, die 1999 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt wurde.

Das Gebäude des Instituto Casa da Glória ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Es wurde 1775 erbaut und zuerst von den Portugiesen, dann von katholischen Nonnen und nun von dem Eschwege Geology Center genutzt. Heute ist es ein Museum über die Geschichte des Hauses und die Geologie der Umgebung. Das Gebäude bietet eine Unterkunft für Forscher und Studenten auf Studienreise an.

Das Casa da Gloria

Von rechts ist ein Portrait von Baron von Eschwege zu sehen, der in den Jahren von 1809 – 1821 in Minas Gerais als Geologe aktiv war.

Eine Auswahl der Mineralien, die im Umfeld von Diamantina gefunden werden konnten im Casa da Gloria besichtigt werden. Das Museum steht unter der Verwaltung der föderalen Universität UFMG von Minas Gerais.

Am nächsten Tag sind wir mit Márcio Lucca, einem Umweltanalysten des ICMbio und ehemaligen Leiter des Nationalparks Sempre-Vivas, in den Ort Mendanha gefahren.

Auf dem Weg fand Lucas einen Großen Ameisenbär (Myrmecophaga tridactyla), der durch eine Kollision mit einem Auto verstorben ist. Diese Tiere ernähren sich vorwiegend von Ameisen und Termiten (35.000 täglich) worauf sie durch ihre lange Zunge (bis 60 cm) und Schnauze und je eine 10 cm lange Kralle an den Vorderpfoten angepasst sind. Sie kommen in Mittel- und Südamerika vor und bewohnen vor allem die Savanne, aber auch Wälder und Sumpflandschaften. Leider fallen sie häufig Verkehrsunfällen zum Opfer, weil ihre Augen nachts nicht reflektieren und sie nicht schnell genug laufen können, um Fahrzeugen auszuweichen.

Auf diese Weise wollten wir dem Großen Ameisenbären nicht begegnen.

Aus Zeitmangel konnten wir den 20 km langen Wanderweg (Camino des escravos) nicht komplett begehen, weshalb wir vom Ende des Weges einige Kilometer zu einem Wasserfall gelaufen sind. Der Weg wurde von Sklaven gebaut und zur Befestigung mit Steinen ausgelegt. Heute fehlen viele der Steine, weil sie von den Anwohnern für eigene Baumaßnahmen benutzt wurden.

Der Rio Jequitinonha in Mendonha bei Diamantina, wo der Caminho dos Escravos von Diamantina aus endet.

Als der Regen sich verzog, konnte ein Teil der Gruppe verschiedene Arten von Kolibris (Trochilidae) an einer Lichtung beobachten. Kolibris kommen fast in ganz Amerika, aber vorwiegend im tropischen Teil vor. Sie ernähren sich hauptsächlich von Blütennektar, fangen aber auch Insekten und Spinnen als Eiweißquelle. Ihre Körperlänge samt Schnabel variiert zwischen 5 cm und 25 cm, die Schnabelformen sind jeweils an einen Blütentyp angepasst. Die Zunge ist lang und an der Spitze gespalten, um den Nektar aufnehmen zu können. Die schillernde Farbe des Gefieders – meistens an Kopf, Kehle oder Brust – entsteht durch Interferenz. Die Federn haben mehrere dünne Hornlamellen, die das Licht durch ihre leicht versetzte Position unterschiedlich reflektieren. Der berühmte Schwirrflug zeichnet sich durch eine Frequenz von 40 – 50 Flügelschlägen pro Sekunde aus und kann nur durch eine hohe Atem- und Herzfrequenz geleistet werden.

Die Kolibris besuchten vor allem Stachytarpheta glabra, eine blau blühende Pflanze mit besonders viel Nektar.

Western Swallow-tail Hummingbird (Eupetomena macroura)

Amethyst Woodstar (Calliphlox amethystina)

Amethystohrkolibri (Colibri serrirostris)

Fork-tailed woodnymph (Thalurania furcata)

Glittering-bellied Emerald (Chlorostilbon lucidus)

Sapphire-spangled emerald (Amazilia lactea)

Stachytarpheta glabra

An dieser Stelle ein großes Dankeschön an Xenia, die für uns diese wunderschönen Aufnahmen der Kolibris und auch noch viele weitere Fotos gemacht hat.

Auf dem Rückweg konnten wir zwei endemische Arten entdecken: Syagrus mendanhensis ist ein Palmengewächs (Arecaceae), das bisher nur an vier Fundorten im direkten Umkreis von Diamantina gefunden wurde. Die Art ist vom Aussterben bedroht. Eine Besonderheit der Pflanze ist, dass sie sehr klein bleibt und ihre Früchte einer Studie zufolge sowohl von Vögeln als auch von Säugetieren besonders gerne gefressen werden. Cipocereus crassisepalus ist ein Kakteengewächs (Cactaceae), das bis zu 2 m groß wird und in der Roten Liste von Minas Gerais als stark gefährdet aufgeführt wird.

Syagrus mendanhensis

Zwei der Exkursionsteilnehmerinnen hatten besonderes Glück und stießen auf dem Rückweg auf einen schwarzen Jaguarundi (Puma yagouaroundi). Jaguarundis sind kurzbeinige, etwa 65 cm große Katzen, die trotz ihrer weiten Verbreitung nur selten in freier Wildbahn gesichtet werden. Da das Tier schnell wieder verschwunden war, konnten die Studentinnen leider keine Bilder von ihm machen.

Folgende Pflanzen haben wir auf der Rückfahrt in dem kleinen Ort Vau gefunden:

Der Annattostrauch (Bixa orellana) ist ein in den Neotropen vorkommender Strauch, der rote, stachelige Früchte und Samen bildet. Die Samen werden von Indios als Farbstoff für Körperbemalung, in Mittelamerika als Gewürz und als natürlicher Lebensmittelfarbstoff (E 160b – Bixin, Norbixin) benutzt.

Blüte des Annattostrauchs (Bixa orellana)

Früchte des Annattostrauchs

Aristolochia galeata, Dutch Pipe

Unsere beiden Busfahrer in Minas Gerais Jordano und Jorge.

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In den letzten Tagen waren wir zu Gast im Nationalpark Sempre Vivas in der Nähe von Diamantina. Der Park selbst wurde im Jahr 2002 gegründet und erstreckt sich über 124.000 Hektar Fläche. Dort durften wir die unvergleichlichen Landschaften von Cerrado, Campo Rupestre, Mata Atlântica und Überschwemmungsgebiet erleben.

Als erstes erhielten wir eine Einführung in die Gründung und das Management des Parks von Paula Leão Ferreira, der aktuellen Leiterin. Sie erklärte uns, dass es zu Anfang schwierig war, der Bevölkerung zu vermitteln, warum der Park und die darin lebenden Pflanzen und Tiere geschützt werden müssen. Heute werden aber schon alle Entscheidungen gemeinsam von der Parkleitung, den angrenzenden Gemeinden und mit eingebundenen Universitäten getroffen. So ist ein nachhaltiges Management möglich und eine Aufklärung der Menschen auch hinsichtlich des Umgangs mit den endemischen und gefährdeten Sempre-vivas (Strohblumen).

Neben Wanderungen im Gelände, bei denen wir die hohe Artenvielfalt und enorme Endemitenzahl bestaunen durften bekamen wir auch von Márcio Lucca, dem ehemaligen Leiter des Parks, einen Einblick in das Leben der Blumensammler und Garimpeiros. Die Garimpeiros gehen immer noch in den angrenzenden Gebieten ihrem harten Lebenserwerb, dem Diamanten schürfen nach. Er zeigte uns zum Beispiel die Höhlen, in denen die Blumensammler früher während der Pflück-Saison ihre Nächte verbrachten und in denen man auch heute noch Reste von Farnwedeln findet.

Eine dieser Höhlen beherbergt auch sehr alte Höhlenmalereien, die etwa 5.000 bis 10.000 Jahre alt sein soll.

Nachts gab uns Paula einen Einblick in ihr Fachgebiet, die Amphibien. Uns gelang es in tiefster Dunkelheit und nur mit Stirnlampen einige der winzigen und auch größeren Frösche und Kröten aufzuspüren und zu identifizieren.

Morgens und in den Pausen konnten wir die große Vielfalt an Vögeln nahe an der Station beobachten, von Truthahngeiern bis hin zu einigen Kolibris und Steißhühnern konnten wir dabei aufmerksam alles betrachten und uns im Bestimmen mit dem Fernglas und Führer üben.

Colibri serrirostris (Vieillot, 1816)

Colibri serrirostris (Vieillot, 1816)

Colaptes campestris (Vieillot, 1818)

Colaptes campestris (Vieillot, 1818)

Eupetomena macroura (Gmelin, 1788)

Eupetomena macroura (Gmelin, 1788)

Pseudoleistes guirahuro (Vieillot, 1819)

Pseudoleistes guirahuro (Vieillot, 1819)

Die Station selbst dient als Zentrale für die Angestellten des Nationalparks, die Wege ausbessern und das Gelände frei von Wilderern und illegal Sammelnden halten. Vor allem ist eine Aufgabe die Brandüberwachung. Besonders in den heißen Monaten kann es immer wieder zu Feuern kommen, sei es durch Selbstentzündung oder Brandstifterei, weshalb für die Überwachung zwei Männer verantwortlich sind. Sie verbringen sieben Tage in der Station und dann wieder sieben Tage in ihrer Heimat São João.

Der Einblick in die Arbeit hier und die Offenheit der Angestellten und Leiter des Sempre Vivas Nationalparks waren für uns alle eine Bereicherung und ein Erlebnis, an das wir noch lange denken werden.

 

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Auf den Spuren von Spix & Martius stiegen wir am 7. März 2015 auf den Pico do Itambé. Dieser 2052 Meter hohe Berg ist seit langem für seinen Reichtum an Endemiten bekannt, von denen wir eine ganze Reihe von Lucas Coelho de Assis gezeigt und teilweise auch mit Hilfe von Carlos Alberto Ferreira Junior vom Botanischen Garten in Belo Horizonte benannt bekamen.

Diamantina mit dem Pico do Itambé im Hintergrund

Diamantina mit dem Pico do Itambé im Hintergrund

Auguste de St. Hilaire sammelte 1816 am Pico do Itambé einen Beleg von Dyckia sordida, dessen Isotypus im Herbarium von Paris liegt.

(Nicht zu verwechseln mit Étienne Geoffroy Saint-Hilaire (* 15. April 1772 in Étampes; † 19. Juni 1844 in Paris), Zoologe. Die Säugetierarten Callithrix geoffroyi, Inia geoffrensis, Ateles geoffroyi, Nyctophilus geoffroyi, Anoura geoffroyi, Dasyurus geoffroyi und Leopardus geoffroyi sind nach Étienne Geoffroy Saint-Hilaire benannt. Ebenso die Vogelarten Schistes geoffroyi, Neomorphus geoffroyi und Geoffroyus geoffroyi.)

Fuchsia regia (Vell.) Munz

Mit Gruß an den Botanischen Garten der Universität Tübingen, der eine artenreiche Sammlung von Fuchsia-Arten aufweist. Die Gattung wurde nach Leonhart Fuchs (* 17. Januar 1501 in Wemding; † 10. Mai 1566 in Tübingen) benannt, der die Gattung nie selbst sah.

Fuchsia regia, mit Gruß an den Botanischen Garten der Universität Tübingen, der eine artenreiche Sammlung von Fuchsia-Arten aufweist. Die Gattung wurde nach Leonhart Fuchs (1501-1566) benannt, der die Gattung nie selbst sah.

Lavoisiera itambana Mart. & Schrank ex DC., endemisch am Pico do Itambé

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Hoffmannseggella itambana (Pabst) V.P.Castro & Chiron

Endemit in Minas Gerais
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homotípico Cattleya itambana (Pabst) Van den Berg
homotípico Sophronitis itambana (Pabst) C.Berg & M.W.Chase

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 Sinningia magnifica (Otto & A.Dietr.) Wiehler
endemisch im Südosten Brasiliens

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Epidendrum xanthinum Lindl.
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Vellozia metzgerae L.B.Sm.
Endemit in Minas Gerais
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Lobelia fistulosa Vell.
Endemit in Südostbrasilien
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Wir konnten den Grünmaskenkolibri (Hyacinth Visorbearer, Augastes scutatus) und den Blauen Gabelschwanzkolibri (Swallow-tailed Hummingbird, Eupetomena macroura) beobachten:
Eupetomena macroura

Eupetomena macroura

 

 

Augastes scutatus

Augastes scutatus

Beim Rückweg wurde noch eine Schlange entdeckt, die nach schlechten Fotos von Marco und Manuel durch Lucas und seine Freunde Carlos Castro und Tiágo Lima eindeutig als Bothrops neuwiedi (WAGLER, 1824), benannt nach Prinz Maximilian Alexander Philipp zu Wied-Neuwied, bestimmt wurde:

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Lucas verschickt Fotos an seine Kollegen, die umgehend Arten aller Gruppen bestimmen helfen.

Lucas verschickt Fotos an seine Kollegen, die umgehend Arten aller Gruppen bestimmen helfen.

Rast beim Aufstieg, Aufstieg und Gipfelfoto

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Material für die Befestigung des Weges

Material für die Befestigung des Weges

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Nach einem tollen Abschluss der zoologischen Exkursion mit leckerem Abendessen im regnerischen Rio de Janeiro trennte sich die über die vier Wochen eingeschworene Gruppe. Diejenigen, die nur an der zoologischen Exkursion teilnahmen, verbrachten noch einen letzten Tag in Rio im botanischen Garten, im historischen Zentrum der Stadt und letztendlich kurz an der Copacabana. Am Abend reisten sie ins verschneite Deutschland ab.

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Links die Königspalmen-Allee, das Wahrzeichen des botanischen Gartens und rechts der gute, alte Breit-Wegerich (Plantago major) im Heilpflanzengarten

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Links der Zuckerhut im Regen, rechts die Selarón-Teppe in Lapa

Ein zweiter Teil der Gruppe begann die zweiwöchige botanische Exkursion von Prof. Hampp und Prof. Grüninger in Porto Alegre.

Der andere größere Teil der Gruppe nahm eine Woche Auszeit auf der Ilha Grande, um dann das dreiwöchige Geoökologie-Praktikum zu beginnen. Auf Wanderwegen durch die Mata Atlântica sahen wir auf der Insel u. a. zwei Kolibriarten, den Schwarzbrust-Mangokolibri (Anthracothorax nigricollis) und den Blauen Gabelschwanzkolibri (Eupetomena macroura) und am Strand die Meeresfauna.

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Nach diesen vielen verschiedenen Eindrücken trafen sich die Teilnehmer des Geoökologischen Gelände-Praktikums mit Dr. Radtke in Porto Alegre und sind von dort mit zwei T2-VW-Bussen Richtung Pró-Mata gefahren. In São Francisco de Paula trafen wir auf die Botanikergruppe und fuhren gemeinsam weiter.

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Auf dem Weg machten wir Halt im Nationalforst „Floresta Nacional de São Francisco de Paula-RS“. 1945 wurde die Forststation „Estação Florestal de Morrinhos“ gegründet und erlangte 1968 den Status eines Nationalforsts. Die Mitarbeiter der Station machen sich zur Aufgabe, die Natur mit den Mitteln der nachhaltigen Nutzung zu erhalten und zu verbinden. Auf unserem Weg durch den Nebelwald, der sich durch viele Epiphyten wie herabhängende Flechten auszeichnet, sahen wir zwei riesige 500-600 Jahre alte, etwa 30 m hohe Araukarien. Diese alten Araukarien sind sehr selten geworden, denn vor den 1980er Jahren wurde ein Großteil des Araukarien-Bestandes, vor allem die Individuen mit einem großen Durchmesser, aufgrund des wertvollen Holzes abgeholzt. Die zwei von uns bewunderten Exemplare hatten Glück, dass ihr Holz morsch ist und sie deshalb von der Axt verschont geblieben waren.

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  • 500 Jahre alte Araukarie
  • Nebelwald mit Flechten und Moos
  • alte Araukarien

Nach einer holprigen zweistündigen Fahrt in den VW-Bussen kamen wir im Dunkeln an der Station Pró-Mata an. Pró-Mata bedeutet „für den Wald“ und ist ein Araukarienwald-Schutzgebiet, der Universität Tübingen und der PUCRS, der katholischen Partneruniversität, in 800 – 1100 m Höhe auf der Serra Geral in der Gemeinde São Francisco de Paula. 1996 wurde mitten im Schutzgebiet die Forschungsstation eingeweiht. Die Idee zu dieser Station entstand Anfang der 90er Jahre durch eine Tübinger Arbeitsgruppe in Porto Alegre. Das Hauptziel der Station ist die naturnahe Wiederbewaldung mit Araukarien.

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Links: 1,   23

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In der Jura-Kreide-Zeit (vor 160-180 Mio. Jahren) hatte die Araukarie ihren Höhepunkt und war weltweit verbreitet. Noch heute zeigen versteinerte Araukarien in Europa ihre einstige Verbreitung. In Mata werden wir nächste Woche dann in einer Stadt sein, die weitgehend aus versteinerten Araukarien besteht. Lebende Araukarien gibt es heute aber nur noch auf der Südhalbkugel. Der ursprüngliche Bestand an Araukarienwald in Brasilien war so groß wie die Bundesrepublik Deutschland und zog sich von Minas Gerais bis Rio Grande do Sul, vereinzelt tritt sie noch weiter nördlich auf. Heute sind nur noch 5% des gesamten Bestandes übrig geblieben und nur 1% des zusammenhängenden Waldgebietes. Daher wurde die Baumart 1989 unter nationalen Schutz gestellt, das bedeutet, dass sie in Brasilien weder eingeschlagen noch gehandelt werden darf. Der Araukarienwald, auf Portugiesisch Mata com Araucária, ist der einzige tropische und subtropische Regenwald, in dem Koniferen (Nadelbäume) den Hauptbestandteil der Vegetation ausmachen. Alle anderen Regenwälder sind Laub-Mischwälder. Es gibt drei Gattungen in der Famile der Araucariaceae: Agathis, Araucaria und die erst 1994 in Australien entdeckte Wollemia. Hier in Brasilien kommt nur Araucaria angustifolia vor. Die Familie war während der Jura- und der Kreidezeit auf dem Gondwana-Kontinent verbreitet. Auf der Nordhalbkugel sowie in Afrika sind alle Arten der Familie ausgestorben. Die heute noch lebenden Arten werden aufgrund ihrer altertümlichen Merkmale als „lebende Fossilien“ bezeichnet. Sie sind an ihrer charakteristischen Wuchsform zu erkennen. In jungen Jahren sehen die Pflanzen wie typische uns bekannte europäische Koniferen aus. Im Laufe der Zeit werfen sie ihre unteren Äste ab und entwicklen die charakteristische Kandelaber-Form, ähneln also einem Kerzenleuchter. Dies geschieht, indem das apikale Wachstum stoppt und die Seitenäste über die Spitze des Stammes hinauswachsen, sodass die Spitze abgeflacht wird. Die immergrünen Blätter sind spiralig angeordnet, steif, spitz und lederartig. Die Araukarie wird bis zu 840 Jahre alt und kann 50 Meter Höhe erreichen. Sie ist diözisch, das bedeutet, dass es männliche und weibliche Individuen gibt. Die weiblichen Araukarien bilden kindskopfgroße Zapfen, die durch den Wind bestäubt werden.

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Die Samen werden von dem Azurblauraben (Cyanocorax caeruleus) vergraben, teilweise vergessen und so verbreitet. Es handelt sich hierbei um Zoochorie, eine Samenverbreitung durch Tiere, vergleichbar mit dem Verhalten unseres Eichhörnchens und Eichelhähers.

Die erste Woche auf Pró-Mata stand ganz im Zeichen der Botanik. Bestimmungsübungen:

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Nachdem wir uns mit der Umgebung und der heimischen Flora vertraut gemacht hatten, kamen drei Projekttage auf uns zu. Am ersten Tag gingen wir auf die der Forschungsstation nahegelegenen Pferdekoppel und in das angrenzende Waldgebiet, um Flechten zu kartieren. Eine Flechte ist ein lichenisierter Pilz, d.h. ein Pilz, der eine Population von Algen eingefangen hat und mit ihnen in einer vererbbaren Symbiose lebt. Wir verglichen das Vorkommen verschiedener Flechtenarten auf Licht- und auf Schattenbäumen. Dabei fanden wir im Wald eine äußerst seltene und flauschige Haarflechte. Das Elfenhaar (Coenogonium implexum) wächst in Form eines kleinen Kissens und ist grünlich orangefarben oder gelblich getönt. Prof. Grüninger ist Mit-Autor des Flechtenführers von Pró-Mata. Das Bestimmungsbuch ist über das Brasilienzentrum zu beziehen.

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vl.n.r.:

  • Es wurden keine Mühen gescheut, um an geeignetes Untersuchungsmaterial zu kommen.
  • Flechten neben einer Bromelie am Stamm.
  • Prof. Grüninger, Prof. Magel und Frau Schrey am Flechtenbaum.
  • Prof. Grüninger blüht in seinen Erklärungen über Flechten auf.

Am zweiten Tag haben wir die Photosyntheserate verschiedener Pflanzenarten gemessen. Dazu verwendeten wir ein Gaswechselmessgerät, womit man über den Gaswechsel und die Menge an transpiriertem Wasser der Pflanze die Photosyntheserate bei verschiedenen Lichtintensitäten berechnen kann. Dieses Messverfahren nennt man Porometrie. Die Photosyntheserate lichtadaptierter Pflanzen ist höher als die dunkeladaptierter Pflanzen. Dies liegt daran, dass Lichtpflanzen nicht nur durch ihre morphologischen Blattanpassungen, sondern auch durch funktionelle Stoffwechselanpassungen optimal mit den hohen Lichtintensitäten umgehen können. In der Nähe der Wendekreise ist die Sonneneinstrahlung sehr hoch und kann hier im Gebirge bei klarem Himmel bis zu 2500 µmol Photonen/m²s betragen. Im Vergleich dazu ist die maximale Sonneneinstrahlung in Tübingen 1800 µmol Photonen/m²s. Sobald sich eine Wolke vor die Sonne schob, verringerte sich die Sonneneinstrahlung auf 400 µmol Photonen/m²s. Diese starke Reduzierung der Lichtintensität überraschte uns, da man das mit bloßem Auge nicht so eingeschätzt hätte. Das zweite Experiment bezog sich auf die Schutzmechanismen der Pflanzen gegen zu hohe Lichteinstrahlung. Bei zu hohen Lichtintensitäten besteht die Gefahr, dass die Pflanze durch freie Sauerstoffradikale geschädigt wird. Die Pflanze schützt sich vor zu hoher Sonneneinstrahlung durch Wärmeabgabe. Diese wird im Chlorophyllfluoreszenzmessgerät festgestellt. Wir fanden heraus, dass sich eine Sonnenpflanze besser schützen kann, da sie eine bessere Wärmeabgabekapazität aufweist als eine Schattenpflanze.

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Messungen am Gaswechselmessgerät und Chlorophyllfluoreszenzmessgerät

Am letzten Tag führten wir eine visuelle, makroskopische Bonitierung der Araukarienplantage durch, die im Rahmen einer Doktorarbeit angelegt worden war. Wir untersuchten den Vitalitätszustand der Araukarien anhand von verschiedenen Kriterien, wie zum Beispiel Höhe, Wirtelanzahl und Fraßbefall. Das Ziel dieser Untersuchung ist, unterschiedliche Ökotypen der Araucaria angustifolia aus verschiedenen Teilen des Landes am gleichen Standort wachsen zu lassen und eventuelle Genvarianten herauszufinden. Da diese Untersuchung nur einmal im Jahr stattfindet, wuchert das Untersuchungsgelände im Laufe der Zeit zu und wir hatten das Vergnügen, uns mit der Machete durchs Unterholz zu schlagen.

Dorothee Lambert, Ronja Bauer

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